SSVE: ein Unglück kommt selten allein

SSVE: ein Unglück kommt selten allein
6. März 2022

Klare Niederlage gegen Favorit ASC Duisburg – Positive Tests und eine gebrochene Nase

Erneut haben die Esslinger Bundesligawasserballer eine deutliche Niederlage hinnehmen müssen: gegen Medaillenkandidat ASC Duisburg gab es mit einem kurzfristig dezimierten Team eine 7:17 (3:5, 1:3, 1:6, 2:3)-Heimniederlage.

Es war ein Tag zum Vergessen für Esslingens Wasserballer: gemäß dem Hygienekonzept des Deutschen Schwimm-Verbandes werden vor einer Partie alle Aktiven getestet, dabei gab es zwei positive Tests auf Seiten des SSVE. Besonders erwähnenswert: einer der beiden war Centerspieler Konstantinos Sopiadis, der aktuell auf seiner Position nicht zu ersetzen ist. Trainer Hannes Rothfuß musste kurzfristig die Taktik umstellen, „ungelernte“ Center mussten die Position abwechselnd einnehmen. Wer sich ein bisschen mit Wasserball auskennt, weiss, welche Bedeutung diese Position besitzt, gerade auch auf Bundesliganiveau. Klar war, dass gegen Duisburg in der aktuellen Konstellation alles passen müsste, um eine Chance zu haben. Das war nun schon vor dem Spiel quasi unmöglich. Hinzu kam ein oft fehlerbehaftetes Spiel der Esslinger, was letztlich zu einer deutlichen Niederlage führte. Und zu allem Überfluss verlor der SSVE nicht nur das Spiel, sondern kurz vor Ende auch seinen einzigen Torhüter, nachdem Boris Tepic bei einem kurzfristig angesetzten Nationalmannschaftslehrgang weilte: Torwart Florian Pirzer bekam einen unabsichtlichen Schlag ins Gesicht mit der Folge einer gebrochenen Nase. Eine Operation scheint unausweichlich und damit droht ein längerer Ausfall des SSVE-Sportler des Jahres 2021. Ein Unglück kommt eben selten allein. SSVE-Trainer Hannes Rothfuß war nach der Partie entsprechend bedient: „Ein absolut gebrauchter Tag. Erneute Corona-Sorgen, ein verletzter Spieler und eine verdiente und deutliche Niederlage. Wir gehen in Führung und bekommen dann in kurzer Zeit zwei einfache und vermeidbare Gegentore. Danach rennen wir nur Rückständen hinterher, kommen nie wieder richtig ran und damit zurück ins Spiel. Schlimmer noch, wir schwächen uns selbst durch undisziplinierte Aktionen und verlieren unsere Linie. Je länger das Spiel geht, umso deutlicher werden die Defizite taktischer und konditioneller Art. Wir laden den Gegner dadurch zu einfachen Toren ein und so kommt es zu einem auch in dieser Höhe verdienten Ergebnis. Das ist die vierte deutliche Niederlage in kürzester Zeit, es muss spätestens jetzt ein Umdenken stattfinden und ein Ruck durch die Mannschaft gehen. Ansonsten rücken die Ziele in ganz weite Ferne!“ Besonders bitter: die beiden positiven Tests stellten sich als falsch-positiv heraus.

Statt mit 13 starteten die Esslinger also nur mit zwölf Spielern in die Partie, Schwede Oskar Rutqvist konnte noch kurzfristig einspringen. Torhüter Florian Pirzer, der später wie eingangs geschildert die halbe Nacht in der Notaufnahme im Krankenhaus verbringen musste, stand gleich im Mittelpunkt und glänzte mit einer Parade gegen den Center. Im Gegenzug bekam der SSVE gleich ein Überzahlspiel zugesprochen, das Marko Zemun zum 1:0 nutzte. Doch schon im nächsten Angriff kamen die Gäste zum Ausgleich. Eine Minute später trafen die Westdeutschen in Überzahl zu ihrer ersten Führung, die sie auch nicht mehr wieder hergeben würden. In der 5. Spielminute erzielten die beweglichen Duisburger das 1:3. Bei der nächsten Überzahlchance erfasste erneut Marko Zemun die Situation am schnellsten und traf zum Anschluss für die Esslinger. Doch nur wenig später stellten die Duisburger den Zwei-Tore-Abstand wieder her. Ein verwandelter Strafwurf für die Gäste ließ den Abstand auf 2:5 anwachsen. Doch noch blieben die Gastgeber dran: vier Sekunden vor Viertelende hatte der SSVE einen Eckball und ein schönes Zuspiel von Nachwuchstalent Nikola Plackovic auf den sich freischwimmenden Nenad Stojcic bedeutete eine Sekunde vor der Viertelpause das 3:5.

