Geänderte Zielsetzung erreicht – A-Gruppen-Aufstieg soll angepeilt werden
Nach der Auswärtsniederlage im Fünf-Meter-Schießen eine Woche zuvor bei Bayer Uerdingen haben die Bundesligawasserballer des SSV Esslingen mit zwei Heimsiegen am Wochenende die Serie gedreht und sich den 9. Platz erspielt. Am Samstag gab es einen ungefährdeten 14:9 (4:5, 4:1, 2:2, 4:1) und am Sonntag einen umkämpften 12:10 (3:0, 3:3, 3:4, 3:3)-Sieg auf der Neckarinsel.
Nach der Schlusssirene sprangen alle Esslinger Spieler bei strahlendem Sonnenschein noch einmal ins Wasser und bedankten sich bei ihren treuen Fans. Es war geschafft – Platz 9 erspielt und teilweise erkämpft. Das ursprüngliche Saisonziel in der A-Gruppe zu bleiben, war Mitte März verfehlt worden, daran gibt es auch nichts zu deuteln. Dennoch kann von einem durchaus versöhnlichen Saisonabschluss gesprochen werden, denn einen Automatismus als A-Gruppen-Absteiger automatisch die Spitze der B-Gruppe zu übernehmen, gibt es nicht, das haben gerade die Spiele gegen Bayer Uerdingen gezeigt, bei denen man verletzungsbedingt weiterhin auf Centerspieler Konstantinos Sopiadis verzichten musste. Chefcoach Heiko Nossek: „Wir haben unser Ziel erreicht. Gratulation an die Mannschaft. Nach so einem Tiefschlag haben wir den 9. Platz als neues Ziel angepeilt und es auch souverän erreicht. Dies ist nicht selbstverständlich und zeigt die Moral der Truppe. Jetzt gibt es erst einmal eine wohlverdiente Pause, um mal den Kopf frei zu bekommen. Dann gilt es, direkt an die nächste Saison zu denken und damit einhergehend ein neues Ziel anzupeilen: direkter Wiederaufstieg!“ Hannes Rothfuß sieht dies nicht anders und zieht folgendes Fazit: „Wir haben unser primäres Saisonziel mit dem Verbleib in der A-Gruppe verpasst. Umso stolzer bin ich auf die Reaktion der Mannschaft und das Erreichen des 9. Platzes. Das ist nicht selbstverständlich, zeigt aber, dass man Ziele neu formulieren und verfolgen kann. Für die kommende Saison peilen wir den direkten Wiederaufstieg in die A-Gruppe an. Hierfür gilt es die Mannschaft zusammenzuhalten und punktuell zu verstärken!“ Mannschaftskapitän Marvin Thran war die Erleichterung darüber anzumerken, dass sein Team nach dem Abstieg ihrer Favoritenrolle und damit ihrer Verantwortung gerecht geworden sind: „Nach dem Abstieg in die B-Gruppe und insgesamt einer schwierigen und gebrauchten Saison, haben wir es letztendlich geschafft, noch das maximal Mögliche zu erreichen und sind letztlich verdient Neunter geworden. Und darauf können wir meiner Meinung nach trotz allem auch stolz sein. Die Spiele waren alle keine Selbstläufer und jeder hat seinen Teil dazu beigetragen, dass wir das noch gemeinsam erreicht haben. Und das ist nach dem Rückschlag des Abstiegs keine Selbstverständlichkeit. Ich denke, jetzt haben wir uns alle ein paar ruhige wasserballfreie Tage verdient.“
Die Esslinger Bundesligawasserballer nach ihrem Saisonabschluss (Foto: Axel Hänchen)
Wie erwartet, und das nicht erst nach der Niederlage im Penalty-Schießen eine Woche zuvor, zeigte sich die Bayer-Sieben gewillt und in der Lage, dem SSVE auch vor heimischem Publikum Paroli zu bieten. Am Samstag kamen die Gäste sogar besser ins Spiel und es dauerte bis kurz vor der Halbzeit, ehe die Gastgeber die Partie in den Griff bekamen. SSVE-Trainer Hannes Rothfuß: „Das war ein wilder Beginn, wir schaffen es nicht Kontrolle ins Spiel zu bringen. Dann folgen drei Viertel, wie wir es uns vorstellen: kontrolliert in der Verteidigung und konsequent im Angriff. So gewinnen wir auch in der Höhe absolut verdient.“ Gleich im ersten Angriff konnten die Gäste durch ihren Fünffach-Torschützen und Kapitän Ben Reibel in Führung gehen. Mattia Ruggeri schaffte aber auf Zuspiel von Marvin Thran umgehend den Ausgleich. Die erneute Gästeführung, wieder war es Ben Reibel, glich Robin Rehm zum 2:2 aus. Es folgte die erste SSVE-Führung dank eines schönen Schusses von Emmanouil Petikis ins lange Eck. Gespielt waren noch keine drei Minuten und aufgrund der 30 Tore (vor dem Penaltyschießen) aus dem Hinspiel, stellten sich viele die Frage, ob es denn so weitergehen würde. Bis zum Ende des ersten Viertels sollte es dann auch so kommen: Bayer glich aus, der SSVE ging durch Eric Fernandez Rivas abermals in Führung. Doch Ben Reibel mit einem Doppelschlag brachte die Westdeutschen noch vor der ersten Pause mit 4:5 in Führung.
