Entscheidung erst im letzten Viertel – Volle Ränge und guter Wasserballsport
Vor vollen Rängen im Stuttgarter Sportbad NeckarPark kämpften die Esslinger Bundesligawasserballer lange um den ersten Punktgewinn und sendeten so ein Lebenszeichen im Abstiegskampf, am Ende mussten sie aber doch dem SV Ludwigsburg beim 9:13 (2:3, 3:3, 1:2, 3:5) den Vortritt lassen.
Ja, auch dieses Derby ging an die Ludwigsburger, wie derzeit leider nicht anders zu erwarten war. Aber: das Esslinger Team zeigte eine wichtige Reaktion im Hinblick auf die entscheidenden Wochen um den Klassenerhalt: kämpferischer, bissiger, mutiger – die Mannschaft wirkte wie ausgewechselt im Vergleich zum Pokal-Achtelfinale Mitte Januar gegen den SVL, was noch sang- und klanglos mit 6:14 verloren ging. SSVE-Coach Heiko Nossek nach der Partie: „Eine tolle Kulisse und ein bis ins vierte Viertel enges Spiel. Chancen hatten wir vor allem im dritten Viertel zur Genüge, nur waren wir nicht kaltschnäuzig genug. Jetzt geht es in die entscheidende Phase der Saison und ich hoffe, wir können dann auch mal komplett antreten.“ Immerhin kam am Samstag der so schmerzlich vermisste Centerspieler Konstantinos Sopiadis erstmals wieder zum Einsatz, wenn auch noch dosiert. Dafür musste Juniorennationalspieler Emmanouil Petikis passen. Trainer Hannes Rothfuß analysiert: „Ein ausgeglichenes Spiel vor toller Kulisse. So kann unsere Sportart Spaß machen, auch wenn am Ende das Ergebnis nicht ganz stimmt. Wir machen es besser als im Pokalspiel, sind von Anfang an wach und da. Ludwigsburg kann sich nicht absetzen. Im dritten Viertel erarbeiten wir uns eine Vielzahl an Chancen, lassen diese leider alle liegen und verpassen es, dem Spiel nochmal eine Wendung zu geben. So gewinnt am Ende die effektivere Mannschaft. Wir werden an der Chancenverwertung arbeiten müssen, um für die kommenden Spiele gerüstet zu sein. Es stehen entscheidende Wochen mit entscheidenden Spielen an!“ Mannschaftskapitän Marvin Thran, der mit drei Treffern einmal mehr bester Torschütze seines Teams war, trauert zwar den möglichen Punkten hinterher, sieht aber in jedem Falle eine positive Entwicklung: „Leider wieder eine Niederlage, aber ich finde, wir können dennoch erhobenen Hauptes aus dem Spiel gehen. Ludwigsburg hat zwar letztendlich verdient gewonnen, aber wir hatten dieses Mal, anders als im Pokalspiel die Chance, das Spiel für uns zu entscheiden. Leider hat uns die Kraft gefehlt, um unsere vielen Möglichkeiten im dritten Viertel zu nutzen. Dennoch können wir nach dem Spiel optimistisch in die kommende, für uns wichtigste Phase der Saison gehen. Jetzt wird es wichtig sein, einen kühlen Kopf zu bewahren und positiv gestimmt in die nächste Trainingswoche zu gehen.“
Man kann also mit einem guten Gefühl in die nächsten Tage gehen, denn die Entwicklung der letzten zwei Wochen stimmt optimistisch. Auch die Tatsache, dass es allen Beteiligten einfach Spaß gemacht hat, vor so einer wirklich tollen Kulisse Wasserball zu spielen. Das gibt Motivation für die kommenden wichtigen Aufgaben. Die Doppelveranstaltung mit dem SV Cannstatt, der sein Südderby in der B-Gruppe gegen den SV Würzburg noch knapper mit 9:10 verloren hat, hat sich also trotzdem gelohnt.
Nach einem kurzen Abtasten erkämpften sich die Esslinger früh ein erstes Überzahlspiel, konnten dieses jedoch nicht nutzen. Die Gäste konnten ihr erstes Überzahlspiel zwar auch nicht nutzen, kamen dank eines Abprallers jedoch gleich noch einmal in eine gute Abschlussposition und trafen so zum 0:1. Im Vergleich zu der Partie vor zwei Wochen agierten die Esslinger gerade in der Abwehr viel bissiger und konzentrierter und konnten so auch viele Bälle sich erarbeiten. Das zweite Überzahlspiel nutzten die Esslinger dann dank eines tollen Treffers von Linkshänder Mattia Ruggeri von weit rechts außen. Durch ein weiteres Überzahlspiel sowie einen Konter erhöhten die Ludwigsburger innerhalb einer Minute auf 1:3. Bei einem Unterzahlspiel verursachten die Ludwigsburger einen Strafwurf, den Kapitän Marvin Thran zum 2:3 verwandelte. Auf der Gegenseite hielt SSVE-Torwart Boris Tepic einen Penalty, auch sonst war der Torhüter gut aufgelegt und machte eine starke Partie.
