SSVE verliert hektisches Derby

4. März 2012

11:7-Erfolg des Tabellenführers Cannstatt – Schwache Überzahlquote
Der SSV Esslingen hat auch das zweite Derby der Saison verloren. Vor erneut beeindruckender Kulisse mussten sich die Esslinger Wasserballer dem Tabellenführer SV Cannstatt mit 7:11 (1:1, 1:3, 3:5, 2:2) geschlagen geben.
Das Spitzenspiel in der B-Gruppe hatte wahrlich einiges zu bieten: vor vollbesetzten Rängen im Untertürkheimer Inselbad entwickelte sich schnell ein rassiges und umkämpftes Derby mit viel Hektik. SSVE-Trainer Davorin Golubic sah in dieser Hektik einen Nachteil für sein doch etwas unerfahreneres Team: „Klar, Cannstatt war Favorit, aber ich hatte schon die Hoffnung, dass wir die SVC-Serie gegen uns beenden können. Das hat zu Beginn gut geklappt, auch wenn wir etwas Pech hatten und uns ein Tor, das klar hinter der Linie war, nicht gegeben wurde und einige Schüsse an den Innenpfosten auf der Linie liegen blieben. Cannstatt agierte da einfach glücklicher und effektiver. Wir wollten schnell zurückschlagen, allerdings war der Druck zu groß, die Hektik hat uns nicht gut getan und wir sind vor dem Tor zu verkrampft gewesen. Es wurde dann auch nicht alles umgesetzt, was wir besprochen hatten. Alles Zeichen dafür, dass uns die Erfahrung einfach noch fehlt, mit solchen Drucksituationen umzugehen. Wir sind noch zu grün hinter den Ohren.“
Im Gegensatz zu den letzten zwei Derbys, als Cannstatt jeweils frühzeitig die Weichen auf Sieg stellen konnte, kämpfte sich das junge Esslinger Team dieses Mal gut ins Spiel und hielt dem Anfangsdruck des Gegners stand. Durch ein schönes Anspiel von Mike Troll auf Michael Müller ging der SSVE in der dritten Spielminute sogar in Führung. In der Abwehr arbeiteten die Esslinger intensiv und konnten auch dank zweier Paraden von Torhüter Marco Watzlawik den knappen Vorsprung zunächst halten. In der Folgezeit erarbeitete man sich zwei Überzahlsituationen, nutzte diese aber nicht zu weiteren Toren. Diese Nachlässigkeit sollte sich im weiteren Spielverlauf fortsetzen und ein mögliches besseres Abschneiden des SSVE verhindern. SVC-Routinier Jovan Radojevic machte es besser und erzielte in Überzahl zwei Sekunden vor Viertelende den Ausgleich.
Das zweite Spielviertel trug erheblich zur ungewöhnlich langen Gesamtspielzeit von 81 Minuten bei, denn es sollte nun hektisch werden. Esslingen vergab eine weitere Chance in Überzahl und gelangte dann selbst in Unterzahl. Doch unklar war, wer hinausgestellt wurde, denn ein Schiedsrichter zeigt Robert Roth, der andere Mike Troll an. Robert Roth verlässt das Spielfeld, der SVC formiert sich zum Überzahlspiel als plötzlich ein weiterer Pfiff ertönt: Ausschluss mit Ersatz für Mike Troll und zusätzlich Strafwurf für Cannstatt, da er nach Meinung des einen Schiedsrichters unberechtigt ins Spiel eingegriffen habe. Nach Protesten auf Esslinger Seite besprach sich das Schiedsrichtergespann und nahm seine Entscheidung schließlich zurück. Weiter ging es mit einem „normalen“ Überzahlspiel der Cannstatter, der persönliche Fehler wurde schließlich Mike Troll angerechnet. Ein Tor sollte nicht fallen, doch bereits eineinhalb Minuten später gleich die nächste muntere Diskussionsrunde: Wechselfehler beim SV Cannstatt, Ausschluss mit Ersatz für Peter Ambrus und Strafwurf für den SSVE, den Kapitän Robert Roth zum 2:1 verwandeln konnte. Direkt im Anschluss trifft SVC-Kapitän Milo Aleksic mit einem abgefälschten Schuss zum Ausgleich. Und das Überzahlpech bzw. -unvermögen verfolgte die Esslinger, eine weitere Chance wurde vergeben und Cannstatts englischer Nationalspieler Ciaran James trifft seinerseits in der 13. Spielminute zur ersten Führung des SVC. Im der Folgezeit vergab der SSVE beste Chancen, der gastgebende SV Cannstatt war schlichtweg effektiver: Jakob Zühl erzielte in Überzahl den 4:2-Halbzeitstand.
