Ende einer großen Sportler-Karriere – „Wasserball-Berühmtheiten“ zu Gast im SSVE
Am kommenden Samstag um 16 Uhr wird Heiko Nossek noch einmal ins kühle Nass des SSVE-Freibades auf der Neckarinsel springen und seine lange und erfolgreiche Karriere mit einem Abschiedsspiel im feierlichen Rahmen des SSVE-Sommerfestes ausklingen lassen.
Zwar wird Heiko Nossek sicherlich nicht das letzte Mal ins Wasser springen, da der dreifache Familienvater zum einen das SSVE-Freibad auch in Zukunft mit seiner Familie gerne nutzen wird und er zum anderen ja auch weiterhin Trainer der Bundesliga-Wasserballer des Vereins bleibt, doch als aktiver Athlet soll das Spiel am Samstag um 16 Uhr zwischen einer Auswahl aus ehemaligen Nationalspielern und Weggefährten gegen die aktuelle Bundesligamannschaft des Vereins den Abschluss einer großen Karriere bilden. Viele ehemalige deutsche Nationalspieler haben nicht gezögert und ihre Teilnahme zugesagt, darunter Tobias Kreuzmann und Tim Wollthan, die die Wasserballkappe schon länger an den Nagel gehängt haben, aber auch der erst kürzlich von der Nationalmannschaft verabschiedete langjährige Kapitän Julian Real. Doch auch international ist Heiko Nossek aufgrund seiner Auslandsstationen bestens vernetzt und so wird mit Pietro Figlioli neben anderen ein vierfacher Olympiateilnehmer und internationaler Wasserballstar in Esslingen zu Gast sein, der mit Italien in London 2012 Silber und in Rio de Janeiro 2016 Bronze gewinnen konnte und überdies 2011 Weltmeister in Shanghai wurde. Neben ehemaligen und noch aktiven Übungsleitern auf den Trainerbänken wird auch die Position des Unparteiischen mit Olympia-Schiedsrichter Ulrich Spiegel prominent besetzt sein. Es wird also nicht nur für Wasserballfans einiges zum Staunen geben, mit Sicherheit wird Heiko Nossek auch noch einmal seinen unvergleichlichen, verzögerten Schuss zum Besten geben, für den er bekannt war und den er von seinem Vater Ingulf Nossek in die Wiege gelegt bekommen hat.
Heiko Nossek ist in seiner sportlichen Laufbahn mit großer Wahrscheinlichkeit etwas Einmaliges gelungen: er wurde gleich in vier Ländern Torschützenkönig: 2007 in Griechenland, 2009 in Italien, im gleichen Jahr in der Sommerliga auf Malta und 2006 sowie 2013 in Deutschland. Vier Spielzeiten verbrachte er als Profi in Italien, eine Saison spielte er in der griechischen Liga. Und auch in der Nationalmannschaft war er stets eine der herausragenden Persönlichkeiten, schoss dort oftmals die meisten Tore seines Teams und wurde von den gegnerischen Mannschaften gefürchtet und respektiert, was oft zu einer Sonderbewachung führte.
Bei 307 Nationalmannschaftseinsätzen kamen einige große Turniere zusammen: die beiden olympischen Spiele 2004 in Athen und 2008 in Peking, fünf Weltmeisterschaften und ebenso viele Europameisterschaften. Die größten Erfolge waren dabei mit Sicherheit der fünfte Platz in Athen 2004 sowie ein sechster Platz bei einer WM und ein fünfter Platz bei einer EM. Und auch der Gewinn der Bronzemedaille in der Weltliga 2005 ist noch in guter Erinnerung. Platzierungen von denen man derzeit im deutschen Wasserball nur träumen kann. Die dritten olympischen Spiele blieben dem heute 40jährigen sowohl 2012 und 2016 verwehrt, da sich das Team Deutschland nicht qualifizieren konnte. 16 Jahre nach seinem ersten Einsatz im Nationalteam im Alter von 19 Jahren hatte er beim Olympiaqualifikationsturnier 2016 seinen letzten Einsatz. Doch begonnen hatte alles viele Jahre zuvor: 1989 begann er mit dem Wasserballsport, „beeindruckt von der großen Karriere meines Vaters Ingulf, er war mein erster Trainer, einziges Idol und stets mein größter Förderer“, wie Heiko Nossek einmal über seinen Vater berichtete, der schon 1999 nach einem Herzinfarkt bei einer Radtour mit seinen Schülern während eines Landschulheim-Aufenthalts mit nur 55 Jahren viel zu früh verstarb. Auch er war 125-facher deutscher Nationalspieler und wurde bei den Olympischen Spielen 1972 in München nicht nur Vierter, sondern auch Torschützenkönig.
Vereinsseitig ist Heiko Nossek mit seinem Heimatclub SSV Esslingen stets verbunden geblieben, auch während seiner Zeit von 2003 bis 2006 beim SV Cannstatt, mit dem er 2006 Deutscher Meister wurde sowie seinen Auslandsstationen Ethnikos Piraeus 2006/07 in Griechenland und von 2008 bis 2012 in Italien bei Rari Nantes Sori, Rari Nantes Imperia und Rari Nantes Bogliasco. ‚Bella Italia‘ nannte Heiko Nossek einmal einen Traum, den er sich erfüllt habe: „Dieser Traum kam schon sehr früh bei mir auf und war aufgrund der Tatsache, dass damals nur zwei Ausländer pro Team erlaubt waren, für einen deutscher Spieler sehr schwer zu erreichen. Davor waren lediglich Frank Otto und Dirk Schütze in Italien aktiv. Für dieses Ziel wurde ich anfangs stets belächelt, aber schlussendlich half es mir, mich beim Training zu motivieren und immer an die Grenze zu gehen. Diese Zeit in Italien, wohin mich meine Familie begleitete, war ein weiteres Highlight in meinem Leben – wir lebten dort, wo andere Urlaub machen, und wir haben die Lebensart der Italiener sehr zu schätzen gelernt. Auch die Tatsache, dass wir immer noch gute Kontakte dorthin pflegen, lässt uns immer wieder gerne zurückblicken.“ Zur Spielzeit 2012/13 kam Heiko Nossek zurück nach Esslingen, wurde „Wasserballer des Jahres“ und zum zweiten Mal Torschützenkönig. Mit der Saison 2014/15 wurde der Mannschaftskapitän auch Co-Trainer seines Teams, ehe er dann Ende 2019 den Cheftrainerposten übernahm und 2020 letztmals als Aktiver im Einsatz für seinen Verein war. Der hauptberufliche ‚Referent für Leistungssport für geförderte Sportarten‘ beim Landessportverband Baden-Württemberg sieht seinen Einsatz bei den Esslinger Wasserballern als logische Folge an: „Der SSVE ist und bleibt meine Heimat, dort will ich mich auch in Zukunft noch engagieren. Ich habe dort den Wasserballsport erlernt, bin dort groß geworden, war Spieler und wurde zum Nationalspieler, war Kapitän, Co-Trainer und Trainer – und möchte meinem Verein einfach etwas zurückgeben. Deshalb kümmere ich mich um die sportlichen Geschicke, möchte die Tradition der vorbildlichen Jugendarbeit fortsetzen und ermöglichen, dass es die Eigengewächse in die Bundesliga schaffen.“
Der Eintritt zum Sommerfest und zum Abschiedsspiel ist frei, die Wettervorhersage für Samstag gut, Heiko und der SSVE freuen sich über zahlreiche Gäste!
Heiko Nossek in Aktion (Foto: Benjam Lau, BeLa Sportfoto)