Der Olympia-Schiedsrichter des SSV Esslingen ist zurück aus London
Uli Spiegel berichtet nach seinen zahlreichen Einsätzen als Schiedsrichter beim olympischen Wasserballturnier von seinen Eindrücken, seinen Erlebnissen, von herausragenden Momenten und nicht zuletzt von seinem 40. Geburtstag, der zugleich der letzte Tag der Olympischen Sommerspiele 2012 in London war.
Uli Spiegel war der einzige deutsche Vertreter seiner Sportart in London, nachdem sich weder die Frauen- noch die Herrenmannschaft für das olympische Wasserballturnier qualifizieren konnte. Bei seinen ersten olympischen Spielen leitete der Esslinger gleich acht Spiele. Damit waren seine Einsätze nicht nur zahlreich, sondern auch erfolgreich. Denn eine erneute Ansetzung muss man sich durch gute Leistungen erst verdienen. „Acht Spiele bei Olympia sind nicht ohne, gerade für einen Newcomer wie mich“, so Uli Spiegel, „damit bin ich mehr als zufrieden.“ Die Ansetzungen für das Halbfinale der Frauen zwischen USA und Australien, für das Viertelfinalspiel der Männer zwischen Serbien und Montenegro sowie an seinem Geburtstag für das Spiel um den siebten Platz zwischen USA und Australien waren sicherlich die Highlights. Ausgerechnet beim Halbfinalspiel war der Fokus in einer ganz entscheidenden Phase auf Uli Spiegel und seine kanadische Schiedsrichterkollegin gerichtet: beim Stande von 9:8 für die USA nahm der amerikanische Coach eine Sekunde vor dem Schlusspfiff eine unberechtigte Auszeit. Im Wasserball hat dieser Regelverstoß einen Strafwurf zur Folge. Den verwandelten die Australierinnen und so ging es in die Verlängerung. Zwar gewann die USA am Ende doch noch mit 11:9 und zog ins Finale ein, wurde sogar Olympiasieger, aber dennoch war dies natürlich eine äußerst brenzlige Situation, in der man kühlen Kopf bewahren musste: „Das sind Entscheidungen in Bruchteilen von Sekunden, die über Sieg und Niederlage, über Gold oder nicht Gold entscheidend sein können“, so Uli Spiegel, „It is your decision! Wie alleine ist man da in einem Stadion mit 5000 Zuschauern? Eine falsche Entscheidung und das Turnier kann für dich als Schiedsrichter beendet sein“.
Nicht nur als Schiedsrichter war Uli Spiegel im Einsatz. An seinen „spielfreien“ Tagen war er bei anderen Partien als Torrichter, als Kampfrichter oder als Zeitnehmer gefragt. Doch wie von ihm erhofft, blieb auch noch Zeit, um das olympische Flair einzuatmen und London zu erkunden: „Die Sehenswürdigkeiten kennt man ja alle schon aus dem Schulbuch, das jetzt mal vor Ort zu sehen, war schon toll. Aber auch einfach mal Fish & Chips in einem typischen Pub essen, ist ein Erlebnis, vor allem weil man mit den vielen Volunteers auch dort sehr schnell ins Gespräch kam. Überhaupt waren alle sehr aufmerksam und freundlich, die Organisation und Logistik vorbildlich.“ Auf die Frage, welches denn sein persönlich herausragender Moment war, kommen dem Unternehmer gleich mehrere Dinge in den Sinn: „Natürlich waren die Eröffnungs- und die Schlussfeier was ganz besonderes. Wenn die Athleten einlaufen, das olympische Feuer entzündet wird, da bekommt man schon Gänsehaut. Aber auch das Gala-Diner der FINA (Anm.: Dachverband aller nationalen Sportverbände für Wasserball, Schwimmen, Wasserspringen und Synchronschwimmen) im Natural History Museum unter dem Skelett eines Dinosauriers wird unvergesslich bleiben.“ Und zum krönenden Abschluss durfte Uli Spiegel seinen 40. Geburtstag mit 70.000 Zuschauern, mehr als 10.000 Sportlern und einigen absoluten Weltstars aus der Musik- und Filmszene bei der grandiosen und bewegenden „Closing Ceremony“ im Olympiastadion feiern.