SSVE – Potsdam: 1:2 – Eine Zwischenbilanz

28. März 2011

Statistik spricht eine deutliche Sprache – Knappe Ergebnisse
Der SSV Esslingen konnte den Vorteil des ersten gewonnenen Spiels nicht nutzen und verlor die beiden Qualifikationsheimspiele gegen den OSC Potsdam jeweils knapp mit einem Tor. Am Samstag gab es ein 9:10 (3:4, 2:3, 2:2, 2:1) und am Sonntag ein 6:7 (4:1, 1:1, 0:3, 1:2).
Nun, Statistik kann einerseits sehr nützlich sein, anderseits kennt man aber auch die ihr innewohnenden Gefahren. An dieser Stelle sollen anhand von Zahlen lediglich Tatsachen ohne Wertung wiedergegeben und anschließend einige Fragen aufgeworfen werden.
In der Qualifikationsserie zwischen dem SSV Esslingen und dem OSC Potsdam sind nun drei von fünf möglichen Spielen absolviert. Potsdam führt mit 2:1. Zählt man die Tore der drei Aufeinandertreffen zusammen, so ergibt sich ein äußerst knappes 24:23 für Potsdam, alle Spiele endeten mit dem denkbar knappsten Vorsprung von einem Tor. Man könnte also, und diese Interpretation sei erlaubt, von einem Duell auf Augenhöhe sprechen. Könnte man.
Doch weiter im Zahlendschungel und nach den Gemeinsamkeiten nun zu den gravierenden Unterschieden: Während der OSC Potsdam in den drei zurückliegenden Partien 12 Zeitstrafen hinnehmen musste, verhängten die Unparteiischen gegen den SSV Esslingen insgesamt 27 Zeitstrafen, darunter auch noch gleich vier Strafwürfe. Ein krasses Ungleichgewicht. Keine offizielle Statistik wird über die im Wasserballsport so bedeutsamen Stürmerfouls geführt, doch eine persönlich geführte Statistik zeigt hier ein ähnliches Verhältnis zu Ungunsten des SSV Esslingen wie bei den Hinausstellungen, sprich: der SSVE musste im Vergleich mit Gegner OSC Potsdam mehr als doppelt so viele Stürmerfouls hinnehmen und kassierte so entscheidende Gegentore in Kontersituationen.
Nun aber zu den spannenden Fragen, die diese Statistiken aufwerfen. Was steckt dahinter? Spielt der SSVE so viel mehr mit unfairen Mitteln? Stellen sich die Spieler des SSVE im Vergleich mit den Potsdamern so eklatant ungeschickter an, dass ein solch ungleiches Verhältnis bei den Zeitstrafen gerechtfertigt ist? Ist das einfach nur Zufall?
Nun aber die Frage, mit der an dieser Stelle zu rechnen ist und die nach den beiden Partien vom Wochenende unter den zahlreichen und lautstarken Zuschauern heiss diskutiert wurde: wird der SSV Esslingen verpfiffen bzw. wird der OSC Potsdam bevorzugt? Doch die gestellte Frage wirft gleich eine weitere Frage auf: Warum? Welchen Sinn ergibt es, eine Mannschaft zu benachteiligen oder die andere zu bevorzugen?
Wie bereits eingangs angekündigt wurden hier Zahlen genannt und Fragen aufgeworfen. Eine Beantwortung der Fragen ist leider nicht möglich.
Zu den Spielen: am Samstag begann die Partie mit einem torreichen ersten Viertel, in dem die Esslinger Wasserballer fünf Sekunden vor Ende das 3:4 hinnehmen mussten. Im zweiten Abschnitt kassierten die Esslinger nach einer Minute den fünften Gegentreffer und während der SSVE nach bereits zwölf Spielminuten noch nicht einmal in den Genuss eines Überzahlspiels kam hiess es nach der dritten Hinausstellung zu Lasten der Gastgeber 3:6. In dieser Phase hielten die Treffer von Matthias Thoma und Robert Roth die Hausherren im Spiel, doch die Potsdamer nutzten ein weiteres Überzahlspiel zum 5:7-Halbzeitstand. Gleich im ersten Angriff der zweiten Halbzeit erzielten die Gäste zwar das 5:8, doch der SSVE nutzte zwei Überzahlspiele in Folge durch Treffer von Hannes Rothfuß und Mike Troll zum 7:8-Anschluss. Noch einmal sei an dieser Stelle ein wenig Statistik erlaubt: beim Stande von 7:8 waren 18 Minuten gespielt. Bis zur vorletzten (31.) Spielminute bekam der SSVE keine einzige Überzahlchance zugesprochen, sie selbst kassierten in dieser entscheidenden Phase dagegen gleich fünf Zeitstrafen. Bemerkenswert und herauszuheben ist der aufopferungsvolle Kampfeswille der jungen Esslinger Mannschaft trotz der widrigen Umstände. Zwar konnte Potsdam aufgrund der sich bietenden Chancen zwischenzeitlich auf 7:10 davonziehen, doch Tim Hornuf traf aus der Centerposition heraus zum 8:10. Eineinhalb Minuten vor Ende herrschte schließlich völliges Chaos im Untertürkheimer Inselbad, die Unparteiischen hatten jegliche Übersicht verloren. Robert Roth erkämpft sich im Mittelfeld eine Hinausstellung seines Gegenspielers. Als er zum Ball möchte, um den Freiwurf auszuführen, wird er von einem weiteren Gegenspieler daran gehindert, was eigentlich eine weitere Hinausstellung bedeuten würde, jedoch entscheidet das Schiedsrichtergespann zum Entsetzen der Zuschauer auf Stürmerfoul. Die Zeitnehmerin und die