9:15 gegen ASCD – Schwacher Start und schwache Überzahlquote
Der SSV Esslingen hat das Spitzenspiel des 11. Spieltages der Deutschen Wasserball Liga gegen den favorisierten ASC Duisburg mit 9:15 (2:4, 1:3, 4:3, 2:5) am Ende klar verloren. Doch auch der Gegner sprach nach der Partie von einem engen Match. Hochemotional war es allemal.
Als nach 75 Minuten die Schlusssirene im Untertürkheimer Inselbad ertönte, war ein interessantes und hochemotionales DWL-Spiel zu Ende, doch die Diskussionen über das Geschehen beim Spiel zwischen den Tabellennachbarn der Ränge drei und vier sollten noch weitergehen. Einig waren sich jedoch alle über eine Tatsache: der Sieg ging verdientermaßen an die Gäste aus dem Westen. Für den SSVE und seine zahlreichen und lautstarken Fans, die ihr Team einmal mehr großartig unterstützten, war es eine Achterbahnfahrt, die mit einem Tiefschlag und einem 0:4-Rückstand nach vier Minuten begann. Danach rappelte sich das Heimteam zwar wieder auf und war über weite Strecken gleichwertig, kam im dritten Abschnitt sogar wieder heran, doch zwei fragwürdige rote Karten gegen die Esslinger Bank unterbrachen die Aufholjagd des SSVE. Trainer Janusz Gogola übte nach dem Spiel Kritik an seinem Team, aber auch an der Leistung der Schiedsrichter: „Wir mussten im heutigen Spiel unseren Plan B anwenden. Wir lagen 0:4 zurück. So wollten wir in der zweiten Spielhälfte wieder an die Duisburger rankommen. Wir kamen auf 7:9 zurück und hatten gute Chancen, noch mal zu verkürzen. Danach versank das Spiel im Chaos. Beide Mannschaften litten unter Schiedsrichterentscheidungen, die nicht nachvollziehbar waren. Unabhängig davon zeigten wir Schwächen im Überzahlspiel und im Abschluss. Typische Symptome für Trainingsrückstand. Mein Team hat vorzeitig das Saisonziel erreicht und hatte wahrscheinlich ein kleines Päuschen eingelegt“, zeigte sich der erfahrene Coach mit der Vorbereitung unzufrieden. Der Trainer sah in der 24. Spielminute die rote Karte, eine Entscheidung, die auf viel Unverständnis stieß: vorausgegangen war eine Auszeit, die Janusz Gogola nahm, nachdem sich sein Team eine Überzahlchance erarbeitet hatte und damit die Chance hatte, noch näher heranzukommen. Konstantinos Sopiadis hatte in der Aktion davor einen Schlag auf das Auge abbekommen und SSVE-Physiotherapeut Martin Kober wollte sich darum kümmern, doch die Auszeit war zu schnell abgelaufen. Die Proteste hatten zur Folge, dass Martin Kober die rote Karte sah, was Trainer Janusz Gogola erst so richtig auf die Palme brachte. Auch er wollte nun wissen, was mit seinem Spieler passiert war, erhielt jedoch stattdessen die gelbe Karte, die er aber nicht akzeptieren konnte, weil er sich lediglich um das Wohl seines Spielers sorgte. Völlig unverständlich daher, dass die Unparteiischen darauf nicht reagierten, stattdessen zeigten sie dem Esslinger Coach die rote Karte. In der Folge musste Torwart-Trainer Ernesto Priol Bicet das Coaching vom Beckenrand übernehmen.
SSVE-Routinier Hannes Rothfuß sah den Knackpunkt vor allem in der Überzahlquote der beiden Teams, die beim SSVE bei schwachen 4 Toren aus 10 „Mann-mehr-Situationen“ lag, bei den Gästen dagegen bei guten 9 von 14: „Wir haben leider nicht zu 100 % zu unserem Spiel gefunden. Vor allem haben wir unser Überzahl nicht richtig ausgespielt und dann hat man in so einem Spiel, in dem es so viele Zeitstrafen gab, keine Chance, das Spiel ausgeglichen zu gestalten. Die Duisburger haben ihre Überzahl einfach besser und effektiver genutzt. Zudem haben die Schiedsrichter von außen unnötig Hektik ins Spiel gebracht, was eigentlich gar nicht nötig gewesen wäre. Was mich positiv stimmt ist unsere kämpferische Leistung über das ganze Spiel hinweg. Schließlich kommen noch zwei Auswärtsspiele in Potsdam und Plauen, wo wir das auf jeden Fall an den Tag legen werden müssen, um dort zu punkten, was unser Ziel sein muss,“ blickt der 28jährige auf die noch kommenden Aufgaben voraus. Mannschaftskapitän Heiko Nossek zieht ein ähnliches Resümee: „Wir haben leider die ersten vier Minuten des Spiels verpennt. Das darf eigentlich zuhause nicht passieren, aber leider hatten wir einen denkbar ungünstigen Start mit zu vielen individuellen Fehlern. Dazu kam unsere Überzahlschwäche, welche uns am Ende ein besseres Ergebnis oder noch mehr gekostet hat. Die Schiedsrichter haben leider auch einen großen Anteil gehabt, dass es generell hektisch zuging. Am Ende muss man konstatieren, dass Duisburg dank seiner individuellen Fähigkeiten und der Cleverness verdient gewonnen hat, aber so deutlich, wie es das Ergebnis zeigt, war es nicht.“
Wie schon eingangs beschrieben zeigten sich die Esslinger zu Beginn nicht auf der Höhe und lagen nach vier Minuten mit 0:4 zurück. Den ersten SSVE-Treffer erzielte Center Konstantinos Sopiadis auf starke Vorarbeit von Uros Fabic. Auch am zweiten Tor der Esslinger hatte der Centerspieler erheblichen Anteil, als er von seiner Position Zoran Bozic im Rückraum zupasste und dieser auf 2:4 verkürzte. Als Torhüter Florian Pirzer dann auch noch ein Unterzahlspiel mit einer tollen Parade entschärfen konnte, war der SSVE im Spiel. Der Einsatz des Torwarts war nur dank der hervorragenden Arbeit der medizinischen Abteilung des SSVE, Dr. Ralf Schauer und Physiotherapeut und SSVE-Athletikcoach Martin Kober mit seinem Team, möglich.
