Profiteams klar überlegen – Erfahrungen mitnehmen
Der SSV Esslingen kehrt aus Athen ohne Punkte zurück. Beim schwersten der vier Eurocup-Turniere gab es vor allem gegen die Profiteams aus Griechenland, Italien, Montenegro und Russland für die Esslinger Wasserballer nichts zu holen.
Am Ende war die Enttäuschung in der Mannschaft des SSVE deutlich zu spüren. Nicht verwunderlich, nach zum Teil deutlichen Niederlagen. Man war beim SSV Esslingen sicherlich nicht mit falschen Hoffnungen nach Griechenland gereist, denn es war klar, dass man gegen professionelle Wasserballmannschaften klarer Außenseiter sein würde. Aber etwas weniger klare Ergebnisse hätte man sich dann schon gewünscht. Doch es bewahrheitete sich die Vermutung, dass man bei der Auslosung die mit Abstand schwerste Gruppe erwischt hatte. Außer den Esslingern und den Niederländern aus Utrecht durften sich mit den beiden Champions League-Teilnehmern Sintez Kazan aus Russland sowie Jadran Herceg Novi aus Montenegro sowie Gastgeber NC Vouliagmeni und Acquachiara Napoli gleich vier Mannschaften Hoffnungen auf das Erreichen der nächsten Runde machen. Tatsächlich entschied sich erst in der letzten Partie, wer Turniersieger Sintez Kazan ins Viertelfinale folgen würde. Nachdem dieses Spiel zwischen Jadran Herceg Novi und NC Vouliagmeni unentschieden endete, durfte sich Acquachiara aus Italien über das Erreichen dieses Ziels freuen. SSVE-Trainer Bernd Berger: „Das war eine große körperliche Belastung gegen fünf so starke Teams in nur vier Tagen. Wir waren nicht in der Lage, die gesamte Spielzeit gegen Profiteams gegenzuhalten. Die körperliche Überlegenheit war bei den Italienern, Russen und Montenegrinern durchgängig beeindruckend.“
Am Donnerstagabend trafen die Esslinger im wunderschön in die Küste eigebetteten Vereinsfreibad auf Gastgeber NC Vouliagmeni. Es begann nicht schlecht: in Unterzahl kassierte man zwar das 0:1, doch Michael Müller traf in einer Mann-Mehr-Situation zum Ausgleich. Mit 1:1 ging es in die erste Pause. Es folgten zwei schnelle Treffer des Heimvereins, Hannes Glaser konnte in Überzahl jedoch noch einmal auf 2:3 verkürzen. Ein direkt verwandelter Freiwurf sowie zwei Kontertreffer ließen den Vorsprung der Griechen bis zur Halbzeit auf 6:2 anwachsen. Nach der fünfminütigen Pause schienen sich die Esslinger aber wieder gefangen zu haben. Zwar konnte man keinen eigenen Torerfolg feiern, aber in der Abwehr stand man wieder sicher und ließ lediglich einen Strafwurftreffer zu. Die Vorgabe war nun klar: weiter sicher in der Abwehr stehen. Im letzten Abschnitt drehten die Hausherren aber noch einmal kräftig auf und erzielten gleich sieben Tore, entweder in Überzahl oder aus Kontersituationen heraus. Lediglich ein direkt verwandelter Freiwurf von Heiko Nossek stand auf SSVE-Seite zu Buche.
