Nach schwachem Auftakt reichen drei gewonnene Viertel nicht für Punkte
Und plötzlich war sie doch da, die Derbystimmung: nach einem ganz schwachen ersten Abschnitt kamen die Esslinger Bundesligawasserballer beim Lokalderby gegen den SV Ludwigsburg noch einmal heran. Zu einem Punkt reichte es bei der 11:12 (1:6, 5:3, 2:1, 3:2)-Niederlage aber leider nicht mehr.
Nach dem ersten Viertel leuchtete von der Anzeigetafel im Untertürkheimer Inselbad ein aus Esslinger Sicht ernüchterndes 1:6. Die Zuschauer richteten sich auf ein einseitiges Spiel und eine weitere klare Niederlage des SSVE ein. Eine Niederlage war auch von den Verantwortlichen erwartet worden, zu unterschiedlich die Form und vor allem die Zusammensetzung der beiden Teams: während die Esslinger mit vielen Eigengewächsen an den Start gehen, finden sich bei den im Schnitt über vier Jahre älteren Ludwigsburgern viele erfahrene Spieler aus dem Osten und Süden Europas wieder. Doch es sollte anders als erwartet kommen: nach einem katastrophalen ersten Abschnitt fand das Esslinger Trainerteam offenbar die richtigen Worte und die SSVE-Sieben kämpfte sich Tor um Tor zurück in die Partie. Spätestens als Peter Karteszi kurz vor Ende des dritten Abschnitts das 8:10 erzielte, war die Spannung zurück und es herrschte echte Derbystimmung beim letzten Aufeinandertreffen der beiden Vereine in der Traglufthalle Untertürkheim. Auch wenn es letztlich nicht mehr zu einem Punktgewinn gereicht hat, war SSVE-Trainer Heiko Nossek zufrieden: „Wir sind auf einem guten Weg. Wenn wir es schaffen, ein gesamtes Spiel von der ersten Minute an mit dieser Intensität anzugehen, werden wir mit dieser Mannschaft noch viel Spaß haben. Aber das wird kein Selbstläufer und jeder im Team muss sich dessen bewusst sein. Aber ich bin stolz auf die Truppe, dass wir wieder so ins Spiel zurückgefunden haben.“ Auch Hannes Rothfuß ist froh über die Reaktion der Mannschaft: „Wir verschlafen das erste Viertel, gestalten das Spiel ab dann ausgeglichen und verpassen durch einige ausgelassene Chancen die Möglichkeit auf Punkte. Die guten drei Viertel aus diesem Spiel sollten Selbstvertrauen in das System zurückbringen. Es darf sich jetzt nicht ausgeruht werden, sondern wir müssen auf das Aufbauen, was in diesem Spiel gut war, um in den kommenden Spielen mal wieder einen Sieg einzufahren. Kompliment an die Mannschaft, dass sie sich nach dem ersten Viertel nicht hat hängen lassen und sich Stück für Stück zurück ins Spiel gekämpft hat. Darauf lässt sich aufbauen!“ Valentin Finkes, der den noch mit den Folgen seiner Corona-Erkrankung kämpfenden Marvin Thran als Kapitän vertrat, zog ebenfalls ein positives Fazit: „Wir waren im ersten Viertel noch nicht ganz wach und haben Ludwigsburg davonziehen lassen. Ab da haben wir uns super zurückgekämpft und Tor um Tor aufgeholt! Dieses gute Gefühl in der Mannschaft, dass jeder für jeden kämpft bis zum Ende müssen wir jetzt für die kommenden Spiele mitnehmen.“ Und genau diese kommenden Spiele haben es in sich: der siebtplatzierte SSVE trifft noch auf den OSC Potsdam (Platz 8), die White Sharks Hannover (Platz 5) und zum Abschluss der Vorrunde auf die SG Neukölln (Platz 6) – alles auswärts.
Emmanouil Petikis machte ein starkes Spiel und erzielte zwei Treffer (Foto: BeLa Sportfoto)
Gegen die Barockstädter begann der SSVE genau so, wie man es sich nicht vorgenommen hatte: bereits nach 11 Sekunden erhielten die Gäste den ersten von insgesamt vier Strafwürfen zugesprochen, weil man zum einen den Angreifer gewähren ließ und der Passgeber auch nicht gestört wurde – der fünffache Torschütze Marko Martinic nutzte dies eiskalt zum 0:1. Nach eineinhalb Minuten dann schon der nächste Strafwurf für den SVL, in der Entstehungsgeschichte ließen die Esslinger wieder Grundlagen vermissen und so stand es 0:2. Der Anschlusstreffer von SSVE-Center Konstantinos Sopiadis brachte nur kurzzeitig Hoffnung auf Besserung, in den verbleibenden knapp sechs Minuten bauten die Gäste ihre Führung auf 1:6 aus, auch weil das SSVE-Team völlig von der Rolle war.
