Esslingen unterliegt Duisburg nur knapp – Sonne, Freibad, Wasserball
Esslingen – Vor toller Kulisse und bei strahlendem Sonnenschein boten die Männer des SSV Esslingen gegen den favorisierten ASC Duisburg einen bis ins letzte Viertel hinein äußerst spannenden Pokal-Fight ab, den die Gäste letztlich mit 8:11 (1:2, 3:2, 3:4, 1:3) für sich entscheiden konnten.
Am Ende gab es Applaus. Applaus für ein spannendes und attraktives Wasserballspiel. Applaus für beide Teams, die einen wahren Pokalkampf zeigten. Applaus für die tolle Atmosphäre und vielleicht auch für das perfekte Freibadwetter. Vor allem aber Applaus für eine kämpfende und sich nie aufgebende SSVE-Mannschaft. Natürlich steht am Ende das Ausscheiden aus dem Wettbewerb um den Deutschen Wasserball Pokal 2021. Doch die SSVE-Verantwortlichen betrachteten die Situation vor der Partie realistisch und damit ihr Team als klaren Außenseiter, schließlich schrammten die Duisburger in der abgelaufenen Bundesligasaison nur knapp an Bronze vorbei und konnten sich nun noch einmal verstärken. Daher freute man sich auf ein Freibadspiel, wollte dagegen halten und kämpfen – und genau das hat das junge Team um Kapitän Marvin Thran getan. SSVE-Trainer Heiko Nossek war mit seiner Mannschaft zufrieden: „Auf dieses Spiel lässt sich aufbauen. Die Jungs haben gut gekämpft und auch wirklich als Mannschaft gespielt! Mit etwas mehr Glück bei einigen Entscheidungen der Unparteiischen wäre ein noch besseres Ergebnis drin gewesen.“ Und sein Co-Trainer Hannes Rothfuß fasst die Partie so zusammen: „Wir machen über drei Viertel ein gutes Spiel, hinten raus geht uns ein wenig die Luft aus. Wie so oft entscheiden Kleinigkeiten das Spiel. Wir verteidigen gut, aber vorne im Angriff und bei Überzahl fehlt uns das Glück und die Durchschlagskraft. Wir haben das Spiel aus dem vollen Training genommen, da es mitten in die Vorbereitung auf die neue Saison gefallen ist, daher war das einkalkuliert. Wir zeigen eine tolle kämpferische und geschlossene Mannschaftsleistung, bei der insbesondere unser Torwart Boris Tepic hervorzuheben ist. Wir dürfen uns jetzt nicht auf dem Erreichten ausruhen, sondern müssen fleißig weitertrainieren, um die Basis für eine erfolgreiche Saison zu legen. Es war ein gutes Spiel, bei fantastischem Wetter und endlich vor Zuschauern.“
Nach einer knapp vierminütigen Abtastphase und einem ersten überstandenen Unterzahlspiel traf Uros Fabic aus der halblinken Position zum 1:0. Ein Duisburger Doppelschlag bescherte den Gästen in der sechsten Spielminute die erste Führung. Der stark agierende Konstantinos Sopiadis erkämpfte zwei Bälle, doch vorne brachten die Esslinger den Ball nicht mehr im Tor unter. Doch auch die Duisburger scheiterten, vor allem an SSVE-Torwart Boris Tepic. Mit 1:2 ging es in die erste Pause.
Auch lange ins zweite Viertel hinein dominierten die beiden Abwehrreihen, abwechselnd vergaben die beiden Mannschaften Überzahlmöglichkeiten. Es musste ein Strafwurf her, um den nächsten Ball im Tor zu sehen, die Gäste erhöhten auf 1:3. Dieser Treffer schien die Torblockade gelöst zu haben, denn in den restlichen knapp drei Minuten bis zur Halbzeit sollten vier weitere Treffer fallen. Marvin Thran aus dem Rückraum und Valentin Finkes in einer Kontersituation brachten mit ihren Toren den Ausgleich. Zwar konnte der ASCD mit 3:4 erneut in Führung gehen, doch ein direkt verwandelter Freiwurf von Marvin Thran 1,8 Sekunden vor Abschnittsende brachten den 4:4-Halbzeitstand. Der Pokalkampf war endgültig eröffnet.
