13 Monate ohne offizielles Spiel – Vierer-Turnier in Hannover zum Auftakt
Nachdem der geplante Start im Herbst 2020 der Corona-Pandemie geschuldet ins Wasser fiel, wagen die Bundesliga-Wasserballer nun unter einem strengen Hygienekonzept den Neustart. Um Kosten und Zeit zu sparen wird es hin zur Deutschen Meisterschaft mehrere Turniere geben. Der SSV Esslingen startet mit einem Turnier in Hannover.
Es war kein einfacher Weg, aber nach unzähligen Videokonferenzen und Überlegungen startet die Wasserball-Bundesliga (vormals: DWL) mit einem pandemiebedingt anderen Modus an diesem Wochenende in die neue Saison. Die acht besten Mannschaften der vergangenen Saison (vormals: ProA) starten mit zwei ausgeglichen besetzten Gruppen in die Runde. In der Vorrundengruppe A trifft der SSVE auf den amtierenden Deutschen Meister Waspo 98 Hannover, den ASC Duisburg sowie die White Sharks Hannover. In der Parallelgruppe B spielen Spandau 04, OSC Potsdam, SV Ludwigsburg und SG Neukölln. Nach dem ersten Turnier wird es am 10./11. April ein „Rückturnier“ mit den identischen Teilnehmern geben. Die ehemalige ProB-Gruppe der DWL wird erst später ins Geschehen eingreifen, da es dort aktuell noch Mannschaften gibt, die noch nicht einmal ein sportartspezifisches Training, also beispielsweise Zweikämpfe und Trainingsspiele, abhalten dürfen.
Platz 1 und 2 der beiden Vorrundengruppen, also insgesamt vier Teams spielen in einem Modus mit weiteren Turnieren den 100. Deutschen Meister seit 1912 aus. Die übrigen vier Teams spielen eine Relegation mit den anderen acht Mannschaften der ehemaligen ProB-Gruppe aus und ermitteln anschließend ebenfalls in weiteren Turnieren die Plätze 5 – 16, sofern denn überhaupt alle Vereine an der diesjährigen Meisterschaft teilnehmen können. Absteiger in die zweite Liga wird es daher keine geben, die Durchlässigkeit innerhalb der Bundesliga zwischen den ersten und zweiten Acht ist aber gegeben. Denn im Herbst möchte man zur Saison 2021/2022 dann wieder mit dem altbekannten System starten.
Für die Esslinger Wasserballer, allerdings nicht nur für die, ist es nun eine Art Sprung in unbekanntes Gewässer. Nachdem das letzte offizielle Spiel am 1. Februar 2020 war, ist es nun äußerst schwierig, den aktuellen Leistungsstand zu benennen und eine Vorhersage zu treffen. Zwar konnten die Esslinger überwiegend gut trainieren und die Mannschaft zog auch gut mit und war den Umständen entsprechend motiviert, dennoch sind 13 Monate ohne Wettkampf für alle Neuland. Zwar gab es im Februar zwei offizielle Vorbereitungsturniere, eines in Ludwigsburg mit Krefeld sowie eines in Neukölln und Potsdam, doch wie aussagekräftig die Ergebnisse waren, wird sich erst jetzt zeigen. SSVE-Trainer Heiko Nossek ist daher auch gespannt: „Nach über einem Jahr wieder ein offizielles Spiel – da fallen Prognosen oder Ähnliches mehr als schwer. Waspo wird sicher eine bis zwei Nummern zu groß sein, aber gegen die White Sharks und den ASCD sind wir sicherlich nicht chancenlos. Die Tatsache, dass wir nicht auf den gesamten Kader zurückgreifen und dass wir aktuell nie auf einem großen Feld trainieren konnten, macht die Sache nicht einfacher. Aber alle freuen sich auf dieses Wochenende und gehen mit großer Zuversicht in die Spiele!“ Der zweimalige Olympiateilnehmer, der erst kurz vor dem Abbruch der letzten Meisterschaftsrunde den Cheftrainerjob beim SSVE übernahm, bildet mittlerweile ein eingespieltes Team am Beckenrand mit Hannes Rothfuß. Der ergänzt: „Die Vorfreude ist groß, dass es endlich wieder losgehen kann! Ich bin sehr gespannt, was die dann doch verjüngte Truppe zu leisten imstande ist und sehe uns gegen die White Sharks und den ASCD nicht chancenlos. Es wird sich zeigen, welche der Mannschaften aus der aktuellen Situation das beste machen wird.“
Nach bereits erfolgtem PCR-Test Mitte der Woche werden sich alle Teilnehmer am Samstag vor Betreten der Schwimmhalle erneut einem Schnelltest unterziehen und sich natürlich an das strenge Hygienekonzept des Deutschen Schwimm Verbandes halten müssen. Zuschauer wird es wenig überraschend erst einmal keine geben.
