7:9-Auswärtssieg mit eigenen Fans und dünner Personaldecke
Trotz mehrerer Ausfälle haben die favorisierten Esslinger Bundesligawasserballer die „Auswärtshürde SV Würzburg“ gemeistert und das erste von drei möglichen B-Gruppen-Halbfinals mit 7:9 (1:1, 2:2, 2:3, 2:3) gewonnen. Das Rückspiel findet am kommenden Samstag um 14.30 Uhr auf der Esslinger Neckarinsel statt.
Die Anreise der Esslinger lief etwas anders ab als sonst, wenn als Reisemittel meist die Bahn oder manchmal auch Kleinbusse gewählt werden: dieses Mal wurde ein großer Reisebus gechartert, so konnten auch noch ein paar Fans mit nach Mainfranken. Insgesamt also zwar eine größere Reisegruppe, jedoch musste die Mannschaft gleich auf mehrere wichtige und vor allem erfahrene Kräfte verzichten, da Kapitän Marvin Thran, Center Konstantinos Sopiadis und Miklos Barothy nicht mit an Bord waren. Diese Tatsache wurde umso bedeutsamer, nachdem während der Partie Peter Karteszi, Valentin Finkes und Marko Zemun aufgrund dreier persönlicher Fouls vorzeitig zum Duschen geschickt wurden. SSVE-Cheftrainer Heiko Nossek war zwar froh über den Sieg seiner Mannschaft, sah aber wie schon zwei Wochen zuvor in Weiden klares Verbesserungspotential: „Unsere katastrophale Chancenverwertung lässt den Gegner im Spiel bleiben. Aber die Zuschauer haben somit ein gutes und enges Spiel gesehen. Zuhause machen wir die Serie zu und freuen uns auf die letzten beiden Spiele!“ Ähnlich äußerte sich auch Hannes Rothfuß: „Auswärtssieg, dass ist zunächst einmal das was zählt. Wir machen es uns erneut auswärts unnötig schwer, sind brutal schwach im Nutzen unserer Chancen und lassen so den Gegner bis zum Ende des Spiels am Leben. Durch die Schiedsrichter kommt von außen völlig unnötig Hektik und Aggressivität ins Spiel. So wird aus einem harmlosen, ein völlig konfuses Spiel welches wir am Ende gewinnen! Es gilt zu Hause mit einem deutlichen Sieg klarzustellen, wer die Serie für sich entscheidet und am Ende um Platz 9 spielt! Vielen Dank an die mitgereisten Fans, auf noch hoffentlich viele Reisen mit Fans. So macht es Spaß!“ „Spieler des Tages“ wurde wie schon am vergangenen Wochenende Torhüter-Routinier Florian Pirzer: „Das war heute deutlich enger als erhofft, aber immerhin sind wir mit einem Sieg nach Hause gekommen. Nächstes Wochenende müssen wir mehr zeigen, um vor unseren Fans die Runde sicher in zwei Spielen für uns zu entscheiden.“ Nach seiner Genesung war zwar auch Torwartkollege Boris Tepic mitgefahren, wurde aber noch geschont.
Nicht nur die Anreise war anders, auch der Beginn der Partie gestaltete sich eher ungewöhnlich, dauerte es doch fast fünf Minuten, bis das erste Ereignis im Protokoll festgehalten wurde: Esslingens Spanier Eric Fernandez Rivas wurde für 20 Sekunden des Feldes verwiesen und da es bis dahin quasi ohne Unterbrechung Hin und Her gegangen war, nahm Würzburgs Coach Raul de la Pena gleich mal eine Auszeit. Diese brachte aber nichts ein sowie auch je ein weiteres Überzahlspiel auf beide Seiten. Als viele schon mit einem 0:0 zur ersten Pause rechneten, schafften es die Gastgeber doch noch, zehn Sekunden vorher das 1:0 zu erzielen. Es sollte die einzige Würzburger Führung des Spiels bleiben. Doch damit war das erste Viertel noch immer nicht zu Ende, denn Marko Zemun schaffte es, genau eine Sekunde vor der Pausensirene den Ball im gegnerischen Kasten zum 1:1 unterzubringen.
