Esslingen kehrt nach schwacher Leistung ohne Punkte aus Berlin zurück
Trotz einer starken Anfangsphase verlieren die Esslinger Bundesliga-Wasserballer das so wichtige Spiel bei der SG Neukölln Berlin mit 12:13 (3:0, 4:6, 2:3, 3:4). Vor allem das Überzahlspiel und die Chancenverwertung aber auch die Defensivleistung ließ zu Wünschen übrig.
Nachdem die Esslinger stark begonnen hatten und nach nicht einmal vier Spielminuten mit 3:0 in Führung waren, entwickelte sich ab der siebten Spielminute (3:2) die vorab erwartet spannende Partie. Doch so richtig dramatisch wurde es 76 Sekunden vor dem Schlusspfiff, als die Berliner Gastgeber den Treffer zum 12:11 erzielten. SSVE-Trainer Janusz Gogola nahm umgehend seine letzte Auszeit, um sein Team für die letzten Angriffe zu instruieren. Doch statt dem Ausgleich folgte ein schneller Ballverlust und ein Ausschluss von Konstantinos Sopiadis. Daraufhin nahm der neue SGN-Trainer Andreas Schlotterbeck seinerseits seine letzte Auszeit. Doch auch hier war das Resultat ein Ballverlust verbunden mit einem Ausschluss. Heiko Nossek übernahm als Kapitän Verantwortung, doch sein Schuss prallte vom Torgebälk ab, allerdings blieb Esslingen in Ballbesitz und kam 15 Sekunden vor Spielende zum 12:12-Ausgleich durch Zoran Bozic. Die meisten Beobachter hatten sich bereits auf ein weiteres Unentschieden eingestellt, schließlich gab es in den letzten sechs Partien der beiden Teams gleich vier Mal ein Remis. Doch der 19jährige Niklas Braatz fasste sich ein Herz und traf eine Sekunde vor der Schlusssirene mit einem direkt verwandelten Freiwurf an allen Esslinger Abwehrarmen vorbei ins Tor – Neukölln jubelte über den nicht mehr für möglich gehaltenen 13:12-Siegtreffer, die Esslinger ließen verständlicherweise die Köpfe hängen.
Aus Esslinger Sicht ist es natürlich ärgerlich, das man das Spiel in der letzten Sekunde noch verloren hatte, viel ärgerlicher aber ist es, dass man das Spiel nicht viel früher für sich entscheiden konnte. Zwar führte man nach dem ersten Abschnitt mit 3:0, doch hätte der Vorsprung doppelt so hoch sein können, vergab der SSVE doch reihenweise beste Chancen, während die Berliner in den ersten Minuten harmlos agierten. Trainer Janusz Gogola ärgert sich über die Niederlage und sieht eine Ursache in der schwierigen Trainingssituation der letzten Wochen: „Meine Mannschaft hat viele Chancen gehabt, um das Spiel zu entscheiden. Leider konnten wir nicht mal einen Punkt retten und nach Hause nehmen. Uns fehlt einfach regelmäßige Übung, um gute Leistungen abzurufen. Wir trainieren erst seit einer Woche in unserer Halle.“ SSVE-Kapitän Heiko Nossek sprach von einer „völlig unnötigen Niederlage. Wir haben es versäumt, im ersten Viertel den notwendigen Vorsprung herauszuspielen. Am Ende wäre ein Punkt verdient gewesen, aber wir müssen jetzt unsere Lehren daraus ziehen und uns für kommendes Wochenende vorbereiten.“ Dann treffen die Esslinger zuhause am Samstag auf Pokalsieger Waspo 98 Hannover (15.30 Uhr) und am Sonntag auf die White Sharks Hannover (14 Uhr).
Wie bereits erwähnt waren die Esslinger Spieler von Beginn an hellwach. Heiko Nossek mit einem Rückraumtreffer sowie Valentin Finkes und Zoran Bozic mit zwei Kontertoren bescherten dem SSVE einen Start nach Maß. Es folgte eine Reihe vergebener Chancen, bester Chancen. Neukölln agierte wenig gefährlich nach vorne und kam doch mal etwas auf das Tor, hatte Predrag Spasojevic im Esslinger Gehäuse keine große Mühe, sodass es beim Stande von 3:0 aus Esslinger Sicht in die erste Viertelpause ging.
