SSVE mit unbändigem Willen auf Platz 4

SSVE mit unbändigem Willen auf Platz 4
6. März 2016

Punktlandung nach dramatischem Unentschieden gegen Hannover

Die Bundesliga-Wasserballer des SSV Esslingen haben eine wahre Punktlandung auf Platz 4 hingelegt und damit ihr Ziel und das Maximum erreicht. Mit einem Unentschieden nach 6:10-Rückstand und vierminütiger Unterzahl erkämpften sie den einen entscheidenden Punkt beim 12:12 (3:3, 3:3, 2:4, 4:2) gegen die White Sharks Hannover.

Es gibt Wasserballspiele, die im Gedächtnis haften bleiben. Die Partie am letzten Hauptrundenspiel-tag zwischen dem SSV Esslingen und den White Sharks Hannover im Untertürkheimer Inselbad gehört definitiv dazu. Lange mussten die zahlreich erschienen und gespannten Fans warten, bis das Spiel überhaupt angepfiffen wurde. Nach einer Komplettsperrung der Autobahn kamen die beiden Schiedsrichter mit 40 Minuten Verspätung in Stuttgart an und hatte dann eine Partie zu leiten, in der es für beide Teams um viel ging und die einen kuriosen und dramatischen Verlauf nahm. Am Ende jubelten vor allem die Esslinger, die ein zwischenzeitlich schon verloren geglaubtes Spiel mit unbändigem Willen und einer großartigen und kämpferischen Mannschaftsleistung doch noch zum Guten wenden konnten. Bemerkenswert vor allem deshalb, weil der SSVE nach einer roten Karte gegen Michael Müller vier Minuten in Unterzahl agieren musste, was im Wasserball meist spielentscheidend ist und der SSVE dazu auch noch zwei Strafwürfe verschoss. Trainer Bernd Berger: „Das war heute ein echter Kraftakt. Wir haben erst Wasserball gespielt, als uns das Wasser buchstäblich bis zum Hals stand. Aber nach dem Ausschluss von Michael Müller und vier Minuten in Unterzahl bei vier Toren Rückstand sind wir zurück gekommen. Deshalb ist der Punkt mehr als verdient. Der vierte Platz und der direkte Einzug ins Viertelfinale ist der Lohn für eine tolle, wenn auch schwierige Saison.“ Die großartigen Fans gaben ihr Team nie auf und als die Aufholjagd startete, war die Begeisterung kaum mehr zu toppen. Der Mitte des dritten Abschnittes ausgeschlossene Michael Müller fieberte weit abseits des Spielfeldes mit und hoffte auf einen guten Ausgang für seine Mannschaft, die er seit seinem Comeback noch einmal unterstützt und wofür Bernd Berger lobende Worte fand: „Auch wenn es heute für ihn schlecht lief möchte ich mich nochmals für seinen Einsatz bedanken. In einer Phase, in der wir dringend einen erfahrenen Spieler benötigt haben, war er ohne Zögern da.“ Kapitän Heiko Nossek lobte das Kollektiv und blickt in die Zukunft: „Ich muss meiner Mannschaft ein riesen Kompliment machen. Sie hat trotz der diskussionswürdigen Entscheidung das Spiel noch gedreht und das zeugt von Charakter! Der vierte Platz war nach der kuriosen Saison das absolute Maximum. Die ersten Drei spielen leider in einer eigenen Liga. Für uns gilt es nun schon den Blick in die neue Saison zu richten.“ Von der starken rechten Esslinger Angriffsseite mit den beiden Linkshändern Valentin Finkes und Hannes Glaser, die je drei Mal ins Schwarze trafen wurde letzterer mit dem Titel „Spieler des Tages“ belohnt: „Wir haben gut gekämpft und als Mannschaft gewonnen“, sah der Nationalspieler die Teamleistung als letztlich entscheidenden Faktor.