Zu Beginn des zweiten Abschnitts war es Winter-Neuzugang Mattia Ruggeri, der die Esslinger erstmals in Führung brachte. In Überzahl glichen die Mainfranken in der 13. Minute zum 2:2 aus, doch Juniorennationalspieler Robin Rehm erzielte gleich im nächsten Angriff die erneute SSVE-Führung. Würzburgs Dreifachtorschütze Luka Vuckovic konnte abermals ausgleichen, das 3:3 war zugleich der Halbzeitstand.
Die Esslinger Sieben kam gut aus der Pause zurück und ging durch einen verwandelten Strafwurf von Valentin Finkes sowie einen Überzahltreffer nach Auszeit von Mattia Ruggeri erstmals mit zwei Toren in Führung. Doch die Gastgeber hatten nichts zu verlieren und versuchten alles, doch Florian Pirzer hielt einen Strafwurf und die Esslinger überstanden auch ein Unterzahlspiel. Dann wurde Peter Karteszi vorzeitig zum Duschen geschickt und dieses Mal konnten die Würzburger den fälligen Strafwurf verwandeln. In der 22. Spielminute der erneute Ausgleich zum 5:5. Dann sogar in Überzahl die Chance zur Führung für die Hausherren, Würzburg nahm seine zweite und damit letzte Auszeit. Doch die Gäste hielten dem Druck stand und kamen ihrerseits sogar noch kurz vor Viertelende durch Valentin Finkes zum 5:6.
Es sollte auch zu Beginn des letzten Abschnitts spannend bleiben, als der SVW05 per Strafwurf zum Ausgleich kam. Marko Zemun traf zur erneuten SSVE-Führung, doch fünf Minuten vor Spielende kam Würzburg ein letztes Mal zum Ausgleich. Valentin Finkes verwandelte eine Minute später auch den zweiten Strafwurf und erzielte mit seinem dritten Treffer das 7:8. Wenig später war der Linkshänder erneut im Zentrum des Geschehens, als er zunächst des Wassers verwiesen und dann noch einen Strafwurf verursachte. Damit musste der 27jährige nicht nur vorzeitig zum Duschen, die Würzburger hatten auch noch die Chance, noch einmal zum Ausgleich zu kommen. Doch Florian Pirzer, der über die gesamte Spielzeit mit vielen Paraden glänzen konnte, hielt auch diesen Strafwurf. In den verbleibenden vier Minuten musste der SSVE noch drei Unterzahlspiele überstehen und schließlich war es Linkshänder Robin Rehm, der fünf Sekunden vor der Schlusssirene den 7:9-Endstand markierte.
Florian Pirzer konnte zwei Strafwürfe in Würzburg parieren (hier bei der Partie eine Woche zuvor gegen Weiden) und wurde „Spieler des Tages“ – Foto: Wilfried Jurkowski
Damit haben die SSVE-Wasserballer auch diese Pflichtaufgabe erfüllt, wahrlich nicht überzeugend, aber in Anbetracht der Personalsituation war es vielleicht nicht gänzlich überraschend, dass sich der Favorit auswärts schwertun würde. Wie schon nach dem noch größeren Krimi in Weiden möchten es die Esslinger vor heimischem Publikum besser machen und hoffen auf eine erneut stimmungsvolle Kulisse wie bei der Freibad-Saisoneröffnung gegen Weiden vor einer Woche. Und auch in Würzburg war die Stimmung gut – vielleicht bringen die Würzburger am kommenden Samstag ja auch ein paar Fans mit auf die SSVE-Neckarinsel.
Für den SSV Esslingen im Einsatz waren:
Boris Tepic (Torwart), Athanasios Papadopoulos, Oskar Rutqvist, Valentin Finkes (3 Tore), Emmanouil Petikis, Peter Karteszi, Robin Rehm (2), Simon Rehm, Marko Zemun (2), Eric Fernandez Rivas, Mattia Ruggeri (2), Florian Pirzer (Torwart).