8:12-Auswärtsniederlage in Neukölln – SV Weiden Gegner in den PlayDowns
Nach dem überraschend deutlichen 12:6-Heimerfolg gegen die SG Neukölln am vergangenen Sonntag war die Hoffnung bei den Esslinger Bundesligawasserballer groß, den direkten Abstieg doch noch verhindern zu können. Doch die Neuköllner gewannen ihr Heimspiel verdient mit 12:8 (2:1, 6:3, 2:1, 2:3).
Im Jahre 2013 sind die Esslinger Wasserballer von der B- in die A-Gruppe aufgestiegen. Damals war Heiko Nossek nach drei Jahren als Profi gerade aus Italien zu seinem Heimatverein zurückgekehrt und hatte erheblichen Anteil am Aufstieg: die Saison beendete er nämlich nicht nur als Torschützenkönig, sondern auch als „Wasserballer des Jahres“. Zehn Jahre später nun also der Abstieg in die B-Gruppe. Und Heiko Nossek ist nach wie vor in der Verantwortung beim SSVE. Zwar nicht mehr als Spieler, die aktive Karriere beendete er 2020, sondern als Cheftrainer und er sieht nach der ersten großen Enttäuschung die Niederlage und den Abstieg mit ein paar Stunden Abstand nüchtern: „Wir haben verdient verloren, so kann man kein „Finale“ angehen. Neukölln hat dies besser gemacht und zu Recht das Spiel gewonnen. Solch ein Abstieg kann auch eine große Chance sein. Man muss sich aber erst im Klaren sein, was wir als Verein inklusive Trainer wirklich wollen. Dank der „Durchlässigkeit“ gibt es grundsätzlich keinen Nachteil zur A-Gruppe. Wer weiß, für was der Gang in die B-Gruppe gut ist.“ Der 41jährige Chefcoach übernahm die Mannschaft als Spielertrainer im November 2019 zusammen mit Co-Trainer Hannes Rothfuß, der die Situation wie folgt sieht: „Wir waren in der Verteidigung zu unentschlossen und im Angriff nicht konsequent genug. So kann man ein so entscheidendes Spiel nicht gewinnen und steigt am Ende in die B-Gruppe ab. Die Saison ist allerdings noch nicht vorbei, es gilt in den kommenden Spielen Größe zu zeigen und vor allem der Konkurrenz zu zeigen, daß mit uns im kommenden Jahr in der B-Gruppe zu rechnen ist. Man verliert und steigt im Sport nie gerne ab, aber es ist auch immer die Chance auf etwas Neues – wir werden weiter machen!“ Bei Mannschaftskapitän Marvin Thran war wie bei der gesamten Mannschaft die große Enttäuschung anzumerken: „Es fällt mir schwer nach dieser bitteren Niederlage die richtigen Worte zu finden. Erst einmal Glückwunsch an Neukölln. Sie haben verdient gewonnen. Als zweites möchte ich mich ganz herzlich bei unseren mitgereisten Fans bedanken, die den langen Weg nach Berlin auf sich genommen haben und ordentlich Stimmung für uns gemacht haben. Wir hätten ihnen sehr gerne einen Sieg geschenkt. Leider war uns das nicht möglich. Ich weiß, dass alle gekämpft haben und den Sieg unbedingt wollten, aber unsere schlechte Chancenauswertung hat dies leider nicht möglich gemacht. Letztendlich muss man aber ehrlich sagen, dass der Abstieg nicht nur auf dieses Spiel zurückzuführen ist, sondern sich im ganzen Saisonverlauf angebahnt hat. Trotz allem heißt es jetzt „Mund abwischen“ und die Saison anständig zu Ende bringen.“
Zunächst begann das Spiel in der Schöneberger Schwimmhalle ausgeglichen. Die Gastgeber gingen mit 1:0 in Führung, zwei weitere Unterzahlspiele konnten die Esslinger abwehren, ehe sie dank des gut aufgelegten Centerspielers Konstantinos Sopiadis zum 1:1-Ausgleich kamen. Sechs Sekunden vor der ersten Pausensirene ging die SGN erneut mit 2:1 in Führung.