Gleich zu Beginn des zweiten Abschnittes traf Routinier Nenad Stojcic mit einem satten Schuss ansatzlos aus dem Rückraum zum 2:6. Mit einem Abpraller und etwas Pech aus Sicht des SSVE stellte der SVL den alten Abstand aber gleich wieder her. Erneut war es Nenad Stojcic, der nach einer Auszeit in Überzahl das 3:7 erzielte. Doch auch dieses Mal waren die Ludwigsburger gleich wieder ihrerseits mit einem Überzahltor erfolgreich. Auch der vierte Esslinger Treffer fiel in Überzahl, als Uros Fabic auf Zuspiel von Robin Rehm erfolgreich war. Und wieder folgte ein Ludwigsburger Treffer in Überzahl zum 4:9 in der 14. Spielminute. Robin Rehm schloss wenig später einen Mannschaftskonter erfolgreich zum 5:9 ab. Und erneut war es der Jugendnationalspieler, der nach einer schönen Mann-gegen-Mann-Situation und Übersicht von Uros Fabic vier Sekunden vor der Halbzeit auf 6:9 verkürzte. Sollte doch noch etwas für den SSVE zu holen sein fragten sich viele in der Pause, immerhin hatten die Esslinger den Abschnitt mit 5:3 für sich entschieden.
Das dritte Viertel begann mit einem Überzahltor des SVL. Auch die Esslinger waren in der 20. Spielminute in Überzahl erfolgreich, als Emmanouil Petikis bei einem Abpraller am schnellsten reagierte und zum 7:10 traf. Zwei schöne Aktionen von SSVE-Torhüter Boris Tepic ließen den Torabstand nicht wieder größer werden. Und als Peter Karteszi 28 Sekunden vor dem letzten Pausenpfiff wie eingangs beschrieben das 8:10 erzielte, war der Jubel beim Esslinger Anhang groß und die Hoffnung wieder lebendig.
Zu Beginn des letzten Viertels dann aber erst einmal wieder ein Ludwigsburger Rückraumtreffer zum 8:11. Doch wenig später war es Nenad Stojcic mit seinem dritten Tor, der eine weitere Überzahlchance nutzte. Boris Tepic hielt mit einer weiteren Parade in Unterzahl den Abstand bei zwei Toren, doch auch der folgende vierte Strafwurf gegen die Esslinger bedeutete einen Torerfolg für den SVL zum 9:12. Es war nun oft hektisch, beide Seiten machten Fehler und ließen Chancen liegen. Auf Esslinger Seite traf Peter Karteszi mit einem tollen Schuss nur das Lattenkreuz und wenig später verpasste der SSVE einen Treffer trotz doppelter Überzahl, inklusive fehlendem Torwart. Mit einer weiteren Auszeit drei Minuten vor der Schlusssirene wollten die Ludwigsburger ihrerseits wieder Ruhe ins Spiel bringen. Doch es blieb hektisch. Allerdings lief dem aufopferungsvoll kämpfenden SSVE-Team die Zeit davon, das 10:12 zu Beginn der letzten Spielminute war wohl schon zu spät. Erwähnenswert ist der Überzahltreffer dennoch, da sich der erst 17jährige Emmanouil Petikis mit einem sehenswerten Schuss für seine insgesamt tolle Leistung selbst belohnte. Und wieder erkämpften sich die Esslinger den Ball und bekamen ein Überzahlspiel zugesprochen. SSVE-Coach Heiko Nossek nahm 28 Sekunden vor dem Abpfiff seine zweite Auszeit und sortierte seine Mannschaft für die folgende Mann-mehr-Situation. Linkshänder Valentin Finkes nutzte die Chance zum 11:12. Doch waren nur noch 17 Sekunden zu spielen. Alle Versuche, schnell noch einmal an den Ball zu kommen, blieben jedoch erfolglos, so dass die Gäste den denkbar knappsten Vorsprung über die Zeit retten konnten.
Die Esslinger Wasserballer haben nun eineinhalb Wochen Zeit, das neu gewonnene Selbstvertrauen mit guten Trainingseinheiten zu konservieren und so in das wichtige Auswärtsdoppelwochenende mit Spielen beim OSC Potsdam und den White Sharks Hannover zu gehen.
Für den SSV Esslingen im Einsatz waren:
Boris Tepic (Torwart), Miklos Barothy, Emmanouil Petikis (2 Tore), Valentin Finkes (1), Marko Zemun, Uros Fabic (1), Robin Rehm (2), Simon Rehm, Peter Karteszi (1), Nenad Stojcic (3), Aleksa Boskovic, Konstantinos Sopiadis (1), Alexandros Vlantoussis (Torwart).