Im zweiten Abschnitt legten die Gäste zwar immer wieder vor, absetzen konnten sie sich aber nie, da Esslingen dagegenhielt und immer wieder den Anschluss erzielte. So traf zwar der vierfache Torschütze und spätere „Spieler des Tages“ Sergio Pietro Hernandez per Strafwurf zum 2:4, doch dank einer gut ausgespielten Überzahlsituation verkürzte Juniorennationalspieler Robin Rehm auf 3:4. Erneut war es der Spanier in Ludwigsburger Diensten, der den Abstand auf zwei Tore erhöhte, doch mit einem schönen Rückraumtreffer schaffte Esslingen Spanier Eric Fernandes Rivas den Anschluss. Die Esslinger Abwehrarbeit wusste weiterhin zu gefallen, in der Folgezeit wurden mehrere Schüsse geblockt und wenn doch mal einer auf das Tor kam, so wurde dieser von Boris Tepic entschärft. Etwa eine halbe Minute vor der Halbzeitpause mussten sich die Esslinger dann in Unterzahl doch wieder geschlagen geben. Aber auch das ein Beleg für die völlig veränderte Einstellung: statt die Köpfe hängen zu lassen, schafften die Esslinger sogar noch vor dem Viertelende den Anschlusstreffer durch Valentin Finkes, der ein schönes Zuspiel von Eric Fernandez Rivas verwerten konnte. So ging es mit 5:6 in die Halbzeit und das Spiel war völlig offen.
Mit dem dritten Abschnitt haderten die Esslinger, wie die Statements der Trainer und des Kapitäns eingangs zeigen. Nicht, weil man in der Abwehrarbeit nachließ und auch nicht, weil man im Angriff nicht weiterhin mutig blieb, nein, es fehlte einfach die Kaltschnäuzigkeit, die sich bietenden Chancen zu nutzen. Gleich mit dem ersten Angriff stellten die Ludwigsburger einmal mehr einen Zwei-Tore-Abstand her. Sieben Minuten lang sollte kein Tor mehr fallen, die Abwehrreihen dominierten und vor allem die SSVE-Sieben ließ einige gute Chancen liegen. Eine halbe Minute vor Viertelende erhöhten die Barockstädter auf 5:8 – die erste Drei-Tore-Führung der Partie. Doch Esslingens Miklos Barothy hielt mit seinem Aufsetzer unter die Latte die Hoffnung auf Punkte am Leben.
Mit einem Spielstand von 6:8 ging es also in den letzten Abschnitt. Erneut mit dem ersten Angriff des Viertels erhöhten die Ludwigsburger auf 6:9. Marko Zemun mit einem schönen Treffer von Linksaußen verkürzte auf 7:9. In Unterzahl kassierten die Esslinger den zehnten Gegentreffer. Ein Überzahlspiel ließ der SSVE ungenutzt, doch auf Marvin Thran war Verlass, als er einen weiteren Strafwurf zum 8:10 verwandelte. Ein schnell ausgeführtes Überzahlspiel ließ den Vorsprung zu Gunsten des SVL erneut auf drei Tore anwachsen. Als dreieinhalb Minuten vor Spielende die Ludwigsburger auf 8:12 erhöhten, war die Partie entschieden. Per Strafwurf kassierten die Esslinger das 8:13, den Schlusspunkt setzte jedoch erneut Kapitän Marvin Thran, der einen starkes Zuspiel von Robin Rehm zum 9:13-Endstand nutzen konnte.
Auch wenn man sich aus Esslinger Sicht in einem weiteren Derby gegen Ludwigsburg geschlagen geben musste und damit punktlos am Tabellenende bleibt, nimmt man aus dem Spiel ein gutes Gefühl mit in die nächsten Wochen. Und die werden über Abstieg oder Nichtabstieg entscheiden. Am kommenden Samstag reisen die Esslinger nach Potsdam, die ihrerseits am Samstag mit einem Heimsieg über die White Sharks Hannover ihre ersten Punkte einfahren konnten. Und schon eine knappe Woche später (Freitag, 17. Februar, 19.30 Uhr) steht das Rückspiel gegen die Potsdamer im Sportbad NeckarPark an.
Für den SSV Esslingen im Einsatz waren:
Boris Tepic (Torwart), Miklos Barothy (1), Marvin Thran (3), Valentin Finkes (1), Athanasios Papadopoulos, Peter Karteszi, Robin Rehm (1), Simon Rehm, Marko Zemun (1), Eric Fernandez Rivas (1), Mattia Ruggeri (1), Konstantinos Sopiadis, Florian Pirzer (Torwart)