Torhüter Florian Pirzer stand immer wieder im Mittelpunkt des Geschehens und wurde zur tragischen Figur

(Foto: BeLa Sportfoto)

Ein weiterer Strafwurf sowie ein Treffer aus der Bewegung heraus sorgten im zweiten Abschnitt schnell für einen beruhigenden 3:7-Vorsprung aus Sicht der des ASCD. Es folgte ein überflüssiger Ausschluss mit Ersatz von Uros Fabic, womit sich die sowieso schon geschwächte Esslinger Mannschaft weiter dezimierte. Zwei Minuten vor der Halbzeitpause konnte Nenad Stojcic einen Duisburger Fehler nutzen, tauchte alleine vor dem starken Gästetorhüter Stefan Popovic auf und verkürzte auf 4:7. Nach einem eigentlich längst abgelaufenen Unterzahlspiel fehlte beim SSVE noch die Zuordnung und so kamen die Duisburger zur 4:8-Pausenführung.

Zwar häuften sich die Fehler im Esslinger Spiel, doch Aufgeben wollten die SSVE-Sieben gegen eine ebenfalls nicht in Bestbesetzung angetretene Mannschaft aus Duisburg auch nicht. Der erst 17jährige Aleksa Boskovic musste die Centerposition vermehrt übernehmen und holte ein ums andere Mal ein Überzahlspiel für seine Mannschaft heraus, so auch gleich zu Beginn des dritten Abschnittes. Trotz zweier Abschlüsse wollte das Tor nicht fallen. Das 5:8 sollte wenig später im nächsten Angriff dann doch fallen, als Miklos Barothy einen Mannschaftskonter erfolgreich abschließen konnte. Betrachtet man die Umstände, ist bis zu diesem Zeitpunkt das Auftreten der Esslinger Wasserballer bis auf einige Aussetzer völlig im Rahmen. Doch was dann vor allem in den verbleibenden sechs Minuten des dritten Viertels folgte, war aus SSVE-Sicht nur zum Vergessen: Duisburg zog bis zum Viertelende unaufholbar auf 5:14 davon.

Im letzten Abschnitt konnten sich die Esslinger dann wieder etwas stabilisieren, auch dank eines gut aufgelegten Florian Pirzer im Esslinger Gehäuse. Mit einem schnell ausgeführten Überzahlspiel schraubten die Duisburger den Vorsprung zwar auf 10 Treffer. Doch Aleksa Boskovic belohnte sich für seine ansprechende Leistung mit einem Überzahltor zum 6:15. Zwei weitere Gästetreffer ließen drei Minuten vor Spielende ein aus Esslinger Sicht frustrierendes 6:17 von der Anzeigetafel des Inselbades Untertürkheim leuchten. Es folgte ein weiterer Schlag für die Esslinger, dieses Mal leider im wahrsten Sinne des Wortes: Florian Pirzer, der kurz zuvor noch einen Schuss der Duisburger parierte, musste mit einer blutenden Wunde das Wasser verlassen und wie sich wenig später herausstellte mit einer gebrochenen Nase. Feldspieler Nikola Plackovic übernahm die Torhüterposition für die verbleibenden zweieinhalb Minuten. Drei Sekunden vor Spielende betrieb Nenad Stojcic mit einem Schuss aus spitzem Winkel und dem 7:17 nur noch Ergebniskorrektur.

Die Esslinger gingen als klarer Außenseiter in die Partie und wollte die Duisburger ärgern. Unter widrigen Umständen gelang dies bis zum Beginn des dritten Abschnitts. Allerdings verlief gerade dieser dritte Abschnitt am Ende für den SSVE mit 1:6 denkbar schlecht und muss aufgearbeitet werden. Erneut viele individuelle Fehler führten letztlich zu einer zu deutlichen Niederlage. Der Frust sollte nun schnell in eine „Jetzt-erst-Recht“- oder eine „Wir-können-das-aber-besser-Haltung“ umgewandelt werden. Denn schon am kommenden Samstag wartet mit den White Sharks Hannover ein schlagbarer Gegner im heimischen Inselbad. Fehlen wird dann auf alle Fälle Florian Pirzer, aber vielleicht wird Mannschaftskapitän Marvin Thran wieder einsetzbar sein.

Für den SSV Esslingen im Einsatz waren:

Florian Pirzer (Torwart), Miklos Barothy (1 Tor), Oskar Rutqvist, Valentin Finkes, Marko Zemun (2), Uros Fabic, Robin Rehm, Simon Rehm, Peter Karteszi, Nenad Stojcic (3), Aleksa Boskovic (1), Nikola Plackovic

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