8:18-Niederlage gegen den Rekordmeister – Thran trifft vier Mal
Im letzten Heimspiel des Jahres 2021 war für die Bundesliga-Wasserballer des SSV Esslingen erwartungsgemäß nichts zu holen. Doch gegen Rekordmeister Spandau 04 Berlin schlugen sich die Esslinger beim 8:18 (1:6, 4:2, 2:5, 1:5) achtbar.
Klar, am Ende leuchtete ein 8:18 aus Esslinger Sicht auf der Anzeigetafel im Untertürkheimer Inselbad und der Gästesieg stand auch nie wirklich zu Debatte, aber man müsste wohl lange in der Vergangenheit suchen, bis man mal einen gewonnenen Spielabschnitt des SSVE gegen Spandau findet. Doch genau ein solches Viertel war der zweite Abschnitt, das die Esslinger Bundesligawasserballer mit 4:2 für sich entscheiden konnten und sich doch so mancher Zuschauer verwundert die Augen rieb. Auch im dritten Abschnitt hielten die Gastgeber gut gegen das Berliner Profiteam mit. Doch der Anfangs- und der Schlussabschnitt verhagelten dem SSVE ein besseres Ergebnis, weshalb SSVE-Chefcoach Heiko Nossek Positives wie Negatives festhielt: „Wir haben es leider verpasst, ein gutes Ergebnis gegen Spandau zu erreichen. Ein katastrophaler Start, welcher leider typisch für uns ist bei Spielen gegen Spandau oder Waspo. Ich hoffe, die Jungs denken an das 2. und 3. Viertel, in denen wir wirklich gute Ansätze gezeigt haben. Auf Duisburg werden wir uns bestmöglich vorbereiten, um dort etwas Zählbares mitzunehmen.“ Auch Trainer Hannes Rothfuß sah ein besseres Ergebnis für sein Team im Bereich des Möglichen: „Wir verschlafen das erste Viertel, kommen nicht ins Spiel und setzen leider nicht das um, was wir uns vorgenommen haben. Die zwei mittleren Viertel sah es dann deutlich besser aus, sowohl vorne als auch hinten. Im letzten Viertel geht uns dann die Puste aus und wir bekommen zu viele unnötige Tore. So steht am Ende eine 10-Tore-Niederlage, welche in der Deutlichkeit nicht nötig gewesen wäre, wenn wir über die volle Länge konzentriert dagegengehalten hätten. Es gilt jetzt, das Spiel abzuhaken und den vollen Fokus auf das nächste Wochenende zu richten, da stehen zwei schwere Auswärtsspiele an, in denen wir uns zum Jahresabschluss noch ordentlich präsentieren wollen.“ Die beiden SSVE-Trainer, die nach Nosseks Rotsperre erstmals in dieser Saison gemeinsam auf der Bank Platz nehmen konnten, spielen damit auf das Doppel-Wochenende beim ASC Duisburg am kommenden Samstag und gegen Waspo 98 Hannover am Sonntag an. Mannschaftskapitän Marvin Thran war mit vier Toren einmal mehr bester Schütze seines Teams, ja sogar des Spiels: „Wir haben schlecht angefangen, dann ganz ordentlich nachgelegt. Am Ende haben wir leider zu wenig Mut gehabt, um das Spiel etwas enger zu gestalten. Dass wir Spandau nicht schlagen können, ist klar, auch dann nicht, wenn sie nicht in Topbesetzung antreten. Aber eine Niederlage mit fünf oder sechs Toren Differenz wäre heute bestimmt drin gewesen, am Ende sind es dann leider doch wieder zehn Tore. Auf das zweite Viertel lässt sich aufbauen. Die Einstellung, die wir da gezeigt haben, müssen wir in die nächste Woche mitnehmen und dann ist in Duisburg durchaus etwas drin“, blickt auch der 29jährige bereits auf die nächste Aufgabe.
