SSVE fehlen gegen Potsdam 0,8 Sekunden zum Sieg

SSVE fehlen gegen Potsdam 0,8 Sekunden zum Sieg
18. Februar 2023

Dramatisch-spannendes Unentschieden vor lautstarker Kulisse mit bitterem Ende

Endlich ist er da, der erste Saisonpunkt für die Esslinger Bundesligawasserballer! In einer stets spannenden und am Ende hochdramatischen Partie gegen den OSC Potsdam verpasst der SSVE beim 11:11 (2:1, 3:4, 4:2, 2:4)-Unentschieden denkbar knapp den ersten Saisonsieg.

Exakt 20 Sekunden vor Spielende nimmt Potsdams Trainer Alexander Tchigir seine zweite Auszeit. Es folgt eine zumindest harte Entscheidung am Center: obwohl der Ball nicht in der Nähe war, wird Kapitän Marvin Thran ausgeschlossen – gepfiffen wird hier aber die zweite Aktion, vorausgegangen war ein Stürmerfoul, das geahndet hätte werden müssen. Es sind noch zehn Sekunden auf der Uhr. Und dann wird es fuchsteufelswild: erneut ohne Ball am Center wird exakt 2,2 Sekunden vor Spielende auch Konstantinos Sopiadis des Wassers verwiesen, auch nach mehrmaligem Videostudium ist da wenn überhaupt wieder ein Stürmerfoul zu sehen. Potsdam spielt schnell, und für die Esslinger kommt es noch dicker: mit Ablauf der Angriffszeit, der Pfiff erfolgte nach Ertönen der Sirene und 0,8 Sekunden vor der Schlusssirene bekommen die Gäste einen ebenfalls diskutablen Strafwurf zugesprochen. Auch ein Ausschlussverhältnis von 9:15 zu Lasten der Gastgeber zeigt, dass die Esslinger einen schweren Stand hatten. Doch so ärgerlich aus Esslinger Sicht der Ausgleich quasi mit dem Schlusspfiff war, mit etwas Abstand muss man sagen: ein tolles Wasserballspiel, mit einer aufopferungsvoll kämpfenden Esslinger Mannschaft, einem ebenso kämpfenden Gegner und trotzdem gab es nicht nur Kampf sondern auch schöne Spielzüge und tolle Tore zu feiern. Und das taten die ca. 200 Zuschauer im Sportbad NeckarPark, die ihre Mannschaft lautstark und leidenschaftlich anfeuerten. Für SSVE-Trainer Heiko Nossek, war aber nicht nur die letzte Situation, bei der er sich noch die rote Karte einhandelte spielentscheidend, auch hätte man es am Ende gar nicht so knapp machen müssen: „Über lange Strecken ein gutes Spiel, in dem wir leider verpasst haben, den Sack früher zuzumachen. Eine mehr als fragwürdige Schiedsrichterentscheidung am Ende des Spiels kostet uns dann vollends den Sieg. Ich hoffe aber, dass dieses Spiel den Jungs das notwendige Selbstvertrauen für den Rest der Saison gibt.“ Auch Hannes Rothfuß kann dem Spiel viel Positives abgewinnen: „Der erste Punkt der Saison! Wir machen über weite Teile ein gutes Spiel. Lediglich in puncto Chancenverwertung haben wir uns etwas vorzuwerfen. Dadurch verpassen wir es, das Spiel für uns zu entscheiden. Am Ende, und das muss man so deutlich sagen, kosten uns die Schiedsrichter den Sieg. Wir müssen aus dem Spiel das Positive ziehen, denn es ist noch nichts entschieden! Vielen Dank an die vielen Zuschauer und vor allem an die Handballer, die für eine tolle Atmosphäre gesorgt haben!“ Mit den Handballern ist das Team von SSVE-Vereinsmanager Manuel Späth gemeint, die Jungs von der HSG Ostfildern, die als Wasserballer verkleidet für Stimmung sorgten. Auch Mannschaftskapitän Marvin Thran kann dem ersten Punktgewinn viel Positives abgewinnen: „Leider am Ende einen Punkt verloren, aber es war ein toller Kampf, ein super Spiel für die Zuschauer und gute Werbung für die Sportart. Ich denke, wenn man die bisherige Saison betrachtet, sollten wir ein positives Fazit aus dem heutigen Spiel ziehen. Wirklich jeder hat gekämpft und das zeigt, dass wir uns mit allen Mitteln gegen den Abstieg wehren. Ich bin wirklich stolz auf die Jungs. Mit dieser Energie sind wir nächste Woche in Hannover nicht chancenlos. Schade, dass es nicht für mehr gereicht hat, dafür waren wir leider am Ende nicht routiniert genug. Ich bin nach dem Spiel aber definitiv positiv gestimmt für die kommenden Aufgaben.“

