Schon in der zweiten Saison nehmen die U16-Mädchen des SSV Esslingen in diesem Jahr an der Runde des NRW-Schwimmverbands teil, die, weil sie die einzige ihrer Art ist, traditionell allen deutschen Vereinen offensteht. Zwar treten die nicht aus NRW stammenden Vereine außer Konkurrenz an (indem der Titel in einer Platzierungsrunde NRW-intern im Herbst ausgespielt wird), was das sportliche Kräftemessen angeht, spielt dies aber natürlich keine Rolle. Und das ließ sich bisher durchaus sehen: Drei klare Siege gegen Aachen und Düsseldorf konnten die Esslingerinnen hier in diesem Jahr bislang einfahren. Gegen die Favoriten der Runde, Uerdingen und Bochum, unterlag man zwar sowohl im Hin- als auch im Rückspiel, konnte dabei aber jeweils eine Partie durchaus eng und auf Augenhöhe gestalten. Insofern durfte man gespannt sein, wie die drei letzten Spiele der Runde ausgehen würden, zu denen die Mannschaft am vergangenen Wochenende nach Eschweiler gereist ist. Dabei lag der Fokus auf den beiden Spielen gegen den ETV Hamburg. Zwar war die Bilanz der Esslinger Mädchen gegen die Jugend dieses etablierten Damen-Bundesligisten aus den bisherigen vier Begegnungen mit zwei Siegen und zwei Niederlagen auf dem Papier ausgeglichen, das konnte allerdings nur bedingt als Orientierung dienen: Die beiden Siege gelangen den SSVE-Mädels in der letztjährigen NRW-Runde, als die Hamburgerinnen nur mit einer Rumpfmannschaft zu uns an den Neckar gereist waren, weswegen die Spiele damals eher den Charakter von Freundschaftsspielen hatten. Beim Deutschen Pokal im April und bei der Deutschen Meisterschaft im Herbst 2017 hatten sich beide Mannschaften zwar als im Grunde ebenbürtig erwiesen, am Ende hatte aber jeweils das Team von der Elbe doch mit dem längeren Atem eindeutige Siege davontragen können. Dass der ETV vermutlich zur Zeit tatsächlich diejenige Mannschaft in der weiblichen Jugend stellt, die sich mit dem SSVE am ehesten auf Augenhöhe befindet, zeigten dann auch die beiden überaus spannenden Partien in Eschweiler und ihr Ausgang: Das Hinspiel konnten knapp noch die Hamburgerinnen für sich entscheiden, im Rückspiel aber behielt dann Esslingen – wenn auch noch knapper – die Oberhand. Zusammen mit dem erwarteten klaren Sieg gegen den SV Aachen, der sich als hervorragender Gastgeber dieses kleinen Turniers engagiert hat, darf dieses sommerliche Wochenende damit als voller Erfolg für den Esslinger Mädchenwasserball verbucht werden.
Als es am frühen Samstagabend zum ersten Mal gegen den, diesmal in Bestbesetzung antretenden ETV Hamburg ins Becken ging, war beiden Mannschaften anzumerken, dass man sich der Bedeutung des Spiels bewusst war. Iris Schneider hatte ihre Spielerinnen auf einen starken Gegner – dem in dieser Saison sogar schon ein Sieg gegen Uerdingen gelungen war – eingestellt, dem man aber angesichts der enormen Entwicklung, die das SSVE-Team in den anderthalb Jahren seines Bestehens genommen hat, selbstbewusst eine entschlossene Teamleistung entgegen setzen wollte. Und ihre Mädchen lieferten: Hochkonzentriert, ohne nachzulassen und mit einer fast tadellosen Teamleistung gelang es ihnen, das Spiel bis ins letzte Vierte hinein offen zu halten. Und die Partie hielt, was sie versprochen hatte und gestaltete sich denkbar eng und spannend: Noch zur Halbzeit stand es ganz wasserballuntypisch nur 1:0 für Hamburg – und auch dieses eine Tor war nur das Ergebnis eines etwas unglücklich eingefangenen Strafwurfs gewesen. Am Ende stand ein 4:2 für den ETV, wobei man den Mädchen vom Neckar eigentlich nur einen Vorwurf machen konnte: die zu geringe Verwertung der zahlreich und vorbildlich herausgespielten Chancen.
