13:11-Erfolg dank toller Mannschaftsleistung vor großer Kulisse
Der SSV Esslingen hat die jahrelange Durststrecke gegen Lokalrivale SV Cannstatt endlich beendet: mit einem spektakulären 13:11 (3:4, 3:2, 3:3, 4:2)-Sieg gehen die Esslinger Bundesligawasserballer in der Best-of-Three-Serie im PlayOff-Viertelfinale um die Deutsche Meisterschaft mit 1:0 in Führung.
Rot-Grün – das hatte am Samstag im Untertürkheimer Inselbad nichts mit Politik zu tun, sondern das waren die bestimmenden Farben in einem an Spannung kaum zu überbietendem Spektakel zwischen Esslingen und Cannstatt vor den Kameraobjektiven von RegioTV. Eine SSVE-Fan-Initiative hatte unzählige Luftballons in den Vereins- und Stadtfarben Rot und Grün verteilt, was die sowieso schon tolle Atmosphäre weiter befeuerte und das schwäbische Derby einmal mehr zur Werbung für den Wasserballsport werden ließ. Und das Wichtigste aus Esslinger Sicht: das lange erhoffte Erfolgserlebnis gegen den SVC ist endlich da. Anspannung vor Beginn, ein harter Kampf im Wasser und danach großer Jubel auf Seiten des SSVE, daher war die Erleichterung und die Freude auch bei Trainer Markus Hahn groß: „Das war ein verdienter Sieg in einem hart umkämpften Match. Entscheidend war, dass wir die bessere Bank hatten und die Mannschaft über weite Strecken die taktischen Vorgaben umgesetzt hat.“ Mannschaftskapitän Heiko Nossek, nach seinen Schulterbeschwerden erstmals seit Mitte Februar wieder im Einsatz, blickt schon auf das nächste Wochenende: „Ein Erfolg, der mehr als verdient war. Jetzt müssen wir uns bereits auf kommenden Samstag konzentrieren, damit wir die Serie mit 2:0 für uns entscheiden.“
Zu Beginn der Partie deutete zunächst nicht viel auf einen Esslinger Sieg hin, da Cannstatt zwei Glückstreffer erzielen konnte: beim 0:1 fand der Ball auf abgefälschte Weise unhaltbar den Weg ins Esslinger Tor von Marco Watzlawik und beim 0:2 prallte der Ball von der Latte an den Hinterkopf des Keepers und von dort ins Tor. Doch Mitte des ersten Viertels war das Glück dann auch auf Esslinger Seite: Michael Müller bekam bei Überzahl einen Abpraller auf die Hand und markierte den Anschlusstreffer. Nicht einmal dreißig Sekunden später verwertete Hannes Glaser einen Konter zum 2:2. Der Linkshänder war es dann auch, der die erneute SVC-Führung in Überzahl ausgleichen konnte. Fünf Sekunden vor Viertelende traf der Ex-Esslinger Jovan Radojevic in Überzahl zum 4:3 für Cannstatt.
Esslingen nutzte in Person von Michael Müller ein weiteres Überzahlspiel zum Ausgleich und Heiko Nossek brachte auf schönes Zuspiel von Mike Troll mit einem Kontertreffer erstmals den SSVE in Führung. Dem setzten die Cannstatter ihrerseits ein Kontertor zum 5:5 entgegen. Das 6:5 fiel wieder in Überzahl, wieder hieß der Torschütze Michael Müller. Cannstatt schaffte den Ausgleich, sodass es unentschieden in die Halbzeitpause ging.
Und es blieb weiter spannend, nun war wieder der SVC leicht im Vorteil: aus dem Rückraum traf Nikola Stevanovic zum 6:7 und Esslingen musste reagieren, was sie auch taten: Maximilian Müller verwandelte auf Pass von Heiko Nossek einen Konter. Doch in Unterzahl kassierte der SSVE umgehend den erneuten Rückstand. Lars Hechler, gerade in die Partie gekommen, nutzte eine Mann-Mehr-Situation zum 8:8. Cannstatt legte mit einem Überzahltor erneut vor, doch der unermüdlich kämpfende Esslinger Centerspieler Michael Müller wurde für seinen großen Einsatz über die gesamte Partie hinweg nicht nur mit seinem vierten Treffer, sondern am Ende auch mit dem Titel „Spieler des Tages“ belohnt.
Die Spannung war in der Traglufthalle nun körperlich spürbar – mit 9:9 ging es in den letzten Abschnitt. In der 26. Spielminute verwandelten die Esslinger einen weiteren Konter, Torschütze war Lars Hechler, der damit die erste Esslinger Führung seit der 16. Minute erzielte. Doch in Unterzahl musste der SSVE umgehend den Ausgleich hinnehmen. Noch etwas mehr als vier Minuten standen auf der Uhr, als Heiko Nossek einstartete, von Valentin Finkes mustergültig bedient wurde und das 11:10 erzielte. Die Freude über den Führungstreffer währte nur kurz: bereits 17 Sekunden später markierte Cannstatts Center Christian Schubert das 11:11. Der SSVE überstand eine Unterzahlsituation schadlos und Mike Troll hatte nach einem Sprint über das gesamte Becken am Ende die Coolness und die Kraft, den Ball im SVC-Tor unterzubringen. 12:11, aber noch immer zweieinhalb Minuten zu spielen. Es ging nun Hin und Her. Esslingen erkämpfte sich in der Abwehr die Kugel und Markus Hahn nahm 57 Sekunden vor dem Ende der Partie seine letzte Auszeit. Ein Spielzug wurde angesagt. Heiko Nossek brachte sich in Schussposition, bekam den Ball, wurde gefoult und erzielte mit einem fulminanten direkten Freiwurf den vielumjubelten 13:11-Siegtreffer.
1:0 heißt es nun also für die Esslinger Wasserballer in der Best-of-Three-Serie um den Halbfinaleinzug. Natürlich hat sich der SSVE damit einen Vorteil verschafft, doch allen dürfte klar sein, dass die Partie nächsten Samstag zur selben Zeit am selben Ort wieder bei Null anfangen wird und die Zuschauer werden auch zu diesem Spiel wieder starke Nerven mitbringen müssen.
Für den SSV Esslingen waren im Einsatz:
Marco Watzlawik (Torwart), Attila Beretka, Hannes Rothfuß, Valentin Finkes, Novak Zugic, Jan Glaser, Heiko Nossek (3 Tore), Michael Müller (4), Maximilian Müller (1), Hannes Glaser (2), Mike Troll (1), Lars Hechler (2) und Adrian Hausmann (Torwart).