Gleich mit der ersten starken Parade nach nicht einmal einer halben Minute machte SSVE-Torhüter Boris Tepic klar, dass es am heutigen Abend für die Potsdamer nicht einfach werden würde, an ihm vorbeizukommen. Im Angriff vergeben die Esslinger ihre erste Großchance, besser machten es die Potsdamer mit einem Mannschaftskonter, abgeschlossen mit einem Bogenball zum 0:1. Auch die nächste Chance, dieses Mal in Überzahl, scheint schon vergeben, doch SSVE-Center Konstantinos Sopiadis setzte nach und drückte den Ball zum Ausgleich über die Torlinie. Es ist von Beginn an ein offener Schlagabtausch der beiden abstiegsgefährdeten Mannschaften. Kapitän Marvin Thran blockte in der Abwehr einen Schuss, doch im darauffolgenden Angriff fand auch sein Schuss nicht den Weg ins Tor. Dann stand wieder Boris Tepic im Mittelpunkt, als er ein schnell ausgeführtes Überzahlspiel der Gäste mit einer tollen Reaktion entschärfte. Nach einem schönen Anspiel von Robin Rehm auf die Centerposition folgte ein Strafwurf, den Marvin Thran zur 2:1-Führung verwandelte. Erneut konnte Boris Tepic einen Schuss von der Centerposition halten, die Esslinger müssen sich den Vorwurf gefallen lassen, zu viele Centeranspiele auf Nationalmannschaftscenter Ferdinand Korbel zugelassen zu haben. Kurz vor der ersten Pause blockte Kapitän Marvin Thran einen weiteren Torschuss, sodass es mit einer SSVE-Führung in den zweiten Abschnitt ging.

Diesen eröffnete Eric Fernandez Rivas mit einem klasse Schuss aus dem Rückraum zum 3:1. Doch die Gäste schlugen eiskalt zurück: mit einem Treffer in Überzahl, einem Tor aus dem Rückraum und einem Strafwurf drehten sie die Partie innerhalb von zweieinhalb Minuten zu ihren Gunsten. Ein toller Schuss von Rechtsaußen vom späteren „Spieler des Tages“ Mattia Ruggeri sorgte für den Ausgleich. Ein weiteres Tor von der Centerposition bedeutete das 4:5. Nach dem Ausschluss eines Potsdamer Spielers nahm Heiko Nossek seine erste Auszeit und sein Team konnte die Chance in Person von Robin Rehm nutzen, der aus halbrechter Position das 5:5 erzielte. Kurz vor der Halbzeitpause hatten die Esslinger die Möglichkeit, erneut in Führung zu gehen, doch sie ließen die gute Chance liegen.

Und auch ins dritte Viertel starteten die Esslinger mit viel Kampfeswille. Robin Rehm erkämpfte sich den Ball und scheiterte wenig später trotz einer schönen Einzelaktion am guten Potsdamer Torwart, der wenig später auch einen Schuss von Mattia Ruggeri klären konnte. Doch bei einem weiteren Strafwurf von Marvin Thran ist Antonio Vukojevic in der 19. Spielminute dann machtlos, es steht 6:5 für den SSVE. Der Kapitän machte überhaupt ein starkes Spiel, wenig später schnappte er sich einmal mehr in der Abwehr den Ball. Es folgte eines der schönsten Tore des Abends, als Peter Karteszi  von ganz rechts außen den Ball auf Linksaußen Emmanouil Petikis passte und der zum 7:5 traf. Doch die Gäste konnten umgehend verkürzen. Und erneut ist es Juniorennationalspieler Emmanouil Petikis, der den freistehenden Valentin Finkes sah, der zum 8:6 einnetzte. Die Potsdamer blieben dran und erzielten nach abgelaufener Überzahl das 8:7. Boris Tepic hielt einmal mehr stark in einer weiteren Unterzahl. Ein im Netz gelandeter Strafwurf wurde den Gästen wegen fehlerhafter Ausführung aberkannt. Es wurde immer dramatischer. Esslingens Vierfach-Torschütze Mattia Ruggeri traf 38 Sekunden vor Viertelende mit einem schönen Schuss von Halbrechts zum 9:7 und kurz vor der Pause rettete noch einmal Boris Tepic den 2-Tore-Vorsprung.

