Robert Roths sieben Tore reichen nicht

20. Februar 2011

SSVE um möglichen Punktgewinn gebracht – Viel Hektik am Ende –
Video-Link auf Youtube zum Vorfall

Ein verschlafener Start, individuelle Fehler und Fehlentscheidungen der Unparteiischen kosteten dem SSV Esslingen einen möglichen Punktgewinn bei Bayer Uerdingen. Am Ende mussten sich die Esslinger mit 12:17 (3:4, 4:5, 2:2, 3:6) geschlagen geben.
Fassungslosigkeit und eine gehörige Portion Wut kennzeichnete die Gemütslage bei den Esslinger Wasserballern nach dem Schlusspfiff. Sowohl die Spieler als auch die Betreuer wollten einfach nicht glauben, was da gerade passiert war. Keine Frage, der SSVE hatte den Beginn der Partie einmal mehr verschlafen, geriet hoch mit 0:4 in Rückstand und konnte nur dank der individuellen Klasse von ihres Mannschaftskapitäns Robert Roth ins Spiel zurückfinden. Auch in der Folgezeit blieb das Esslinger Spiel aber alles andere als fehlerfrei. Doch die Geschehnisse im letzten Viertel überschatteten am Ende die gesamte Partie: zunächst war es Matthias Thoma, der mit einem Schuss aus der zweiten Reihe den 10:11-Anschlusstreffer aus Esslinger Sicht erzielte. Allerdings konnte die Heimmannschaft ihren Vorsprung wieder auf 13:10 ausbauen. Dann entglitt den bis dahin unauffällig agierenden Unparteiischen das Geschehen und das Spiel nahm eine dramatische, völlig unnötige Wendung. Fünf Minuten vor Schluss war der SSVE im Angriff. Robert Roth mit Ballbesitz auf der Rückraumposition. Er wird gefoult, sogar von seinem Gegenspieler regelrecht überschwommen und alle warten auf einen Pfiff der Schiedsrichter. Der erfolgt, aber zum Entsetzen der Esslinger wird auf Ausschluss für den Esslinger Mannschaftskapitän entschieden. Das Überzahlspiel nutzen die Uerdinger zum 14:10. Der SSVE vergibt den nächsten Angriff, leistet aber gute Arbeit in der Defensive, die Unparteiischen entscheiden auf Stürmerfoul. Centerverteidiger Mike Troll geht sofort in den Konter, wird von seinem Gegenspieler Robert Glüder festgehalten. Es kommt zum Gerangel, der Uerdinger schraubt sich aus dem Wasser, schlägt mit der Faust nach Mike Troll, einmal, zweimal, dreimal versucht er den Esslinger mit aller Wucht zu treffen. Die Szenerie spielt sich direkt vor dem Tor der Esslinger ab. Torhüter Marco Watzlawik erkennt die Situation geistesgegenwärtig und möchte seinen Mitspieler vor weiteren Schlägen schützen. Er tut das einzig richtige, schwimmt zu dem Uerdinger und hält ihn von hinten fest, erkennbar ohne selbst sich unsportlich zu verhalten. Er hält ihn einfach nur fest, die Situation beruhigt sich, die „Rudelbildung“ löst sich langsam auf. Eine lange Beratungspause zwischen den Schiedsrichtern und dem Beobachter folgt. Alle rechneten mit einer Hinausstellung ohne Ersatz gegen den Uerdinger Robert Glüder. Die Regeln sehen für so einen Fall vor, dass Esslingen einen Strafwurf zugesprochen bekommt und zudem vier Minuten in Überzahl spielen würde und damit bei viereinhalb Minuten Restspielzeit noch gute Chancen auf einen Punktgewinn haben würde. Blankes Entsetzen dann bei Verkündung der Entscheidung durch die Schiedsrichter: Nicht nur der Uerdinger Robert Glüder wird des Wassers verwiesen, sondern auch SSVE-Torhüter Marco Watzlawik. Hektik pur in der Bayer-Traglufthalle am Waldsee. Doch die Ereignisse überschlagen sich weiter: Robert Roth soll nun den fälligen Strafwurf für den SSVE schießen. Schiedsrichter Jürgen Hausche diskutiert noch mit der Esslinger Bank, Robert Roth macht den anderen Unparteiischen Viktor Schilling darauf aufmerksam, dass der Pylon, der die 5m-Linie markiert, viel zu weit hinten steht, doch dieser pfeift genau in diesem Moment den Strafwurf an. Robert Roth ist überrascht, nicht vorbereitet und verschießt. Erneut lange Diskussionen, doch das Schiedsrichtergespann lässt den Strafwurf nicht wiederholen. Tim Wollthan auf der anderen Seite trifft zum vorentscheidenden 15:10. Zwar kommen die Esslinger erneut auf 15:12 heran und haben bei Überzahl sogar noch einmal die Chance, auf zwei Tore zu verkürzen, doch diese Chance bleibt ungenutzt.