Doch auch der Beginn des zweiten Abschnitts wollte dem SSVE nicht so richtig gelingen, schnell erhöhten die Gäste auf 2:6. Beide Seiten ließen in der Folgezeit einige Überzahlchancen liegen. Zoran Bozic verkürzte in der 16. Minute mit einem tollen Rückraumkracher auf 3:6, doch noch vor der Halbzeitpause stellte der vierfache Torschütze und ehemalige Nationalspieler Paul Schüler den alten Abstand wieder her.
Es sollte das beste Viertel des SSVE folgen. In der 20. Minute traf Heiko Nossek in Überzahl zum 4:7, doch dank eines schnell ausgeführten Überzahlspiels hielt Duisburg noch den 4-Tore-Abstand. Esslingens jüngster und mit vier Toren erfolgreichster Spieler, Zoran Bozic, traf per Konter zum 5:8, doch erneut hielt Duisburg mit dem 5:9 dagegen. Es war nun aber ein Spiel mit offenem Visier. Erneut Zoran Bozic brachte sein Team auf drei Tore heran, ein weiterer seltener Überzahltreffer des SSVE. Als nur 35 Sekunden später Uros Fabic einen Konter zum 7:9 nutzte, kochte die Stimmung im Inselbad. ASCD-Trainer Arno Troost nahm eine Auszeit, das Spiel stand auf der Kippe. Und Duisburg wackelte, verlor nach nicht einmal 10 Sekunden den Ball und der SSVE startete aussichtreich und in Überzahl in einen Konter. Doch noch bevor der Ball die Mittellinie überquerte, beendete ein Pfiff die Hoffnung der Esslinger Fans auf den Anschlusstreffer. Nach einer Rangelei musste Eric Fernandez Rivas das Wasser verlassen und Duisburg nutzte die Situation zum 7:10. Es folgte viel Hektik, die letztlich dem SSVE außer zwei roten Karten nichts einbrachte.
Duisburg behielt auch im vierten Abschnitt die Nerven und nach zwei weiteren Überzahltreffern zum 7:12 war eine Vorentscheidung gefallen. Zwar war der SSVE durch Tore von Heiko Nossek und Konstantinos Sopiadis noch zwei Mal erfolgreich, allerdings bauten die Gäste mit drei Toren den ihren Vorsprung bis zum Ende auf 9:15 aus.
Für den SSVE ist die Niederlage sicherlich kein Beinbruch, die Duisburger sind als Favorit an den Neckar gereist und wurden ihrer Favoritenrolle auch gerecht. Die Esslinger Wasserballer haben sich vor allem durch den schwachen Auftakt und die schlechte Überzahlquote um ein besseres Ergebnis und mögliche Punkte gebracht. Viel Hektik gab es aufgrund von 13 Unterzahlspielen auf Esslinger Seite, demgegenüber 10 auf Duisburger Seite, dazu verursachten die Gäste zwei Strafwürfe und beide Teams kassierten je einen Ausschluss mit Ersatz, dazu beim SSVE die beiden roten Karten. Am kommenden Samstag reist der SSVE zum deutschen Meister Waspo Hannover, mit Unterbrechungen stehen dann bis Ende März noch die beiden Auswärtsspiele beim OSC Potsdam und beim SVV Plauen auf dem Programm.
Für den SSV Esslingen im Einsatz waren:
Bendeguz Bognar (Torwart), Eric Fernandez Rivas, Hannes Rothfuß, Valentin Finkes, Miklos Barothy, Uros Fabic (1), Heiko Nossek (2), Zoran Bozic (4), Vincenzo Inguanta, Kende John, Konstantinos Sopiadis (2), Florian Pirzer (Torwart).