Im zweiten Spielabschnitt schienen sich die Mannschaften zunächst einmal auf die Abwehrarbeit zu konzentrieren, es wurde weniger spektakulär, da die Tore nicht mehr im Minutentakt fielen, selbst Überzahlchancen auf beiden Seiten wurden ausgelassen. Nach 11 Minuten war es Esslingens Vierfach-Torschütze Robin Rehm, der den 5:5-Ausgleich besorgte. Doch in Unterzahl kassierte das Heimteam den erneuten Rückstand – jedoch sollte es der letzte des Spiels sein. Fortan zeigten sich die Hausherren engagiert in der Abwehr und couragiert im Angriff. In der 13. Spielminute war es erneut Linkshänder Robin Rehm, der mit einer sehenswerten Rückhand zum Ausgleich traf. Und die Linkshänder zeigten sich weiter in Torlaune: Peter Karteszi zum 7:6 und Valentin Finkes zum 8:6 stellten den Halbzeitstand her.
Im dritten Viertel blieb es noch spannend, da der Esslinger Angriffsmotor kurzzeitig stotterte. Zwar traf Robin Rehm zur ersten Drei-Tore-Führung, doch Bayer kam in der 19. Minute zum 9:8-Anschluss. Nach einer mit zwei Lattentreffer vergebenen Überzahlchance des SSVE hatten die Gäste die Chance zum Ausgleich, doch die SSVE-Abwehr blieb standhaft. Stattdessen schaffte der spätere „Spieler des Tages“ Emmanouil Petikis das wichtige 10:8 noch vor der letzten Viertelpause.
Das letzte Viertel gehörte schließlich komplett den Gastgebern. Marko Zemun und Emmanouil Petikis stellten die Zeichen mit ihren Toren in der 25. und 27. Spielminute auf Sieg. Die beiden Linkshänder Mattia Ruggeri und Valentin Finkes machten in den letzten beiden Minuten mit ihren Treffern den Deckel drauf.
Am Sonntag erwarteten die Esslinger ausgeschlafene Uerdinger, die dieses Mal ohne die Reise in den Knochen das Entscheidungsspiel sicherlich nicht ohne Gegenwehr den Gastgebern überlassen wollten. Hannes Rothfuß nach der Partie: „Wir starten anders wie am Samstag, nämlich konzentriert und konsequent in der Verteidigung und im Angriff und erarbeiten uns eine verdiente Führung. Danach verpassen wir es durch eine Vielzahl an ausgelassenen Chancen das Spiel schon früher zu unseren Gunsten zu entscheiden. Am Ende ist aber auch dieser Sieg verdient!“ Bis es aber soweit war, war es ein hartes Stück Arbeit.
Die ersten beiden Überzahlspiele, je eines auf jeder Seite, blieben ungenutzt. Doch in der dritten Minute nutzten die Gastgeber ein solches schnell aus, als Valentin Finkes auf Robin Rehm passte und dieser das 1:0 markierte. Der Juniorennationalspieler war in der 7. Minute dann auch für das 2:0 zuständig, als er sich auf der für ihn ungewohnten Centerposition mustergültig gegen zwei Gegenspieler durchsetzen konnte. Und den Esslingern gelang sogar noch vor der Pause das 3:0, als Emmanouil Petikis seinen Mannschaftskameraden Mattia Ruggeri bediente und dieser erfolgreich war.
Den zweiten Abschnitt begannen die Gäste mit ihrem ersten Treffer aus dem Rückraum. In den folgenden Minuten vergaben die Gastgeber einen Strafwurf sowie weitere „100 %-Chancen“. Und in der 11. Spielminute schien ein schlecht ausgespieltes Überzahlspiel schon wieder vergeben, doch Robin Rehm drosch die Kugel mit ablaufender Angriffszeit unhaltbar in den Winkel zum 4:1. Nachdem der SSVE eine weitere gute Chance liegengelassen hatte, blieben sie aber dank des 5:1-Treffers von Mattia Ruggere, der Italiener hatte sich schön im „Eins-gegen-Eins“ durchgesetzt, in der Spur. Auch den zweiten Gästetreffer beantworteten sie mit einem Überzahltor von Marko Zemun zum 6:2. Bis zur Halbzeit verkürzte Bayer Uerdingen jedoch auf 6:3.