Viele hatten in Berlin mit einem wahren „Showdown“ gerechnet, mit Spannung und Kampf bis zur letzten Minute. Doch wie schon im Sportbad NeckarPark am Sonntag zuvor, bot die Partie weit weniger Spannung als von den Allermeisten erwartet. Aus Esslinger Sicht waren es dieses Mal jedoch leider die gastgebenden Berliner, die sich früh im zweiten Abschnitt absetzen konnten. In Überzahl schafften sie die erste Zwei-Tore-Führung, doch Esslingen blieb dank Marko Zemun, der ebenfalls in Überzahl erfolgreich war erst einmal noch dran. Schon im nächsten Angriff musste der SSVE ein weiteres Unterzahlspiel hinnehmen und die Gastgeber nutzten dies zum 4:2. In der 12. Spielminute erzielte Berlins Kapitän David Kleine die erste Drei-Tore-Führung und nur eine Minute später erhöhte der Dreifachtorschütze Marek Molnar einmal mehr in Überzahl auf 6:2. Einen von Torhüter Boris Tepic verursachten Strafwurf nutzten die Neuköllner zur 7:2-Führung in der 14. Minute. Dank zweier verwandelter Strafwürfe durch Valentin Finkes, übrigens der einzige Spieler, der beim Aufstieg 2013 schon mit dabei war, zeigten die Esslinger, dass sie sich noch nicht geschlagen geben wollten. Doch wie schon im ersten Abschnitt kassierten sie erneut nur wenige Sekunden vor dem Pausenpfiff aufgrund eines verwandelten Strafwurfs den 8:4-Halbzeitstand.
Das dritte Viertel gestaltete sich dann wieder ausgeglichener, die Esslinger fingen sich, vor allem die Abwehr fand wieder zu mehr Stabilität. Der eingewechselte Florian Pirzer machte im Esslinger Kasten eine gute Figur. Im Angriff fehlte jedoch weiterhin die Durchschlagskraft, sodass sie nicht näher an ihren Gegner rankamen. Im Gegenteil, die Neuköllner gewannen auch diesen Abschnitt mit 2:1, für den SSVE-Treffer war Eric Fernandez Rivas verantwortlich.
Es ging also mit 10:5 in das letzte Viertel und die Esslinger brauchten schon fast ein Wunder. Der Einsatzwille war es nicht, der fehlte, sie ließen nichts unversucht und setzten gleich im ersten Angriff den Treffer zum 10:6. Doch es mussten schnell weitere Tore folgen, wollte man noch eine Chance haben. Doch stattdessen passierte ergebnistechnisch fast drei Minuten lang nichts und dann aus SSVE-Sicht das falsche: Dreifach-Torschütze David Kleine erzielte viereinhalb Minuten vor der Schlusssirene das 11:6, die Partie war endgültig gelaufen. Zwar verkürzte der SSVE dank eines Mann-mehr-Treffers von Emmanouil Petikis noch einmal auf 11:7, doch zweieinhalb Minuten vor Spielende war es erneut der ehemalige Nationalspieler David Kleine, der den Fünf-Tore-Abstand aufrechterhielt. Das Überzahltor von Robin Rehm zum 12:7 setzte den Endpunkt des Abstiegsduells.
Der Freude nach dem ersten Heimsieg am Sonntag vor einer Woche gegen eben jene Neuköllner und der dadurch befeuerten Hoffnung, den direkten Abstieg mit einem weiteren Sieg doch noch verhindern zu können, folgte in Berlin nun also die Ernüchterung. Und auch wenn der Abstieg nach dem Saisonverlauf natürlich nicht völlig überraschend kam, müssen sich die Esslinger Verantwortlichen und auch die Spieler auf die neue Situation einstellen: parallel zu den Planungen für die neue Saison muss die Mannschaft erst noch die Saison zu Ende bringen. Im Viertelfinal-PlayDown trifft der SSVE auf den SV Weiden aus der Oberpfalz. Mit zwei Siegen aus maximal drei Spielen wäre ein weiterer Abstieg in die 2. Liga ausgeschlossen, es folgen dann noch die Platzierungsspiele, in denen der SSVE am Ende als Neunter die Wasserball-Bundesliga abschließen möchte.
Für den SSV Esslingen im Einsatz waren:
Boris Tepic (Torwart), Miklos Barothy, Marvin Thran, Valentin Finkes (2), Emmanouil Petikis (1), Peter Karteszi, Robin Rehm (1), Athanasios Papadopoulos, Marko Zemun (2), Eric Fernandez Rivas (1), Mattia Ruggeri, Konstantinos Sopiadis (1), Florian Pirzer (Torwart).