SSVE mit drei Niederlagen in Marseille – Erfahrungen gesammelt
Nicht nur wegen der offensichtlichen Proteste in Frankreich gegen die Anhebung des Renteneintrittsalters war die Europapokalreise des SSV Esslingen nach Marseille ein Abenteuer, auch sportlich war es eine große Herausforderung für die junge Mannschaft.
Den Verantwortlichen des SSV Esslingen war von Vorneherein klar, dass es in der zweiten Runde der LEN-Trophy darum gehen wird, Erfahrungen zu sammeln und möglichst viel von den europäischen Top-Teams zu lernen. Erschwerend kam hinzu, dass sowohl Kapitän Robert Roth (Examen) als auch Vizekapitän Hannes Rothfuß (keine Freigabe der Bundeswehr) die Mannschaft nicht vor Ort unterstützen konnten. Damit standen den Esslinger Wasserballern zwei Schlüsselspieler nicht zur Verfügung, was das Unterfangen keineswegs einfacher machte.
In der ersten Partie traf der SSVE gleich auf die gastgebende Mannschaft von CN Marseille. Im ersten Viertel sah es sehr ordentlich aus, was die Mannschaft um Interimskapitän Michael Müller fabrizierte. Zwar lag man schnell mit 0:3 im Rückstand, doch die aufopferungsvoll kämpfende Mannschaft kam durch Tore von Miro Tadin und Michael Müller wieder auf 2:3 heran. Mit diesem Zwischenergebnis ging es auch in die erste Viertelpause. Im zweiten Viertel konnte man noch einigermaßen dagegenhalten, doch die Durchschlagskraft im Angriff fehlte. Hinten kassierte man drei Tore, sodass das Halbzeitergebnis mit 2:6 durchaus noch respektabel ausfiel. Was dann passierte ist schnell erzählt: vier schnelle Kontertore brachen den Esslinger Widerstand und ließen das Ergebnis zu deutlich werden. Die Ordnung fehlte nun, schnellen Ballverlusten im Angriff folgten ein ums andere Mal Kontertore der Hausherren. Bei den vielen Überzahlsituationen von Marseille konnten dann auch die gut aufgelegten Torhüter Marco Watzlawik (1.-3. Viertel) und Michael Knelangen (4. Viertel) nichts mehr ausrichten, obwohl beide jeweils sogar einen Strafwurf parierten. Am Ende stiegen die Esslinger mit einer 2:18 (2:3, 0:3, 0:6, 0:6)-Niederlage enttäuscht aus dem Becken der herrlich an der Mittelmeerküste gelegenen Schwimmhalle.
Beim Spiel am Samstagabend gegen den späteren Turniersieger Honved Budapest lieferten die Esslinger ein ähnliches Spiel ab, der Endstand von 2:18 (1:5, 0:7, 1:3, 0:3) war sogar derselbe. Allerdings gab es auch einen Unterschied. Während man tags zuvor in der ersten Halbzeit noch halbwegs mithalten konnte, deutete sich diesmal von Beginn an eine hohe Niederlage ab. Umso erstaunlicher war es, dass die Esslinger Mannschaft nicht aufgab, sondern weiterhin versuchte, ihren Möglichkeiten entsprechend dagegenzuhalten. Das gelang in der zweiten Halbzeit ganz ordentlich, was die Moral in der Mannschaft beweist. Der Wille, etwas zu lernen und Wasserball zu arbeiten war erkennbar, weshalb die Niederlage gegen die mit aktuellen und ehemaligen Nationalspielern besetzte ungarische Mannschaft nicht noch höher ausfiel.
Am Sonntagvormittag wartete dann mit CN Terrassa aus Spanien ein weiteres erfahrenes Team auf die jungen Esslinger. Erschwerend hinzu kam, dass die Spanier nach dem Unentschieden vom Vortag gegen die Gastgeber einen möglichst hohen Sieg brauchten, um das Achtelfinale zu erreichen. Dementsprechend ging die Mannschaft um Esslingens Ex-Torhüter Michal Diakonow engagiert ans Werk. Das erste Viertel war mit 0:3 noch erträglich, spätestens im dritten Viertel, das aus Esslinger Sicht mit 0:8 endete, war der Bann endgültig gebrochen. Ein Aufbäumen war dieses Mal nicht zu erkennen, was aber bei der dritten deutlichen Niederlage in drei Tagen auch nicht unerklärlich ist. Die Partie endete frustrierend ohne eigenen Torerfolg mit 0:22 (0:3, 0:5, 0:8, 0:6).
Außer mit dem letzten Spiel war SSVE-Coach Davorin Golubic aber mit dem Auftreten seiner Mannschaft nicht gänzlich unzufrieden: „Wir haben viele Fehler gemacht, zu viele. Aber ich denke, dass wir daraus lernen können und es für die jungen Spieler eine wichtige Erfahrung war.“
Das Turnier gewann Honved Budapest vor Gastgeber CN Marseille, die in der letzten Partie des Turniers ein überraschendes 9:9-Unentschieden erzielen konnten, weshalb der hohe Sieg von CN Terrassa gegen den SSVE den Spaniern trotzdem nur den dritten Platz einbrachte, gleichbedeutend mit dem Ausscheiden aus dem europäischen Wettbewerb.
Trotz der drei deutlichen Niederlagen des SSV Esslingen gab es aufgrund des jugendlichen Alters der Mannschaft lobende Worte von den beteiligten Teams sowie vom Wasserball-Chef des Weltverbandes (FINA) Gianni Lonzi, der bei der Veranstaltung an der französischen Mittelmeerküste als Turnierleiter fungierte. In der Tat war der Altersdurchschnitt aufgrund der Ausfälle noch einmal gesunken und lag bei etwa 19,3 Jahren, entsprach also eher einer A-Jugend-Mannschaft als einem Männerteam. Diese Mannschaft konnte durch die Teilnahme am Europapokal Erfahrungen sammeln, die in der Zukunft noch sehr wichtig für sie sein werden, so zum Beispiel bei der am 6.11. beginnenden Bundesligasaison in Würzburg.
Für den SSV Esslingen im Einsatz waren:
Michael Knelangen (Torwart), Tim Hornuf, Miro Tadin (1 Tor), Matthias Thoma (1), Fabian Bader, Mike Troll, Lars Hechler (1), Michael Müller (1), Lars Blankenhorn, Robert Berghoff, Robin Finkes und Marco Watzlawik (Torwart).