Im dritten Viertel schien es sich aus Esslinger Sicht zu rächen, so viele gute Chancen liegen gelassen zu haben, denn die Gäste kämpften sich Tor um Tor heran. Zwar konnte der zur zweiten Halbzeit eingewechselte Florian Pirzer im SSVE-Tor einen Strafwurf zunächst parieren, doch im Nachsetzen fiel das 6:4. Schmerzhaft an dieser Situation mit Sicherheit auch die Tatsache, dass der von Marvin Thran verursachte Strafwurf dessen dritter persönlicher Fehler war und der Kapitän daher zum Zuschauen verdammt war. Dank einer schönen Pass-Kombination von Eric Fernandez Rivas auf Emmanouil Petikis und dieser auf Robin Rehm hielt der SSVE seinen Gegner auf drei Tore Abstand. Auch das 7:5 der Gäste beantwortete der „Spieler des Tages“ Eric Fernandez Rivas mit einem Treffer aus dem Rückraum zum 8:5. Doch dann wurde es noch einmal eng, da die Gäste bis zur 23. Minute dank zweier Tore den Anschluss zum 8:7 schafften. Allerdings kassierten die Uerdinger sechs Sekunden vor dem Viertelende in einer Kontersituation das 9:7, erzielt von Emmanouil Petikis.
Auch im letzten Viertel blieb das Team aus NRW dran: in Überzahl schaffte ihr Kapitän Ben Reibel erneut den Anschluss, nachdem Routinier Valentin Finkes nach seinem dritten Ausschluss ebenfalls das Wasser für den Rest des Spiels verlassen musste. Doch der SSVE hatte an diesem Tag einen treffsicheren Spanier: Eric Fernandez Rivas traf bei ablaufender Zeit in Überzahl erst zum 10:8 und eine Minute später nach einer schönen Ballstafette in Überzahl zum 11:8. Doch noch waren fast sechs Minuten zu spielen. Den Gastgebern gelang es, ihren Gegner nun auf Distanz zu halten: zwar erzielte Uerdingen per Konter das 11:9, doch Emmanouil Petikis stellte den Drei-Tore-Abstand knappe vier Minuten vor der Schlusssirene wieder her. Es folgten Ausschlüsse auf beiden Seiten, die trotz der genommenen Auszeiten nichts am Spielstand ändern sollten. Die Gäste kamen in Überzahl noch zum 12:10, doch war zu diesem Zeitpunkt die letzte Spielminute bereits angebrochen.
Nach dem Abstieg aus der A-Gruppe, des damit verpassten Saisonziels und der damit verbundenen großen Enttäuschung war es kein Leichtes, den Schalter wieder umzulegen. Doch die Mannschaft schüttelte sich, raufte sich zusammen und schwor sich auf ein neues Ziel ein, welches nun erreicht wurde. Dass auch dies kein Leichtes war, zeigt die mit 2:1 gewonnene Serie gegen Bayer Uerdingen.
Für den SSV Esslingen im Einsatz waren:
Boris Tepic (Torwart), Athanasios Papadopoulos, Marvin Thran, Valentin Finkes (2 Tore am Samstag/0 Tore am Sonntag), Emmanouil Petikis (3/2), Peter Karteszi (1/0), Robin Rehm (4/4), Simon Rehm, Marko Zemun (1/1), Eric Fernandez Rivas (1/3), Mattia Ruggeri (2/2), Florian Pirzer (Torwart)
Robin Rehm zeigte sich mit 8 Toren am Wochenende besonders torgefährlich (Foto: Axel Hänchen)
Deutscher Meister wurden die Wasserfreunde Spandau 04, die die Finalserie gegen ihren Dauerrivalen Waspo 98 Hannover mit 3:0 für sich entscheiden konnten, wobei zwei der drei Partien erst im Penaltyschießen entschieden wurden. Beim Rekordmeister mittendrin der Ex-SSVE-Spieler und Esslinger Zoran Bozic. Platz drei sicherte sich das Traditionsteam ASC Duisburg.
Abschlusstabelle Wasserball-Bundesliga Saison 2022/2023:
- Wasserfreunde Spandau 04
- Waspo 98 Hannover
- ASC Duisburg
- White Sharks Hannover
- SV Ludwigsburg
- OSC Potsdam
- SG Neukölln
- SV Krefeld
- SSV Esslingen
- SV Bayer Uerdingen
- Duisburger SV 1898
- SV Würzburg 05
- SVV Plauen
- Düsseldorfer SC 1898
- SV Weiden 1921 (Teilnahme am Aufstiegsturnier mit der 2. Liga)
- SGW Rhenania/BW Poseidon Köln (Absteiger in die 2. Liga)
- SV Cannstatt (Absteiger in die 2. Liga)
- SV Poseidon Hamburg (Absteiger in die 2. Liga)