„Spieler des Tages“ Mattia Ruggeri (Foto: Benjamin Lau, BeLa Sportfoto)

In Unterzahl mussten die Hausherren den Anschluss hinnehmen, obwohl Boris Tepic den Schuss erneut entschärft hatte, doch der OSC den Abpraller nutzen konnte. In der 27. Minute verwehrten die Unparteiischen bei einer Einzelaktion von Valentin Finkes den von den Zuschauern lautstark geforderten Strafwurf oder zumindest einen Ausschluss und im Gegenzug schafften die Potsdamer den 9:9-Ausgleich. Esslingen nun mal mit einer Mann-Mehr-Situation, doch der Schuss von Marko Zemun landete unglücklich am Innenpfosten, doch die Esslinger bleiben im Ballbesitz und bekamen ein weiteres Überzahlspiel zugesprochen. Mattia Ruggeri nutzte dieses zum 10:9. Der SSVE kassierte einen weiteren Ausschluss und musste wenig später bereits den dritten Strafwurf gegen sich hinnehmen. Doch Potsdam vergab die Chance zum Ausgleich. Stattdessen wähnten sich die Esslinger eine Minute später auf der Siegerstraße, als Mattia Ruggeri einen Pass von Marko Zemun in einer Kontersituation zum 11:9 verwerten konnte. Doch die OSC-Jungs antworteten umgehend mit dem Anschlusstreffer in einer weiteren Mann-mehr-Situation. Es folgten Torchancen und geblockte Schüsse auf beiden Seiten sowie eine weitere überragende Parade von Boris Tepic. Und dann kamen die eingangs beschriebenen letzten 20 Sekunden mit dem ärgerlichen Ausgleich. Und darauf dann noch eine „Rudelbildung“, als sich wohl alle Spieler nach dem Strafwurf vor dem Esslinger Tor versammelten, auch die von der Bank. Sanktionierungen blieben jedoch aus. Erst nach einigen Minuten konnte die Partie und die letzten 0,8 Sekunden angepfiffen werden. Die Gastgeber hatten noch einmal Auszeit genommen, alle Feldspieler und auch Torhüter Boris Tepic hatten sich vor dem Potsdamer Gehäuse versammelt, doch der Schuss von Marvin Thran von der Mittellinie blieb in der Armen der Abwehr hängen.

Die Esslinger tun gut daran, sich nicht zu lange über den vergebenen doppelten Punktgewinn zu grämen. Vielmehr sollten sie ihre eigene Leistung als Motivation in die nächste Trainingswoche mitnehmen und vor allem ihren unbändigen Kampfeswillen mit in die nächste Partie zu den White Sharks Hannover am kommenden Sonntag. Mit einer solchen Leistung wie gegen Potsdam ist die SSVE-Sieben auch beim Tabellenvierten keinesfalls chancenlos, schließlich waren die Esslinger schon bei der 11:13-Heimspielniederlage gegen die Sharks Ende November schon dicht an einem Punktgewinn dran.

Für den SSV Esslingen im Einsatz waren:

Boris Tepic (Torwart), Oskar Rutqvist, Marvin Thran (2 Tore), Valentin Finkes (1), Emmanouil Petikis (1), Peter Karteszi, Robin Rehm (1), Simon Rehm, Marko Zemun, Eric Fernandez Rivas (1), Mattia Ruggeri (4), Konstantinos Sopiadis (1), Florian Pirzer (Torwart)

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