Und genauso ging es in der zweiten Halbzeit weiter. Immer wieder gingen die Gäste in Führung, die die Hausherren, nun angepeitscht von den tollen Fans, stets ausgleichen konnten. Die Duisburger 4:5-Führung glich Miklos Barothy mit einem Tor bei Überzahl von Linkaußen wieder aus. Mitte des dritten Abschnitts konnte Uros Fabic zunächst einen Schuss in Unterzahl blocken, beim nächsten Duisburger Angriff musste er jedoch selbst das Wasser für 20 Sekunden verlassen und die Gäste schalteten schnell und trafen zum 5:6. Doch Esslingen blieb nun dran: ein schönes Anspiel von Simon Rehm von der rechten Seite auf Center Konstantinos Sopiadis und dessen gelungene Aktion bescherte den Esslingern einen Strafwurf, den Kapitän Marvin Thran mit seinem dritten Treffer sicher verwandelte. Es folgte die erste äußerst umstrittene Situation: einen Torwurf des ASCD konnte Torhüter Boris Tepic von der Linie kratzen – so sah es zumindest die Esslinger Bank und auch die Fans, doch mangels Videobeweis oder Torlinientechnik wird diese Frage wohl unbeantwortet bleiben müssen – die Unparteiischen sahen den Ball jedenfalls hinter der Linie und es stand 6:7. Bei dieser Aktion sah SSVE-Trainer Heiko Nossek glatt die rote Karte, eine Verwarnung gab es nicht. Zunächst zeigte sich sein Team unbeeindruckt und Linkshänder Periklis Reizis traf in Überzahl von Rechtaußen zum Ausgleich. Eine halbe Minute vor Viertelende kamen die Westdeutschen ihrerseits in Überzahl zur nächsten Führung, die sie mit in die letzte Pause nahmen.
Die Esslinger Männer kämpften, Marvin Thran scheiterte jedoch mit einem Bogenball und auch ein weiteres von Centerspieler Konstantinos Sopiadis nach perfektem Pass von Neuzugang Peter Karteszi erkämpftes Überzahlspiel blieb ungenutzt. Dagegen kamen die Gäste mit etwas Glück – SSVE-Torwart Boris Tepic hatte den Ball fast schon erkämpft – zur nächsten 2-Tore-Führung etwa viereinhalb Minuten vor der Schlusssirene. Es folgte die nächste umstrittene und aufgrund des Spielstandes und der fortschreitenden Zeit letztlich wohl spielentscheidende Szene: im Angriff kämpfte sich Konstantinos Sopiadis einmal mehr vor seinen Gegenspieler, hatte freien Weg aufs Tor, doch statt den Vorteil laufen zu lassen, bekam der SSVE ein Überzahlspiel zugesprochen. Dieses vergaben die Esslinger jedoch und fingen sich zu allem Unglück auch noch einen Konter ein, der mit einem berechtigten Strafwurf für die Gäste endete, den Ex-Nationalspieler Dennis Eidner zum 7:10 vorentscheidend verwandelte. Ein weiteres Kontertor brachte 200 Sekunden vor dem Abpfiff endgültig die Entscheidung. Doch auch hier zeigte die Esslinger Mannschaft eine Reaktion: keineswegs ließen sie jetzt die Köpfe hängen, sondern wollten den nächsten Torerfolg, der ihnen schließlich auch gelang, als sich Neuzugang Nenad Stojcic im Center ein Überzahlspiel erkämpfte, welches der 17jährige Periklis Reizis zu seinem zweiten Treffer und zum 8:11-Endstand nutzte.
Der Pokalwettbewerb 2021 ist für den SSVE damit Geschichte, doch nun geht es nahtlos in der Vorbereitung auf die neue Saison 2021/2022 weiter. Die Bundesliga startet für die Esslinger mit einem Heimspiel im Untertürkheimer Inselbad am 6. November um 18 Uhr gegen die SG Neukölln Berlin.
Für den SSV Esslingen im Einsatz waren:
Boris Tepic (Torwart), Miklos Barothy (1 Tor), Marvin Thran (3), Valentin Finkes (1), Kende John, Uros Fabic (1), Periklis Reizis (2), Simon Rehm, Peter Karteszi, Nenad Stojcic, Nikola Plackovic, Konstantinos Sopiadis, Alexandros Vlantoussis (Torwart)