SSVE-Trainer Davorin Golubic war nach dem Spiel geschockt: „Ich kann es nicht glauben, ich habe noch nie zuvor eine so unfaire Entscheidung erlebt. Der Uerdinger Spieler ging mit voller Verletzungsabsicht auf Mike Troll los und unser Torwart Marco Watzlawik wollte diesen Spieler einfach nur stoppen. Unter normalen Umständen wären wir vier Minuten in Überzahl gewesen und ich glaube, wir hätten das Spiel gewonnen, auch wenn wir wirklich nicht gut gespielt haben. Zum Glück wurde das Spiel auf Video aufgezeichnet und wir werden sehen, was wir nun tun können.“
In der Tat war es kein gutes Spiel des SSVE. Vor allem in der Anfangsphase zeigten die Esslinger keine Gegenwehr. Nach nicht einmal drei Minuten lag Uerdingen schon mit 3:0 in Front. Davorin Golubic war dann auch mit der Leistung seines Teams unzufrieden: „Ich habe meine Spieler davor gewarnt, dass Bayer dieses Spiel unbedingt gewinnen möchte und wir uns nicht überraschen lassen dürfen, aber genau das ist passiert.“ Es folgte gar das 4:0. Einzig und allein Mannschaftskapitän Robert Roth war es zu verdanken, dass der SSVE zurück ins Spiel fand. Mit unglaublichem Willen erzielte der 27jährige einen lupenreinen Hattrick und damit den 4:3-Pausenstand. Doch auch die Heimmannschaft hatte einen überragenden Spieler in ihren Reihen: Kapitän und Olympiateilnehmer Tim Wollthan, sechsfacher Torschütze und „Spieler des Tages“, erzielte in dieser Phase drei Treffer, doch Miro Tadin und erneut Robert Roth mit zwei weiteren Toren hielten die Gäste auf Schlagdistanz, nach zwölfeinhalb Minuten stand es 7:6 für das Heimteam. Bayer konnte leicht auf 9:6 davonziehen, doch Robert Roth verkürzte noch vor der Halbzeit auf 7:9 aus Esslinger Sicht. Zu Beginn der zweiten Halbzeit erzielte Michael Müller den erneuten 8:9-Anschlusstreffer für den SSVE. Viele individuelle Fehler im Esslinger Spiel liessen die Westdeutschen ihre Führung wieder auf 11:8 ausbauen, doch Robert Roth hielt mit seinem siebten Treffer die Esslinger im Spiel. Wie bereits beschrieben, konnte der SSVE zu Beginn des letzten Abschnittes noch einmal auf 11:10 verkürzen, Uerdingen setzte sich dank Esslinger Fehler wieder auf 13:10 ab. Es folgten die eingangs geschilderten Szenen, wahrlich keine Werbung für den Wasserballsport.
Der SSV Esslingen bleibt somit auf dem siebten Tabellenplatz und wird diese Platzierung wohl auch bis zum Abschluss der Hauptrunde behalten. Damit würde man in den Relegationsspielen für die PlayOffs auf den Zweitplatzierten der Gruppe B treffen, derzeit der SV Cannstatt. Nach einem spielfreien Wochenende trifft der SSVE am 5. März zuhause auf Pokalsieger ASC Duisburg.
Für den SSV Esslingen waren im Einsatz:
Michael Knelangen (Torwart, 1.-16. und 27.-32. Minute), Tim Hornuf, Hannes Rothfuß (2 Tore), Matthias Thoma (1), Lars Hechler, Mike Troll, Robert Roth (7), Michael Müller (1), Lars Blankenhorn, Robert Berghoff, Robin Finkes, Miro Tadin (1) und Marco Watzlawik (Torwart, 17.-27. Minute).
Hier der Link zur ausführlich beschriebenen Szene: http://www.youtube.com/watch?feature=player_detailpage&v=eLECKNrPf1U Esslingen in weissen Kappen, Uerdingen in dunklen Kappen.

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