Dann treffen die Esslinger Bundesligawasserballer um 12.45 Uhr auf den ASC Duisburg. Ausgerechnet die Duisburger könnte man sagen, denn auch das letzte offizielle Spiel absolvierte der SSVE gegen die Rheinländer. Den überraschenden 12:11-Auswärtssieg würde man nun natürlich auf neutralem Boden gerne wiederholen. Allerdings war dies erst der zweite Sieg des SSVE in den letzten 10 Duellen mit den Westdeutschen. Dass so ein Turnier anstrengend wird, zeigt, dass nur etwa fünfeinhalb Stunden nach Spielende der ersten Partie um 19.30 Uhr bereits das zweite Spiel für die Esslinger auf dem Programm steht. Dann treffen sie auf Lokalmatador White Sharks Hannover. Das letzte Aufeinandertreffen mit den „Sharks“ datiert von Anfang Dezember 2019, das mit einer enttäuschenden 8:9-Auswärtsniederlage für den SSVE endete, wobei allerdings auch die beiden vorherigen Spiele verloren gingen. Am Sonntag um 10.30 Uhr treffen die Esslinger schließlich noch auf Champions League Teilnehmer Waspo 98 Hannover. Gegen das internationale Profiteam wird es nichts zu holen geben, allerdings sollte auch eine solche Partie genutzt werden, um sich für die weiteren Aufgaben einzuspielen – gerade nach einer so langen Pause.
Alle sind nun gespannt, wie der Leistungsstand ihrer Mannschaften ist. Der SSV Esslingen startet mit einer verjüngten Mannschaft sowie zwei Neuzugängen in die neue Saison. Nachdem die beiden jetzigen Trainer endgültig aus dem Wasser gestiegen sind und auf der Trainerbank Platz nehmen werden, sind weitere Jugendspieler aus der eigenen U18 in den Kader aufgerückt. Da es derzeit mehrere verletzte und angeschlagene Spieler gibt, werden auch schon an diesem Wochenende einige dieser jungen Spieler Einsatzzeiten bekommen. Zu den bekannten Größen wie Kapitän Marvin Thran, Torhüter Florian Pirzer, dem aktuellen A-Kader-Nationalspieler Zoran Bozic, Linkshänder Valentin Finkes, Center Konstantinos Sopiadis, Miklos Barothy und Uros Fabic und den bereits in der abgebrochenen Spielzeit eingesetzten jungen Spielern wie etwa die drei Jugendnationalspieler Boris Tepic, Robin Rehm und Marko Zemun kam der erfahrene und torgefährliche Bundesligaspieler Deni Cerniar hinzu, der vormals für Cannstatt, Ludwigsburg und Potsdam bereits im Einsatz war. Ebenfalls neu im Team ist der 19jährige Serbe Nikola Stankovic.
Nach diesem Wochenende wird man schon etwas klarer sehen, wie weit das Bundesliga-Team des SSVE ist und wo es noch Defizite gibt.