In Überzahl kamen die Berliner zu Beginn des zweiten Abschnitts zu ihrem ersten Treffer und legten eine Minute später nach. Hannes Rothfuß erhöhte zwar noch einmal mit einem direkten Freiwurf auf 4:2, doch sollte dies die letzte Zwei-Tore-Führung des gesamten Spieles bleiben. Der erste Ausgleich fiel dann Mitte des zweiten Viertels, das 4:4 erzielte Marek Molnar per Strafwurf, am Ende sollte Neuköllns Top-Torschütze gleich sieben Treffer auf seinem Konto haben. Zu diesem frühen Zeitpunkt waren sowohl Kapitän Heiko Nossek als auch Zoran Bozic auf Esslinger Seite bereits mit zwei Ausschlüssen belastet und nahem erst einmal für längere Zeit auf der Bank Platz und SSVE-Trainer Janusz Gogola musste umstellen. Kende John konnte in Überzahl zwar die erneute Esslinger Führung erzielen, jedoch konnten die Hausherren wenig später wieder egalisieren. Auch die Führung durch Marvin Thrans Treffer zum 6:5 hatte nicht lange Bestand. Zwei Sekunden vor der Halbzeit gelang den Gästen durch Konstantinos Sopiadis ein weiteres Mal eine Führung zum 7:6-Zwischenstand.
Wieder war es Neuköllns „Nummer 7“ Marek Molnar, der den 7:7-Ausgleich erzielte, allerdings waren die Esslinger zu diesem Zeitpunkt zwei Mann in Unterzahl. Miklos Barothy traf in Überzahl zum 8:7, doch in der 23. Spielminute war es einmal mehr Berlins Slowake, der mit seinem bereits sechsten Treffer das 8:8 erzielte. Erneut in Überzahl sollte kurz darauf Esslingens ein letztes Mal in Führung gehen, als Marvin Thran aus dem Rückraum zum 9:8 erfolgreich war. Noch vor Ende des dritten Abschnitts trafen die Gastgeber zum 9:9-Ausgeich.
Nun waren es die Berliner, die jeweils einen Treffer vorlegen sollten: Marek Molnar entwickelte sich nicht erst durch sein Tor zum 10:9 zum Esslinger Albtraum, doch wenig später wurde er nach seinem dritten persönlichen Fehler zum Glück für den SSVE zum Duschen geschickt. Doch das Spiel war längst ein Thriller. Heiko Nossek traf in doppelter Überzahl zum 10:10, ein Konter brachte die Gastgeber wenig später wieder in Führung. Heiko Nossek erkämpfte sich einen Strafwurf, den er selbst zum 11:11 verwandelte. Noch 221 Sekunden waren zu spielen und es änderte sich zunächst nichts auf der Anzeigetafel, auch weil der mittlerweile im Tor stehende Florian Pirzer einige guten Paraden zeigte, bis zu den bereits eingangs beschriebenen letzten 76 Sekunden vor Schluss, die dem SSVE die Niederlage einbrachten.
Die Enttäuschung sitzt tief bei den Esslingern. Am Ende muss man konstatieren, dass der SSVE trotz gutem Start das Spiel zu Beginn aufgrund der vielen vergebenen Chancen im Angriff und am Ende aufgrund der 13 kassierten Treffer auch in der Verteidigung verloren hat. Es gibt also einige Baustellen im Esslinger Spiel, doch viel Zeit bleibt nicht, denn schon am kommenden Wochenende warten die nächsten schweren Spiele.
Für den SSV Esslingen im Einsatz waren:
Florian Pirzer (Torwart), Eric Fernandez Rivas, Hannes Rothfuß (1 Tor), Valentin Finkes (1), Miklos Barothy (1), Uros Fabic, Heiko Nossek (3), Marvin Thran (2), Robin Finkes, Kende John (1), Zoran Bozic (2), Konstantinos Sopiadis (1), Predrag Spasojevic (Torwart)