Marvin Thran im Kampf um den Ball (Foto: BeLa Sportfoto)
Das erste Viertel war aus SSVE-Sicht zum Vergessen. Per Strafwurf und einem Treffer des Ex-Esslingers Zoran Bozic stand es schon nach 57 Sekunden 0:2. Zwar schaffte Marvin Thran mit einem schönen Wurf aus dem Rückraum den Anschluss, jedoch bauten die Gäste den Vorsprung bis zum Viertelende auf 1:6 aus.
Die zweiminütige Pause nutzten die Esslinger, schüttelten sich und kamen völlig verwandelt zurück: der erfahrene Nenad Stojcic traf auf Zuspiel von Uros Fabic zum 2:6 gleich im ersten Angriff. In der 12. Minute schloss Kapitän Marvin Thran einen Konter auf der linken Seite erfolgreich zum 3:6 ab. Dann der wohl kurioseste Treffer des Spiels: Torhüter Florian Pirzer, der bereits mit einigen Paraden geglänzt hatte, konnte einen langen Pass seines Gegenübers abfangen, passte zu Uros Fabic und der erkannte, dass der Spandauer Torhüter noch nicht wieder zurück in seinem Kasten war und traf von hinter der Mittellinie ins gegnerische Tor – da waren es plötzlich nur noch zwei Tore Unterschied. Zwar trafen dann auch wieder die Spandauer aus einer Kontersituation heraus, doch ein von SSVE-Center Konstantinos Sopiadis stark erkämpfter Strafwurf wurde erneut von Marvin Thran zum 5:7 verwandelt. Die Stimmung unter den Zuschauern in der Traglufthalle wurde immer besser. Mit 5:8 ging es in die Halbzeitpause, da die Berliner noch einen Treffer in Überzahl landen konnten.
Der dritte Abschnitt begann mit Centertor des späteren „Spieler des Tages“ Dimitrios Nikolaides zum 5:9. Mittlerweile stand beim SSVE Boris Tepic zwischen den Pfosten und ließ gleich mit einem gehaltenen Strafwurf aufhorchen. In der 19. Spielminute kämpfte sich Konstantinos Sopiadis auf seiner Centerposition frei und wurde genau im richtigen Moment von Valentin Finkes punktgenau angespielt – es waren wieder nur drei Tore Rückstand. Die Spandauer legten einen Zwischenspurt hin und bauten die Führung innerhalb von zwei Minuten auf 6:12 aus. Marvin Thran erzielte mit einem satten Schuss aus dem Rückraum seinen vierten Treffer. Mit der Sirene zum Abschluss des dritten Abschnitts trafen die Berliner zum 7:13.
In Unterzahl kassierte der SSVE das 7:14. Linkshänder Valentin Finkes erzielte in der 27. Minute den letzten Treffer der Gastgeber, in der Folgezeit ging den Esslingern ein wenig die Puste aus und die Berliner Meisterschaftsmitfavoriten konnten den Vorsprung weiter ausbauen.
Bevor es für die Esslinger Wasserballer in die Weihnachtspause geht, stehen am kommenden Wochenende noch zwei Auswärtspartien auf dem Programm: während man sonntags bei Waspo 98 Hannover klarer Außenseiter ist, möchte man am Samstag gegen den derzeit drittplatzierten ASC Duisburg seine Chance suchen.
Für den SSV Esslingen im Einsatz waren:
Boris Tepic (Torwart), Miklos Barothy, Marvin Thran (4 Tore), Valentin Finkes (1), Marko Zemum, Uros Fabic (1), Periklis Reizis, Simon Rehm, Peter Karteszi, Nenad Stojcic (1), Oskar Rutqvist, Konstantinos Sopiadis (1), Florian Pirzer (Torwart).
Einen ganz anderen Spielverlauf nahm das Aufeinandertreffen der U18-Mannschaften der beiden Clubs: gegen ersatzgeschwächte Spandauer gewann das von Heiko Nossek und Michel Denneler gecoachte Nachwuchsteam des SSV Esslingen klar mit 20:7 (5:1, 5:2, 6:2, 4:2).