Im dritten Abschnitt baute der SVC den Vorsprung schnell auf 6:2. Kühlen Kopf vor dem Tor bewahrte beim SSVE einzig Centerspieler Michael Müller, der persönlich eine starke Leistung ablieferte und in dieser Phase mit seinen Toren Nummer 2 und 3 seine Mannschaft im Spiel halten konnte. Als Hannes Rothfuss in der 21. Minute das 5:7 aus Esslinger Sicht mit einem Rückraumschuss erzielte, keimte kurz wieder Hoffnung auf. Doch die Cannstatter Antwort kam prompt: ein Ballverlust im Mittelfeld und gleich zwei SVC-Spieler tauchten frei vor dem Esslinger Kasten auf und nutzten diese Chance zum 8:5. Kurz vor Viertelende reagierte der SVC zum zweiten Mal in einer vergleichbaren Situation schneller als die Esslinger Abwehrspieler und drückte in Person von Timo van der Bosch einen Abpraller mit etwas Glück doch noch über die Torlinie.
Auch im letzten Abschnitt zeigten sich die Gastgeber einfach abgeklärter und nutzten das nächste Überzahlspiel zum vorentscheidenden 10:5. Doch es sollte noch einmal hektisch werden: Michael Müller brachte den Ball ein weiteres Mal im Cannstatter Tor unter, doch der Treffer sollte nicht zählen, da der Schiedsrichter zeitgleich ein Aufeinandertreffen der beiden Mannschaftskapitäne abgepfiffen hatte. Was dann folgte, sorgte bei beiden Mannschaften und Fanlagern für großes Unverständnis. Ausschluss mit Ersatz gegen Esslingens Robert Roth und sogar Ausschluss mit Ersatz erst nach vier Minuten gegen Cannstatts Milo Aleksic, beides nicht gerade Spieler, die für eine unfaire Spielweise bekannt wären. Für den SSVE-Kapitän ist es mit 28 Jahren gar die erste „Rolle“ in seiner DWL-Karriere. Mike Troll verwandelte den fälligen Strafwurf zum 10:6, doch auch in der vierminütigen Esslinger Überzahl setzte sich die heutige Abschlussschwäche fort. Zwar erzielte Matthias Thoma noch den siebten Esslinger Treffer, jedoch machten ein Ballverlust und das daraus resultierende 11:7 durch Timo van der Bosch jegliche Hoffnung auf einen doch noch möglichen Esslinger Punktgewinn zunichte.
Ein bitterer Beigeschmack bleibt also für beide Mannschaften, denn die Kapitäne werden wohl eine Sperre absitzen müssen, Robert Roth ein Spiel, im Falle von Milo Aleksic sogar zwei Spiele. Und das ausgerechnet jetzt, wo ab Mitte April die Qualifikation um die PlayOff-Teilnahme ansteht, die wichtigsten Spiele der Saison für beide Teams, schließlich geht es um den Aufstieg in die A-Gruppe. Da unverständlicherweise und in nicht regelkonformer Weise nach Abschluss der Runde noch zwei Nachholspiele absolviert werden sollen und ein weiteres Spiel eventuell wiederholt werden muss, stehen die Gegner der beiden schwäbischen Bundesligisten noch nicht fest.
Für den SSV Esslingen im Einsatz waren:
Marco Watzlawik (Torwart), Tim Hornuf, Hannes Rothfuss (1 Tor), Matthias Thoma (1), Valentin Finkes, Mike Troll (1), Robert Roth (1), Michael Müller (3), Lars Blankenhorn, Hannes Glaser, Robin Finkes, Jan Glaser, Novak Zugic.

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