Doch keine Ligareform – Armutszeugnis für den deutschen Wasserballsport
Den Esslinger Bundesligawasserballern steht zum Saisonabschluss noch einmal eine Reise nach Berlin bevor. Beim Spiel um Platz 7 trifft man am Samstag um 16 Uhr im Freibad Britz auf die SG Neukölln.
Der 9:3-Erfolg im Relegationsspiel gegen die SV Krefeld 72 wird der letzte Auftritt der SSVE-Bundesligawasserballer vor heimischem Publikum bleiben, da sich die beiden Duellanten um Platz 7 auf ein Spiel geeinigt haben, schließlich geht es nur noch um die Platzierung. „Zum Abschluss der Saison soll ein Sieg her, wohlwissend, dass es nur noch um Platz 7 geht. Da es hierbei nicht mehr um eine Europapokalteilnahme oder Ähnliches geht und eigentlich nur Kosten verursacht, muss man hier die Sinnfrage stellen. Warum nimmt man nicht das Ergebnis nach der Hauptrunde für die Platzierungen ab dem 4. Platz und wertet diese somit auf!?“, ist SSVE-Chefcoach Heiko Nossek verärgert über den aktuellen Modus. Am Montag wurde den Vereinen mitgeteilt, dass es in der kommenden Saison nun doch keine 10er-Liga geben wird, wie bisher angenommen, sondern alles beim Alten bleibt. Und auch danach wird es lediglich ein Reförmchen geben mit kleinen Änderungen beispielsweise beim Auf- und Abstieg. Daher schiebt der Trainer seine Unzufriedenheit mit den Entscheidungsträgern beim DSV hinterher: „Aber das ist nur eine Sache von vielen, was aktuell schwer nachzuvollziehen ist! Da fragt man sich, wer da was entscheidet und ob man sich auch entsprechende Gedanken dazu macht.“ In der Tat ist die Situation für die Vereine alles andere als zufriedenstellend: sie sind es, die vom Spielbetrieb über die eigenen Spieler, Trainer, Jugend, Schiedsrichter, Ausbildung von Trainern bis hin zur Einkleidung der Schiedsrichter alles bezahlen dürfen, aber kein Mitspracherecht wie früher haben. Weisst man darauf hin, bekommt man zur Antwort, man habe ja einen Vereinsvertreter in der Wasserballabteilung – einen für acht Vereine, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Vor allem aber kommt es zu keiner breiten Diskussion, zum Austausch von Interessen und Argumenten und zum Erarbeiten von Lösungen, wie der am Boden liegende deutsche Wasserball zumindest wieder in die Nähe einer Olympiateilnahme gebracht werden kann. Dazu passt das derzeit in Wasserballkreisen kursierende Gerücht, dass Nationaltrainer Petar Porobic nach nicht einmal einem Jahr aufgrund fehlender Unterstützung seitens des Verbandes das Handtuch geschmissen haben soll.
Auch SSVE-Trainer Hannes Rothfuß stellt die Frage nach dem Sinn des Spiels um Platz 7, blickt aber auch aus sportlicher Sicht auf die anstehende Partie: „Es ist unser letztes Spiel der Saison. Der große Druck ist seit der gewonnenen Relegation raus. Warum solche Spiele überhaupt sein müssen ist die Frage? Wir können in Bestbesetzung antreten. Die beiden Spiele dieses Jahr gegen Neukölln haben wir nicht verloren, das soll auch so bleiben. Wir wollen die Saison mit einem Sieg erfolgreich abschließen!“ In der Tat gab es gleich zum Saisonauftakt Anfang November ein spektakuläres 14:14-Unentschieden in der Untertürkheimer Traglufthalle mit 28 Toren und 35 Ausschlüssen. Im Rückspiel in Berlin Anfang April gewann der SSVE dank eines starken dritten Viertels verdient mit 10:14. Zumindest eine spannende Partie ist also im Freibad Britz zu erwarten.