Protokollführerin unterbrechen daraufhin das Spiel, da der Schiedsrichter bei der Hinausstellung die Nummer 7 angezeigt hatte, aber keiner das Wasser verlassen hatte. Nach längeren Diskussionen wird festgestellt, dass es nicht die Nummer 7 von Potsdam war, sondern Kapitän Jacob Drachenberg mit der Nummer 6. Der Hinweis des Protokolls, dass dieser Spieler das Spielfeld aber gar nicht verlassen habe, wird von den Unparteiischen übergangen. Die Folge eines solchen Nichtverlassens nach Ausschluss hätte zumindest einen weiteren Ausschluss des Spielers zur Folge gehabt sowie Ballbesitz für Esslingen, unter Umständen sogar einen Strafwurf für den SSVE. Eineinhalb Minuten vor Schluss wurde dem SSVE also die Chance genommen, auf ein Tor heranzukommen. Dies gelang dann erst 50 Sekunden vor Schluss durch einen Treffer von Hannes Rothfuß zum 9:10. Doch dieses Ergebnis stand auch nach dem Schlusspfiff auf der Anzeigetafel.
Am Sonntag startete der SSVE furios und liess sich auch nicht davon beirren, dass sie nach nur einer Minute Spielzeit nach einer Hinausstellung und eines Strafwurfes mit 0:1 in Rückstand lagen. Matthias Thoma, Mike Troll und zweimal Miro Tadin sorgten für eine scheinbar beruhigende 4:1-Führung. Beim Stande von 4:2 im zweiten Viertel dann nach zwölf Spielminuten wohl eine der spielentscheidenden Situationen: im eigenen Angriff wird eine Aktion von Centerspieler Michael Müller als Stürmerfoul bewertet, in der folgenden Umkehrbewegung entscheiden die Unparteiischen auf Ausschluss des Esslingers. Natürlich verärgert, ob nun über die Entscheidung oder vielmehr über sich selbst bzw. die vertane Chance, schlägt der 26jährige leicht mit der Hand auf die Wasseroberfläche. Dies wird von einem der Unparteiischen als Missachtung seiner Entscheidung ausgelegt, weshalb er ihn für den Rest des Spieles ausschließt. Doch damit nicht genug. Ein solcher Ausschluss mit Ersatz hat eine weitere Sperre für das nächste Spiel zur Folge, sprich: Michael Müller ist für das „Endspiel“ in Potsdam nicht einsatzberechtigt. An dieser Stelle seien noch einmal zwei Fragen erlaubt: „Muss ein souveräner und selbstbewusster Schiedsrichter, eine solche Aktion als Missachtung auslegen? Und warum sagt man, dass Emotionen zum Sport gehören, ja, ihn sogar erst zu dem machen, was er ist, und unterdrückt dann diese Emotionen auf härteste Weise? Wohlgemerkt, es handelte sich nicht um ein Spritzen gegen den Schiedsrichter oder gar um eine Beleidigung. Und noch eine weitere Anmerkung: es war das erste Mal in dieser Partie, dass Michael Müller mit einer Entscheidung der Unparteiischen haderte.
Zwar konnte Matthias Thoma noch das 5:2 für den SSVE erzielen, doch in der Folgezeit machte sich das Fehlen des erfahrenen und starken Centerspielers bemerkbar. Das dritte Viertel verloren die Esslinger mit 0:3, darunter ein Tor in Überzahl sowie ein Strafwurf zugunsten der Ostdeutschen. Müßig zu erwähnen, dass der SSVE im gesamten dritten Viertel kein einziges Überzahlspiel zugesprochen bekam. Natürlich war es auch das Esslinger Team, dass in dieser Phase seine Linie verlor, unsaubere Zuspiele und Unkonzentriertheiten führten zu vermeidbaren Ballverlusten. Im Angriff fehlte die Durchschlagskraft, Frust und Zweifel lähmten das Esslinger Spiel. Potsdam nutzte die sich bietende Chance und traf zwei weitere Male in Überzahl zum vorentscheidenden 5:7. Zwar konnte Robert Roth noch einmal den Anschlusstreffer erzielen, doch in den verbleibenden etwas mehr als drei Minuten sollte der Ausgleichstreffer trotz unbändigem Willen bis zum Schluss nicht mehr gelingen. Dabei wäre das Erreichen der Verlängerung mehr als verdient gewesen.
Ein sichtlich mitgenommener SSVE-Trainer Davorin Golubic rang nach Erklärungen: „Mir fehlen die Worte, ich kann das nicht glauben. Das müssen wir erst einmal verdauen. Nach der Hinausstellung von Michael Müller hatten wir große Probleme. Wir haben in beiden Spielen am Wochenende super gekämpft, wirklich ein großes Lob an die Mannschaft. Und deshalb ist es auch jetzt noch nicht zu Ende, auch wenn es am Samstag in Potsdam sehr schwer werden wird.“ Gemeint ist damit die vierte Partie der Best-of-Five-Serie in Potsdam am kommenden Samstag um 17 Uhr im Brauhausbergbad.
Für den SSV Esslingen im Einsatz waren:
Michael Knelangen (Torwart), Tim Hornuf (1 Tor am Samstag / 0 Tore am Sonntag), Hannes Rothfuß (3/0), Matthias Thoma (1/2), Valentin Finkes, Mike Troll (2/1), Robert Roth (2/1), Michael Müller, Lars Blankenhorn, Robert Berghoff, Robin Finkes, Miro Tadin (0/2) und Marco Watzlawik (Torwart, beide Spiele 1. – 32. Minute).

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