SSVE mit vierminütiger Unterzahl und viel Moral – drittes Unentschieden
Der SSV Esslingen hat sich mit dem OSC Potsdam einen mitreißendes Waserballspiel geliefert. Nach 26 Toren und 32 Ausschlüssen stand am Ende ein leistungsgerechtes 13:13 (4:4, 2:3, 5:3, 2:3)-Unentschieden auf der Anzeigetafel.
Mehr Spannung geht nicht, das war sozusagen der „Samstagnachmittag-Tatort des Wasserballs“, was die zahlreichen Zuschauer im Untertürkheimer Inselbad zu sehen bekamen. Die beiden Kontrahenten zeigten auch qualitativ ein starkes Wasserballspiel, mit viel Kampf, aber eben auch mit Klasse und sehenswerten Aktionen. Und das Esslinger Team zeigte sich als Mannschaft im Wasser, schaffte fast Unglaubliches, als sie eine vierminütige Unterzahl mit 2:1 für sich entscheiden konnten. Ein Wasserballspiel, das in Erinnerung bleiben wird. Letztlich auch eine gerechte Punkteteilung, so SSVE-Trainer Bernd Berger nach dem nervenaufreibenden Krimi: „Wir müssen mit dem Punkt zufrieden sein. Bei vier Minuten Unterzahl kannst du einfach nicht mehr erwarten. So eine rote Karte darf einfach nicht passieren.“ Ähnlich sieht das auch Kapitän Heiko Nossek, der mit vier Treffern einmal mehr Esslingens erfolgreichster Torschütze war, der allerdings mit dem letzten Gegentor haderte: „Leider kostet uns zum Ende eine Unachtsamkeit einen Punkt. Aber nach dem Ausschluss ohne Ersatz können wir mit dem Punkt leben. Nun geht es gegen die White Sharks um Platz 6 – und die nötigen zwei Punkte werden wir holen“, gibt der vierfache Torschütze schon einen Ausblick auf das nächste Spiel. Hervorragend ins Esslinger Spiel zurück fand Timo van der Bosch, der die vergangenen zwei Wochen fast nur mit der Nationalmannschaft unterwegs war. Der „Spieler des Tages“ zeigte eine bärenstarke Leistung: „Das war heute auf alle Fälle eine gute Mannschaftsleistung, die Mannschaft funktioniert und hat Moral gezeigt im langen Unterzahlspiel. Positiv war auch, dass verschiedene Spieler in den entscheidenden Situationen Verantwortung übernommen haben. Mit ein bisschen Abstand können wir mit dem Punkt zufrieden sein.“
Der Auftakt gehörte ganz klar den Gästen. Mit zwei Treffern lagen sie nur 40 Sekunden nach dem Anschwimmen bereits vorne, einfache Tore ohne Esslinger Gegenwehr. Doch Timo van der Bosch brachte sein Team mit einem Centertor zurück und erzielte in der vierten Spielminute in Überzahl den Ausgleich. Doch bis zur sechsten Minute konnten die Potsdamer durch zwei Überzahltreffer erneut eine Zwei-Tore-Führung herstellen. Ebenfalls in Überzahl schaffte Hannes Rothfuß aus dem Rückraum den Anschluss zum 3:4 und noch vor der ersten Pause schloss Valentin Finkes auf seiner rechten Angriffsseite einen Konter erfolgreich zum Ausgleich ab.
Zu Beginn des zweiten Abschnittes dann die erste SSVE-Führung, als Heiko Nossek in Überzahl aus dem Rückraum traf. Doch die Gäste brachten sich mit zwei Treffern erneut in Führung. Konstantinos Sopiadis erkämpfte sich auf der Centerposition einen Strafwurf, den Heiko Nossek zum 6:6 verwertete. Ebenfalls per Strafwurf legten die Ostdeutschen wieder vor. Dann die bereits mehrfach angesprochene Situation, in der Esslingens Hugo Velazquez zwei Sekunden vor der Halbzeit nach überhartem Spiel die rote Karte von den Schiedsrichter gezeigt bekam, gleichbedeutend mit einem Strafwurf, den die Gäste allerdings nicht nutzen konnten sowie einer vierminütigen Überzahl.