Der LEN-Delegierte Paulo Ramos aus Portugal entschied, die folgenden Partien vom Freibad in die Schwimmhalle zu verlegen. Grund dafür war die windige und doch etwas kühler als erwartete Witterung. Gespielt wurde fortan in der Halle des Lokalrivalen des Gastgebers Panionios Athen. Gegen den holländischen Pokalsieger Utrecht sollte in der zweiten Partie ein Sieg her. Doch schnell lief man einem unnötigen Rückstand her, was nicht gerade zur Sicherheit der Mannschaft beitrug. Der das gesamte Turnier gesundheitlich angeschlagene Heiko Nossek traf zwar per direkt verwandeltem Freiwurf zum Anschluss, doch Utrecht stellte umgehend den Zwei-Tore-Abstand zum 1:3 wieder her. In Überzahl verkürzte Linkshänder Hannes Glaser noch vor der ersten Viertelpause. Im zweiten Abschnitt schienen die Esslinger Stück um Stück die verlorengegangene Sicherheit zurückzugewinnen. Bei einem Treffer in Überzahl durch Heiko Nossek und einem Gegentreffer per Strafwurf in diesem Viertel hatte man das Gefühl, der SSVE übernehme nun die Initiative. Doch der dritte Abschnitt sollte die Vorentscheidung zugunsten der Niederländer bringen, die drei Tore in Folge erzielten. Lediglich ein Rückraumtreffer von Hannes Glaser war in dieser Phase zu wenig, um gegen einen mit gutem Selbstvertrauen aufgrund des guten Ergebnisses vom Vorabend (7:11 gegen Sintez Kazan) ausgestatteten Gegner zu bestehen. Zu Beginn des letzten Viertels setzte es aus Esslinger Sicht gleich einen weiteren Gegentreffer zum 4:8. Man konnte die Partie in den letzten Minuten dann zwar wieder offen gestalten, doch mehr als zwei Treffer durch Lars Hechler und Michael Müller bei einem Gegentreffer bedeuteten am Ende eine 6:9-Niederlage.
Am Samstag wartete mit zwei Partien gegen international erfahrene Spitzenmannschaften ein ganz hartes Programm auf die Esslinger, zumal der Kapitän fehlte: Heiko Nossek hatte es nun doch richtig erwischt. Los ging es am Vormittag gegen das zwar junge, aber bestens ausgebildete montenegrinische Team von Jadran Herceg Novi und im ersten Viertel spielte das SSVE-Team so, wie man es sich selbst gewünscht hatte: frech und ohne großen Druck gingen sie ans Werk und gestalteten so das erste Viertel mit zwei Treffern von Hannes Glaser und einem Rückraumtreffer von Robert Roth bei vier Gegentreffern offen. Aufgrund des guten Starts kam der Einbruch dann unerwartet, aber umso heftiger: bis zur Pause wuchs der Rückstand auf 12:3. Die Halbzeit schien den Esslingern also gerade recht zu kommen, denn im dritten Abschnitt fing sich das Team, trotz sechs Gegentreffern, halbwegs wieder. Denn mit vier eigenen Treffern durch Joshua Stedman aus der Centerposition heraus, einem weiteren Treffer des US-Amerikaners in Überzahl, einem Centertor von Michael Müller sowie einem Tor in Überzahl durch Valentin Finkes verlor man dieses Viertel nur mit 4:6. Im letzten Viertel zeigte sich das Spiel wenig verändert, die Montenegriner marschierten weiter und trafen vier weitere Male, während auf Esslinger Seite Lars Hechler mit zwei Toren erfolgreich war, sodass am Ende ein 9:22 auf der Anzeigetafel stand.
Der Spielplan sah vor, dass der SSVE beim zweiten Spiel des Tages mit Acquachiara Napoli ausgerechnet auf das erfahrenste Team des Turniers traf. Keine leichte Aufgabe, nach dem kräftezehrenden Spiel vom Vormittag. Zwar gingen die Esslinger erstmals mit 1:0 durch einen Kontertreffer von Michael Müller in Führung, doch sollte dies die einzig positive Nachricht des ersten Viertels bleiben. Die Übermacht der Italiener machte sich in Konter- und Überzahltoren bemerkbar. So stand es nach einem Überzahltreffer von Hannes Rothfuß nach dem ersten Spielabschnitt bereits 2:8. Im Angriff etwas erfolgreicher gestaltete sich das zweite Viertel mit gleich drei Treffern von Nationalspieler Hannes Glaser und einem Centertor von Michael Müller. Allerdings bekam man die Italiener in der Verteidigung einfach nicht in den Griff, sodass es zur Halbzeit bereits 6:14 stand. Auch in der zweiten Halbzeit gelang es den Esslingern nicht, mehr Zugriff auf das Spiel und Sicherheit in die eigenen Aktionen zu bekommen, zu abgebrüht agierte der Gegner. So hieß es am Ende bei drei weiteren Esslinger Treffern durch Hannes Rothfuß und zwei Mal Robert Roth 9:26.