Am Sonntagmorgen stand das Rückspiel gegen den SV Aachen an, der in dieser Saison nach einer Pause erstmals wieder an der NRW-Runde teilnimmt und gegen dessen junges Team sich die SSVE-Mädchen schon im Hinspiel im vergangenen Dezember als deutlich überlegen erwiesen hatten. Das gab der Trainerin die Gelegenheit, hier ihre Stammspielerinnen für die Aufgabe am Nachmittag zu schonen. Gerade für eine Mannschaft, die wie das Esslinger Team selbst noch immer zu den Newcomern im weiblichen Wasserball auf nationalem Niveau zählt, sind allerdings auch solche Spiele gegen schwächere Gegner ein Charaktertest, den die Mannschaft mit einem disziplinierten und in keiner Phase leichtfertigen Spiel ebenfalls klar bestanden hat. Das Spiel endete mit einem 25:4-Sieg für den SSVE.
Damit war der Weg frei für das Rückspiel gegen den ETV Hamburg, für das man sich viel vorgenommen hatte: Iris Schneider hatte keinen Zweifel daran gelassen, was sie ihren Mädchen nach den beiden starken Auftritten zuvor zutraute und dass hier ohne Wenn und Aber auf Sieg zu spielen war. Dieses Vertrauen zahlte das Team mit seinem vielleicht bisher stärksten Spiel überhaupt in jeder Sekunde der Partie zurück: Es entwickelte sich ein regelrechter Krimi, bei dem Gleichstände mit knappen Führungen abwechselten, wobei es dem SSVE nach einem frühen Hamburger 0:1-Treffer gelang, im weiteren Spielverlauf nicht mehr in Rückstand zu geraten. Weil die Partie so eng blieb, konnte Schneider ihren Stammspielerinnen kaum eine Verschnaufpause gönnen, die – getragen und unterstützt auch von jeder einzelnen Mannschaftskameradin auf der Bank – vor den Augen eines zunehmend anerkennend staunenden Publikums unter Beweis stellten, was in ihnen steckt: Mustergültig setzten die SSVE-Mädchen die taktischen Anweisungen der Trainerin um, gaben nicht einen Ball verloren, halfen einander, blieben aufmerksam und zeigten vor allen Dingen, dass sie mittlerweile auch in der Lage sind, ein solch kräftezehrendes Spiel bis zur letzten Minute mit einem klaren Ziel vor Augen durchzuhalten. Ohne dass es gerechtfertigt wäre, auch nur eine einzelne Spielerin herauszuheben, belohnten sich die Esslingerinnen so mit einem ebenso knappen wie hochverdienten 6:5-Sieg, der das schönste Kompliment verdient, das im Teamsport zu vergeben ist: eine reife Mannschaftsleistung.
Bleibt zu hoffen, dass der Mannschaft dieses erfolgreiche Wochenende den Schwung gibt, sich nun bestmöglich vorzubereiten auf die nächste ganz große Aufgabe: Anfang Juni findet der Deutsche Pokal in der U16 weiblich statt. Der SSVE ist natürlich dabei. Noch immer als ambitionierter Außenseiter im Feld der namhaften Mädchen-Teams. Aber, so bleibt zu hoffen, mit zu Recht gewachsenem Selbstvertrauen.
Für den SSVE waren im Einsatz:
Katharina Moormann (TW), Lina Roth (K), Maria Patsiavouridou, Lara Sardella (Heimatverein VfL Kirchheim), Elena Ludwig, Georgia Sopiadou, Lara Schneider, Lea Haidacher (Heimatverein VfvS Stuttgart), Leonie Schneider (Heimatverein PSV Stuttgart), Ida Wellensiek (Heimatverein BSC Pforzheim), Danielle Kölmel (Heimatverein WF Gemmingen), Joanna Dovridis
Trainerin: Iris Schneider