Doch auch die vierminütige Überzahl konnte der OSC nicht nutzen. Im Gegenteil: die Gastgeber stemmten sich mit allem gegen die nummerische Überzahl, der stark aufspielende SSVE-Torhüter Florian Pirzer rettete mehrmals in höchster Not für sein Team, das dann sogar selbst Akzente im Angriffsspiel setzte. Vor allem Geburtstagskind Konstantinos Sopiadis wusste zu glänzen, als er in einem Angriff mit seinen Aktionen gleich zwei Potsdamer auf die Strafbank verwies. Robert Stiefel nutzte das Überzahlspiel und traf zum 7:7-Ausgleich. Viel Schlitzohrigkeit bewies der 22jährige bei seinem nächsten Treffer: nachdem er seinem Gegenspieler auf der Mittellinie den Ball abluchste, erkannte er blitzschnell, dass der gegnerische Torhüter noch nicht wieder in seinem Gehäuse war und traf aus großer Entfernung zum 8:7 – wohlgemerkt: noch immer war der SSVE in Unterzahl. Die Potsdamer schafften dann doch noch einen Treffer in der Überzahl zum erneuten Ausgleich. Es passte zu diesem Spiel, dass ausgerechnet dann, als die Esslinger wieder vollzählig waren, plötzlich wieder die Gäste vorlegten, indem sie einen Konter zum 8:9 erfolgreich abschlossen. Drei Tore in Folge brachten die erste Zwei-Tore-Führung für den SSVE, alles noch im dritten Abschnitt: Timo van der Bosch in Überzahl, Heiko Nossek mit einem Strafwurf sowie noch einmal der Kapitän in Überzahl. Doch drei Sekunden vor der letzten Pause schafften die Potsdamer den 11:10-Anschlusstreffer.
Der offene Schlagabtausch setzte sich auch im letzten Abschnitt fort. Per Strafwurf konnten die Gäste ausgleichen, Valentin Finkes brachte sein Team in Überzahl wieder in Front. Mit einem direkten Freiwurf traf Potsdam zum 12:12. Noch über viereinhalb Minuten waren zu diesem Zeitpunkt zu spielen. Doch bis 18 Sekunden vor der Schlusssirene sollte kein Tor mehr fallen, ehe Hannes Rothfuß in Überzahl den vermeintlichen Siegtreffer erzielte und die Fans begeistert jubeln liess. Doch den Schlusspunkt setzten die Brandenburger, als Tomi Tadin per direkt verwandeltem Freiwurf fünf Sekunden vor Spielende zum 13:13 traf. Ein Treffer, den Heiko Nossek wie eingangs in seinem Statement beschrieben, für vermeidbar hielt, der zu diesem Zeitpunkt aber wie Eric Fernandez Rivas, Hugo Velazquez und Robert Stiefel auf Esslinger und Christian Saggau, Ulrich Lu Meo, Hannes Schulz und der fünffache Torschütze Lukas Küppers auf Potsdamer Seite, aufgrund der persönlichen Hinausstellungen bereits zum Zuschauen verdammt war und nicht mehr eingreifen konnte.
Ein Sieg hätte für den SSVE Punktgleichheit mit Potsdam und Platz 6 bedeutet. Auch der eine Punkt liess die Esslinger auf den sechsten Platz klettern, da man nun dank des gewonnenen Direktvergleichs vor Bayer Uerdingen liegt und weiterhin drei Punkte vor den White Sharks Hannover bei noch zwei ausstehenden Spieltagen. Da theoretisch von Platz 4 bis Platz 8 noch alles möglich ist, bleibt es beim „Endspiel“ am kommenden Samstag bei den White Sharks Hannover.
Für den SSV Esslingen im Einsatz waren:
Adrian Hausmann (Torwart), Eric Fernandez Rivas, Hannes Rothfuß (2 Tore), Valentin Finkes (2), Timo van der Bosch (3), Leo Hurley, Heiko Nossek (4), Marvin Thran, Hugo Velazquez, Novak Zugic, Robert Stiefel (2), Konstantinos Sopiadis, Florian Pirzer (Torwart).