Wenn der Wahlkalifornier am Samstag seinen 60. Geburtstag in Esslingen feiert, dann darf er zusammen mit Familie und Freunden auf eine einmalige sportliche Karriere zurückblicken. Als sportliches Vorbild war er über lange Jahre das Aushängeschild für seinen Verein den SSV Esslingen und die deutsche Wasserball Nationalmannschaft.
Sein erstes Länderspiel bestritt er 1971 in Augsburg und brachte es insgesamt auf 231 Spiele für Deutschland, von denen er 229 in den Jahren von 1971 bis 1983 und zwei weitere nach einjähriger Pause im Jahr 1985 absolvierte. Sein größter sportlicher Erfolg war wohl im Jahr 1981 in Split der Gewinn der Europameisterschaft. Hier ein Mannschaftsfoto des erfolgreichen Teams:
Hintere Reihe: Nicolai Firoiu (Trainer), Frank Otto, Werner Haas (Betreuer), Rainer Osselmann, Peter Röhle, Thomas Loebb, Masseur, Günter Kilian,Bernd Weyer, Bodo Hollemann
Vordere Reihe: Jürgen Stiefel, Jürgen Schröder, Werner Obschernikat, Hagen Stamm, Roland Freund, Ralf Obschernikat, Michael Wendel
Sportler des Jahres in Esslingen wurde Jürgen Stiefel nach den Aufzeichnungen des SSV Esslingen in Anerkennung seiner herausragenden Leistung in den Jahren 1978, 1981 und 1988. Seine internationale Sportlerkarriere hat er mit gerade 18 Jahren als jüngster im deutschen Team 1972 bei den olympischen Spielen in München begonnen, an denen er gemeinsam mit Ingulf Nossek, dem Vater des aktuellen Mannschaftskapitäns im DWL Team des SSV Esslingen, teilnehmen konnte. Eine Medaille haben die beiden mit dem vierten Platz knapp verfehlt aber dennoch ein Ausrufezeichen gesetzt.
Es war in München nach dem Spiel gegen die Niederlande, das die deutsche Mannschaft damals nicht gewinnen konnte und nur ein unglückliches 4:4 erreichte, bei dem neben einem Tor von Ingulf Nossek der junge Jürgen Stiefel zweimal erfolgreich war, als der damalige Bundestrainer Hans Schepers über den Neuling Stiefel schwärmte: „Wenn die Russen so einen Spieler hätten, dann würden sie ihn in einer Sänfte bis Moskau tragen“.
Auch bei der zweiten Teilnahme bei Olympia in Montreal 1976 sollte es mit dem sechsten Platz wieder zu keiner Medaille für den Esslinger und das deutsche Team reichen. Jürgen Stiefel war zur tragenden Säule der Mannschaft geworden und hatte sich wie alle anderen auf die Spiele im Jahr 1980 in Moskau gefreut um dort endlich die ersehnte Medaille zu gewinnen – die Qualifikation war bereits 1978 durch den 6. Platz bei der Weltmeisterschaft erreicht. Doch daraus wurde nach dem Boykott leider nichts und somit blieb zumindest dieser sportliche Wunsch unerfüllt.
Trotzdem durfte Jürgen Stiefel eine Autogrammstunde in der Esslinger Innenstadt geben und hatte auch einige nette Begegenungen:
Neben vielen weiteren Erfolge für Deutschland wie mehrere Teilnahmen an Welt- und Europameisterschaften, bei denen er 1978 in Berlin sogar Torschützenkönig der WM wurde, war Jürgen Stiefel über Jahrzehnte hinweg die zentrale Stütze der Esslinger Wasserballer in der ersten Bundesliga. Der größte Erfolg mit dem Vereinsteam dürfte der dritte Platz bei der deutschen Pokalmeisterschaft in Esslingen im Jahr 1980 gewesen sein, an den noch heute viele Mannschaftskameraden und andere, die dabei sein konnten, gerne zurückblicken.
Der Kern der damaligen Mannschaft spielte über viele Jahre zusammen wie uns dieses Bild aus dem Jahr 1978 zeigt:
Hintere Reihe: Rainer Albrecht (Trainer), Ingulf Nossek, Holger Frey, Thomas Luz, Dirk Aigner, Klaus Landmesser, Gerhard Finkes, Jürgen Stiefel, Mannschaftsbetreuer
Vordere Reihe: Winfrid Henrich, Michael Baum, Dieter Rauscher, Achim Vogel
Seit 2004 lebt Jürgen Stiefel jetzt in Kalifornien mit seiner Familie. Gemeinsam mit seiner Frau Diane hat er mittlerweile drei Kinder großgezogen, die alle auch sehr erfolgreich Wasserballsport betreiben. Die älteste Tochter Sandra wurde mit der Bochumer Damenmannschaft Deutscher Meister und Pokalsieger. Jenny spielt aktuell im deutschen Nationalteam und für ihre Universitätsmannschaft in den USA, Robert spielte in diesem Sommer für den SSV Esslingen mit bei der U19 bei der deutschen Meisterschaft und konnte dort den dritten Platz erreichen.
Die Schwester von Jürgen Stiefel, Ulrike Dierolf – verheiratet mit Esslingens Trainer Urgestein Gerhard Dierolf und Mutter von Katrin und Steffen Dierolf, die ebenfalls in die Fußstapfen ihres Onkels getreten sind und es bis in die deutsche Nationalmannschaft geschafft haben – freut sich darauf ihren Bruder wieder zu sehen. „Ich bin schon sehr gespannt wer alles kommen wird“ hat sie gesagt und es könnte durchaus einige Überraschungen geben, wenn sich die große Wasserballfamilie am Samstag treffen wird.
Der SSV Esslingen gratuliert ganz herzlich und wünscht weiterhin alles Gute!