Im letzten Spiel traf der SSV Esslingen auf die bereits als Sieger feststehende Mannschaft von Sintez Kazan. Die Russen ließen von Beginn an keinen Zweifel an ihrer Favoritenrolle aufkommen und führten bereits zur Halbzeit mit 12:4. Die SSVE-Tore teilten sich Hannes Glaser (2), Lars Hechler und Joshua Stedman. Auch in Viertel drei und vier ein ähnliches Bild, Esslingen fing zu viele Konter durch Ballverluste oder schlechte Abschlüsse. 23:9 gewann Kazan am Ende hochverdient. Die Tore auf Esslinger Seite erzielten der teilweise wieder eingesetzte Mannschaftkapitän Heiko Nossek (3) sowie Michael Müller und Mike Troll.
Natürlich darf man die Niederlagen nicht überbewerten, denn es war klar, dass man in Athen auf europäische Spitzenmannschaften treffen wird und eben auch mit der Auslosung nicht gerade Glück hatte. Es gilt jetzt, die richtigen Schlüsse aus den trotz der deutlichen Niederlagen wichtigen Spiele für das DWL-Team des SSV Esslingen zu ziehen. Es wurden mit Sicherheit Schwachpunkte erkannt, an denen man nun arbeiten kann, um eine erfolgreiche DWL-Saison zu spielen.
UZSC Utrecht (NED) – Sintez Kazan (RUS) 7:11 (2:2; 0:2; 2:3; 3:4)
Acquachiara Naples (ITA) – PVK Jadran Herceg Novi (MNE) 9:9 (1:2; 1:3; 3:1; 4:3)
Vouliagmeni NC (GRE) – SSV Esslingen (GER) 14:3 (1:1; 5:1; 1:0; 7:1)
PVK Jadran Herceg Novi (MNE) – Sintez Kazan (RUS) 7:11 (1:3; 3:2; 1:5; 2:1)
SSV Esslingen (GER) – UZSC Utrecht (NED) 6:9 (2:3; 1:1; 1:3; 2:2)
Vouliagmeni NC (GRE) – Acquachiara Naples (ITA) 7:11 (4:1; 0:3; 0:3; 3:4)
PVK Jadran Herceg Novi (MNE) – SSV Esslingen (GER) 22:9 (4:3; 8:0; 6:4; 4:2)
Vouliagmeni NC (GRE) – UZSC Utrecht (NED) 14:10 (5:3; 5:4; 2:1; 2:2)
Sintez Kazan (RUS) – Acquachiara Naples (ITA) 14:11 (5:2; 3:5; 3:3; 3:1)
UZSC Utrecht (NED) – PVK Jadran Herceg Novi (MNE) 3:14 (1:3; 2:4; 0:2; 0:5)
Vouliagmeni NC (GRE) – Sintez Kazan (RUS) 11:8 (2:3; 3:1; 2:2; 4:2)
Acquachiara Naples (ITA) – SSV Esslingen (GER) 26:9 (8:2; 6:4; 4:1; 8:2)
UZSC Utrecht (NED) – Acquachiara Naples (ITA) 8:17 (3:4; 1:4; 2:5; 2:4)
SSV Esslingen (GER) – Sintez Kazan (RUS) 9:23 (2:7; 2:5; 2:5; 3:6)
Vouliagmeni NC (GRE) – PVK Jadran Herceg Novi (MNE) 6:6 (2:2; 0:1; 1:1; 3:2)
1. Sintez Kazan 67:45 Tore 12 Punkte
2. Acquachiara Naples 74:47 Tore 10 Punkte
3. Vouliagmeni NC 52:38 Tore 10 Punkte
4. PVK Jadran Herceg Novi 58:38 Tore 8 Punkte
5. UZSC Utrecht 37:62 Tore 3 Punkte
6. SSV Esslingen 36:94 Tore 0 Punkte
Für den SSV Esslingen in Athen am Start waren:
Marco Watzlawik (Torwart), Lars Hechler (3 Tore), Hannes Rothfuß (2), Valentin Finkes (1), Joshua Stedman (3), Robert Roth (3), Heiko Nossek (6), Michael Müller (7), Konstantinos Sopiadis, Novak Zugic, Mike Troll (1), Hannes Glaser (10) und Adrian Hausmann (Torwart)