Nachdem die beiden Mannschaften viel Zeit hatten, um sich einzuspielen, ging es auch gleich richtig los: mit einem direkt verwandelten Freiwurf traf Heiko Nossek gleich im ersten Angriff zum 1:0. Doch das junge Hannoveraner Team drehte mit zwei Treffern die Führung zu ihren Gunsten, ehe Hannes Glaser mit dem „Tor des Tages“ den Ausgleich erzielte: auf einen scharfen Pass aus der Mitte nagelte der 23jährige den Ball unhaltbar von Rechtsaußen ins Netz. Nationalspieler Timo van der Bosch traf in Überzahl zur neuerlichen Esslinger Führung, die die Gäste aber noch vor der ersten Pause egalisierten.
Der zweite Abschnitt begann wie der erste, nämlich mit einem Treffer von Heiko Nossek. Doch mit den Kontertoren Nummer 4 und 5 zeigten die Niedersachsen, dass sie weiter um die Punkte mitspielen würden. Valentin Finkes in Überzahl sowie Hannes Rothfuß aus dem Rückraum trafen zum 6:5, das Spiel wog weiter hin und her. Folgerichtig fiel somit auch noch vor der Halbzeitpause der 6:6-Ausgleich.
Die Norddeutschen hatten nach dem Wiederanpfiff den besseren Start und gingen in Führung. Es folgte die Situation, die zum Ausschluss von Michael Müller führte. Nach einem Gerangel auf der Centerposition werteten die Unparteiischen eine Aktion des Esslinger Centerspielers als brutale Handlung, was die denkbar schärfste Bestrafung in einem Wasserballspiel nach sich zieht: Ausschluss für das gesamte Spiel und erst nach vier Minuten darf ein Ersatz einrücken, zusätzlich wird ein Strafwurf fällig. Diesen verwandelten die Sharks zur ersten Zwei-Tore-Führung des gesamten Spiels. Zu diesem Zeitpunkt waren noch 13 Minuten zu spielen. Bis auf 6:10 bauten die Gäste ihre Führung aus, ehe der SSVE wieder komplett war. Und dann wie die Feuerwehr loslegte: 33 Sekunden vor Ende des dritten Abschnitts nutzte Valentin Finkes ein Überzahl zum 7:10 und spätestens als Hannes Glaser 26 Sekunden später einen Konter erfolgreich abschloss, stand nicht nur die Halle Kopf, sondern die Mannschaft zeigte, dass sie das Spiel noch lange nicht abgehakt hatte.
Es war nun eine reine Nervenschlacht, in der im letzten Viertel mehr als zwei Minuten nichts passieren sollte, ehe Hannes Glaser den Anschlusstreffer schaffte. Mitten in die Esslinger Aufholjagd dann jedoch zwei wahre Tiefschläge: aus dem Rückraum sowie in Überzahl zog Hannover plötzlich wieder auf 9:12 drei Minuten vor der Schlusssirene davon. Doch wer nun glaubte, der Kampf zurück ins Spiel hätte das Esslinger Team zu viel Kraft gekostet, sah sich einmal mehr in diesem verrückten Schauspiel getäuscht: mit wahrlich unbändigem Willen und einer grandiosen Mannschaftsleistung schaffte der SSVE noch einmal die Wende. Timo van der Bosch nutzte einen Abpraller nach einem eigentlich schon vergebenen Überzahlspiel doch noch zum 10. Esslinger Tor. Und während die Hausherren zu Beginn des Spiels einen Konter nach dem anderen gegen sich sahen, schlugen sie nun am Ende des Spiels mit gleicher Waffe zurück: Valentin Finkes traf nach Zuspiel von Hannes Glaser zum Anschluss und nach erneutem Pass von Hannes Glaser war es Hannes Rothfuß, der eineinhalb Minuten vor dem Ende den 12:12-Ausgleich erzielte, der in der Traglufthalle alle Dämme brechen ließ. Hannover nahm direkt eine Auszeit doch der SSVE schien nun sogar dem Sieg näher. Als Bernd Berger 18 Sekunden vor der Sirene seine letzte Auszeit nahm war klar, dass das Unentschieden und damit Platz 4 in trockenen Tüchern war.

Ein Spiel das einen ähnlichen Verlauf wie die bisherige Saison nahm: ein stetiges Auf und Ab, am Ende mit einem tollen Erfolg: dank des besseren Torverhältnis gegenüber Bayer Uerdingen Platz Vier hinter den drei Topteams Spandau 04, Waspo Hannover und ASC Duisburg ist für das junge Esslinger Team das Maximum, was erreicht werden konnte. Damit sind sie nicht nur direkt für das PlayOff-Viertelfinale um die Deutsche Meisterschaft qualifiziert, sondern haben sich auch vorzeitig den Verbleib in der A-Gruppe der Deutschen Wasserball Liga gesichert. Die DWL macht nun aufgrund der Olympiaqualifikation der Deutschen Nationalmannschaft Anfang April in Triest Pause, danach geht es mit der Relegation zwischen A- und B-Gruppe weiter. Der SSVE hat damit erst im Mai sein nächstes Spiel, wenn es dann um den Einzug ins Halbfinale gehen wird.

Für den SSV Esslingen im Einsatz waren:
Marco Watzlawik (Torwart), Lars Hechler, Hannes Rothfuß (2 Tore), Valentin Finkes (3), Timo van der Bosch (2), Jonathan Nemitz, Heiko Nossek (2), Michael Müller, Linus Orszulik, Konstantinos Sopiadis, Cedrik Zupfer, Hannes Glaser (3) und Adrian Hausmann (Torwart).

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